Deuz. Am Deuzer Bahnhof hat der erste Motor-Omnibus der Welt nie gehalten. Jetzt ist er dort in einem gläsernen Pavillon ausgestellt. Die Stadt will 2020 ganz groß feiern.

Jetzt hat er eine gläserne Garage: der Nachbau des ersten Motor-Omnibusses der Welt, der am 18. März 1895 die erste Fahrt von Deuz nach Siegen schaffte. Am Dienstag war der Deuzer Bahnhof das Ziel der kurzen Fahrt von seinem Depot auf dem Gelände der Firma Walzen Irle, deren Geschäftsführer von Gumpert 1970 das Replikat des 5-PS-Benz-Landauers in Auftrag gab.

Das Original hat hier nie gehalten: Die beiden postkutschenähnlichen Gefährte waren zu schwach für die Siegerländer Berge, allzu oft mussten die zehn Fahrgäste (acht drinnen, zwei auf dem Bock) aussteigen und schieben. Kurzum – im Dezember war alles schon wieder vorbei. Elf Jahre vor dem Bau des Bahnhofs und der Eröffnung der Kleinbahn. Den Pioniergeist aber, den die Aktionäre der Omnibusgesellschaft damals an den Tag legten, „haben sich die Mittelständler im Netpherland bis heute erhalten“, freute sich Bürgermeister Paul Wagener, als er den Vertretern von Walzen Irle, Bahnhofs-Förderverein und Sparkasse für die Investition in den 20 000 Euro teuren Pavillon dankte, der nach einem Entwurf des Netphener Künstlers und Stadt-Mitarbeiters Bernd Heinemann gebaut wurde.

Der Bus steht nun am Bahnhof neben dem letzten Gleisstück mit dem Drehgestell – für den Bürgermeister Sinnbilder dafür, wie Verkehrsinfrastruktur erfolgreiches Wirtschaften ermöglicht: „Der Faktor Mobilität war bereits zur damaligen Zeit ein Wachstumsmotor und ist es bis heute geblieben.“ Mit dem Deuzer Bahnhof, an den sich bald der Bühlgarten als Begegnungspark anschließt, hat die Stadt noch viel vor. Bereits am Dienstag, 15. November, wird der Kulturausschuss über die von der SPD-Fraktion vorangetriebene Idee sprechen, den nächsten Bus-Geburtstag ganz groß zu feiern: 125 Jahre her ist die Jungfernfahrt des ersten Omnibusses der Welt am 18. März 2020.

1995 kamen 100 000 Besucher

Am 18. März 1995 war der 4,10 Meter lange Benz-Nachbau eines der kürzesten Gefährte in der stattlichen Parade von 96 Oldtimer-Bussen aus zehn Ländern, die sich auf den Weg von Deuz nach Siegen machten – und für die 15 Kilometer lange Strecke noch viel länger brauchten als die knapp anderthalb Stunden, die das historische Vorbild unterwegs war, fahrplanmäßig. Denn die Straßen wurden gesäumt von um die 100 000 Gästen, die dieses einmalige Spektakel sehen wollten. Für das damals noch ganz junge Kulturbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein war es das zweite große neue Projekt nach der Erfindung von Kultur Pur, mit der Kulturreferent Wolfgang Suttner sozusagen Siegerländer Event-Geschichte schrieb: drei Tage mit 22 Veranstaltungen, einschließlich Kabarett im Linienbus, einem Festakt im Festzelt in Netphen und einer Ausstellung von 2000 Omnibus-Miniaturen in der Weidenauer Bismarckhalle – der größten Sammlung Europas, natürlich.

Die Vorlage für das große Fest im Jahr 2020 ist da. Und das Programm? „Lassen Sie sich überraschen“, sagt Bürgermeister Paul Wagener.