Netphen/Siegen. Netphen und Siegen planen: Ein Korso von 125 Oldtimer-Bussen fährt zum 125-Jährigen auf der alten Linie. Am Ziel geht es um die Zukunft.

Den beiden Fahrzeugen aus der Fertigung von Car Benz aus Mannheim war keine lange Zeit vergönnt. Schon am 20. Dezember 1895 stellte die Netphener Omnibusgesellschaft die Linie von Deuz nach Siegen wieder ein. Zu oft hatten die höchstens neun Fahrgäste unterwegs zum Schieben aussteigen müssen, zu lange, nämlich eine Stunde und 20 Minuten für die 15 Kilometer, dauerte die holprige Fahrt auf Eisenreifen, nachdem die Vollgummireifen zu oft von der Felge abgesprungen waren. Die Pferdeomnibusse übernahmen den Dienst wieder – bis 1906 die Kleinbahn kam.

Trotzdem: Das, was am 18. März 1895 auf die Straße ging, war die erste motorisierte Omnibuslinie der Welt. 10.600 Fahrgäste hatte sie in der kurzen Zeit ihres Bestehens befördert, die 3100 Mark Fahrgeld entrichtet hatten. Vom 20. bis 22. März 2020 feiern die Städte Netphen und Siegen und der Kreis Siegen-Wittgenstein den 125. Jahrestag dieser Jungfernfahrt. Das Programm steht, Herzstück ist – wie schon zum 100-Jährigen – ein Omnibus-Korso.

Das ist der Korso

Bisher an die 60 Anmeldungen hat Bernd Heinemann zusammen, 125 Omnibusse will er haben – für jedes Jahr einen. „Die holen wir uns nach und nach herbei“, berichtet Heinemann. „Spätestens Ende November“ soll der Korso stehen, damit die Arbeit an dem Katalog beginnen kann, für den sich ein Autor bereithält. Heinemann hat schon 2014 das Stadtfest zur Netphener 775-Jahrfeier organisiert – dass im Netphener Rathaus Stadtplanung und Wirtschaftsförderung im selben Fachbereich organisiert sind, kommt dem Talent des Bauzeichners und Stadt-Künstlers zupass. Für ihn ist es eine Premiere. Das Omnibus-Jubiläum 1995 hat das Kulturbüro des Kreises organisiert, „da war ich woanders“.

Ein Ifa-Reisebus aus dem Osten Deutschlands – mit Scheibengardinen
Ein Ifa-Reisebus aus dem Osten Deutschlands – mit Scheibengardinen © Stadt Netphen

Heinemann hat mit den Herstellern von heute und den Sammlern der Oldtimer Verbindung aufgenommen, und natürlich beteiligt sich auch Klaus-Dieter Wern, dem nicht nur die Verkehrsbetriebe gehören, sondern auch ein Handel mit gebrauchten Bussen. Richtige Oldtimer werden mitfahren, wie zum Beispiel der erste Doppeldecker-Bus der Welt, und modernste Fahrzeuge mit Elektro-, Wasserstoff- und Hybrid-Antrieb.

Ministerpräsident Armin Laschet kommt

Ministerpräsident Armin Laschet ist Schirmherr des Omnibus-Jubiläums.

120.000 Euro soll das Fest kosten. Das geht aus einer Vorlage für den Kulturausschuss des Kreistags hervor, der am Montag, 16. September, ab 18 Uhr im Kreishaus tagt. 20.000 Euro will der Kreis selbst übernehmen, den Rest teilen sich die beiden Städte.

Auf 10.000 Quadratmetern am Deuzer Bahnhof und entlang der Waldstraße werden die 125 Busse sich am Samstagmorgen gegen 7.30 Uhr aufstellen. Um 10.30 Uhr ist Abfahrt nach Netphen, wo der 1,6 Kilometer lange Lindwurm durch die Amtsstraße paradiert und wo jeder einzelne Bus vorgestellt wird – vor 25 Jahren hatte Sportmoderator Rolf Töpperwien diesen Part übernommen. Ab 15.30 Uhr geht es weiter: durch die Industriestraße nach Dreis-Tiefenbach, dort vom Jung-Stilling-Platz Richtung Siegstraße nach Weidenau, wo der Korso über Herrenwiese und Bismarckstraße gegen 17,30 Uhr sein Ziel, den Bismarckplatz, erreicht. Dort können die Busse auch den ganzen Sonntag über besichtigt werden.

Das passiert sonst noch

Im Netphener Einkaufszentrum bilden die Heimatvereine am Samstag und am – vielleicht – verkaufsoffenen Sonntag eine Festmeile. Jedes Dorf beteiligt sich mit eigenen Spezialitäten. Es gibt Souvenirs: Bilder, Schneidebrettchen – sogar ein Waffeleisen wird präpariert, damit es die „125“ in den Teig backt.

In der Weidenauer Poststraße geht es am Sonntag um die Mobilität der Zukunft. Themen der Ausstellung sollen zum Beispiel das autonome Fahren, Ride- und Carsharing sowie der Einsatz von Brennstoffzellentechnik in Pkw und Bussen sein. Dazu gibt es in der Bismarckhalle ein Vortragsprogramm.

Gefeiert wird auch: Auf dem Netphener Rathausplatz steigt am Freitag eine Radio-Siegen-Party, für den Samstag ist ein Heimatabend geplant. In der Weidenauer Bismarckhalle bleiben am Samstagabend bei einer Festveranstaltung die Veranstalter, die Eigentümer und Fahrer der Busse, die Sponsoren, Vertreter der Politik und geladene Gäste unter sich. Auch in Weidenau ist ein verkaufsoffener Sonntag geplant. Der Sonntag in Netphen beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst und einen Frühschoppen mit Blasmusik.

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