Netphen. Die Politik diskutiert über die Planungen für die 125-Jahr-Feier in Netphen. Standpreise seien zu hoch, Vereine abgeschreckt und die Infos zu mau.

Bisher relativ überschaubar ist das Interesse von Netpher Vereinen an der geplanten 125-Jahr-Feier der ersten Motor-Omnibuslinie der Welt. Das geht aus einem Schreiben der Verwaltung hervor, über das der Kulturausschuss diskutiert hat.

Vom 20. bis 22. März 2020 soll das Jubiläum mit einer Großveranstaltung gefeiert werden – in Deuz, Netphen und Weidenau. Dann jährt sich die Inbetriebnahme der ersten Motor-Omnibuslinie der Welt zum 125. Mal. Die Strecke führte von Deuz nach Siegen. Deshalb soll auch an verschiedenen Orten gefeiert werden. Das Motto: „Mobilität und Digitalisierung im ländlichen Raum“.

Fünf Anmeldungen bisher

An den ersten beiden Tagen ist ein „buntes Programm“ rund um den Rathausplatz in Netphen geplant. „Hier soll den Ortsteilen und -vereinen die Möglichkeit geboten werden, sich mit kulinarischen und/oder kulturellen Angeboten zu präsentieren“, heißt es. Doch von den geplanten 29 Ständen sind bisher nur fünf vergeben. Und das, obwohl die Stadt laut eigenen Angaben sowohl alle Ortsvorsteher als auch alle Vereine und die im Zentrum ansässigen Einzelhändler angeschrieben hat. Drei Rückmeldungen durch Ortsvorsteher gebe es bisher.

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Standpreise nachträglich gesenkt

Der Deuzer Ortsbürgermeister Reiner Brix stößt die Diskussion im Rathaus an: „Die Preise für die Stände sind zu hoch.“ Außerdem, so Reiner Brix weiter, seien die Ortsvereine nicht begeistert, an Feierlichkeiten in Netphen teilnehmen zu sollen. Manfred Heinz (SPD) hakt ein: „Es gab ja offenbar eine große finanzielle Not. Deshalb waren die Standpreise so hoch.“ Mittlerweile habe er mitbekommen, dass die Preise gesenkt worden seien. „Aber das reicht wohl nicht, um die Vereine nach Netphen zu locken.“ Bürgermeister Paul Wagener erklärt, dass die Preise sich an jenen der 775-Jahr-Feier in 2014 orientiert hätten und nun angepasst wurden.

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Man bemühe sich auch um Sponsoren, da man davon ausgehe, vom Stadtrat in Anbetracht der angespannten finanziellen Lage keine Haushaltsmittel für ein Fest bewilligt zu bekommen, so Wagener weiter. Das bringt Manfred Heinz auf die Palme – diese Unterstellung sei unfair. Der Bürgermeister solle erklären, wie er zu dieser Annahme komme. Dieser wiederum erklärt, dass seinerzeit für das große Stadtfest auch keine Mittel bewilligt worden seien. „Wir sind da gebrannte Kinder.“ Es gebe schließlich dieses „historische Beispiel“. Er vermute, dass die Politik einen sparsamen Kurs fahren werde. Wer Recht hat, wird sich bei der Abstimmung über den Haushalt zeigen.

Gemeinsame Absprachen

Auch Alexandra Wunderlich (CDU) übt Kritik. Sie würde gerne mehr Aufmerksamkeit auf das Fest lenken, doch außer einem groben Ablaufplan habe sie bisher nichts zur Hand. Sie wünscht sich mehr Informationen von der Verwaltung.

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An den Planungen sind außer der Stadt Netphen auch die Stadt Siegen und der Kreis beteiligt. Der Kreis arbeitet derzeit an einem Sicherheitskonzept. Bei der Stadt Netphen sind sieben Personen aus der Verwaltung mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt. Bürgermeister Paul Wagener verweist darauf, dass man sich auf eine gemeinsame Pressearbeit geeinigt habe und bald eine Pressekonferenz anstehe. Auch dafür erntet er Kritik von Manfred Heinz. Wieso das Gremium, das gegebenenfalls über das Einstellung von Geld in den Haushalt entscheidet, auf eine Pressekonferenz warten solle, will er wissen.

Blick zurück und in die Zukunft

Zum Einsatz kam damals ein Fahrzeug des Unternehmers Carl Benz aus Mannheim. Der mit Benzin betriebene Omnibus sollte die bis dahin gängigen Pferdeomnibusse ersetzen. Auf die alte Linie soll zurückgeblickt werden.

Aber mit dem Fest soll auch „zukunftsgerichtet auf die Wichtigkeit von Mobilität im ländlichen Raum aufmerksam gemacht werden“.

Bereits das Fest zum 100-Jährigen wurde gefeiert und war mit mehr als 100.000 Besuchern ein Erfolg (siehe Foto).

Mitfahren vermutlich erlaubt

Paul Wagener gibt daraufhin einen Kurzüberblick über die Planung: Freitag werden die Busse in Deuz aufgestellt. Über die Waldstraße fahren sie dann als Korso am Samstag nach Netphen, wo sie von 11 bis etwa 15.30 Uhr zu sehen sind. Für den Bus-Korso gibt es bisher laut Bürgermeister Paul Wagener 60 Zusagen von Omnibus-Eigentümern. Ob das Mitfahren für Besucher erlaubt wird, entscheiden die Teams selbst. Paul Wagener ist aber sehr optimistisch.

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Um 15.30 Uhr fahren die Wagen weiter nach Weidenau. Dort werden alte wie neue Busse ausgestellt – auch Elektro- und Wasserstoffmodelle sowie den ersten autonomen Bus wird es zu sehen geben. Abends gebe es einen Empfang in der Siegerlandhalle, bei dem auch Schirmherr Armin Laschet erwartet werde. Für den Sonntag sei in Netphen ein Gottesdienst geplant. Anschließend gibt es ein Konzert mit Chören und dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr, so Paul Wagener.

Problem: Verkehr durch Deuz

Beim Stichwort Waldstraße wird der Ausschuss hellhörig. Dorothee Spies (CDU) erinnert an die Großbaustelle in Deuz und fragt sich, wo der Verkehr hin soll. Die Verwaltung erklärt, dass man um temporäre Sperrungen nicht herumkomme. Das betreffe beispielsweise die Feuersbacher Straße. Das sei aber gut darstellbar und mit der Polizei abgesprochen. „Die machen die Feuersbacher Straße zu und die von Salchendorf nach Deuz auch“, sagt Reiner Brix kopfschüttelnd. Wenn die Busse dann über die Waldstraße fahren würden, sei dort auch „alles dicht“. Manfred Schröder (UWG) beschwichtigt. Sperrungen dieser Art seien bei Festzügen üblich. „Das ist schon vernünftig so.“

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