Siegen-Wittgenstein/Olpe. „Spaß haben – mobil bleiben“: Polizei, Suchtprävention und Verkehrswacht lassen junge Leute, darunter auch Polizisten, betrunken ans Steuer.
Trinken, Autofahren, sich dabei auch noch ablenken lassen – und die Polizei macht auch noch mit: Einige Studierende der Uni Siegen haben am Projektes „Spaß haben – mobil bleiben“ der Fachstelle für Suchtprävention des Kreises Siegen-Wittgenstein teilgenommen. Noch immer gehören die sogenannten „Disco-Unfälle“ zu den tragischsten Ereignissen im Straßenverkehr, so die Kreispolizeibehörde. Hier setzt das Projekt an.
In Fahrschulen berichten die Experten, welche Auswirkungen Alkohol am Steuer, Hantieren mit dem Smartphone oder Ablenkung durch den Beifahrer hat. „Wenn Gleichaltrige, so genannte ‘Peers’, von solchen Erlebnissen berichten, ist das wesentlich glaubwürdiger, als wenn der vielleicht 30 Jahre ältere Fahrlehrer das tut“, sagt Volker Schneider, Suchtprävention des Kreises. Zudem sei wichtig, dass die jungen Leute wissen, wovon sie reden.“ Gleiches gelte für Polizeibeamte, die ebenfalls immer wieder mit dem Thema „Alkohol am Steuer“ konfrontiert werden und einem angetrunken Autofahrer erklären müssen, warum das ziemlich dumm ist.
Alkoholwerte nach zwei Runden noch weit unter 0,8 Promille
„Nur was man selbst erlebt, kann man wirklich gut erklären“, sagt Felix Weber, 25, Polizist und angehender Fahrsicherheitstrainer der Verkehrswacht Siegerland-Wittgenstein. Daher die Aktion auf dem Verkehrsübungsplatz des Olper Automobilclubs.
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Auf dem abgesperrten Übungsgelände waren neun Fahrlehrer mit Autos unterwegs, die Teilnehmer fuhren zunächst den Parcours völlig nüchtern. Danach gab es Bier und Sekt, der Alkohol durfte etwas wirken, nach der Promillemessung ging es erneut durch den Parcours – natürlich mit Fahrlehrer. Nach dem Essen und auf Wunsch weiterem Alkohol ging es für einige erneut auf den Parcours. „Die meisten dachten, sie hätten noch alles im Griff“, sagt Michael Zell, Polizeibeamter und Fahrsicherheitstrainer bei der Verkehrswacht. Die Alkoholwerte lagen auch alle noch weit unter 0,8 Promille.
Fahrlehrer: Ablenkung durch WhatsApp hat erschreckende Folgen
Maik Arndt, Fahrsicherheitstrainer und Fahrlehrer, stellte aber fest, dass die jungen Leute mutiger und enthemmter wurden. Ihre Fahrfertigkeit nahm aber ab. „Hindernisse wurden überfahren, Ausweichmanöver viel zu spät eingeleitet oder Gefahren vollkommen übersehen. Besonders die Folgen durch eine Ablenkung durch eine WhatsApp-Nachricht hat mich persönlich erschreckt.“ Jens Schiller, Netphener Fahrschule Schiller, hatte den gleichen Eindruck: „Es war spannend zu erleben, was eine geringe Menge Alkohol oder auch eine Nachricht auf dem Handy mit jemanden macht, der eigentlich Auto fahren will und sich auf den Straßenverkehr konzentrieren sollte.“
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„Spaß haben – mobil bleiben“, ist für die Kreispolizeibehörde ein wichtiger Baustein in der Verkehrsprävention. Stefan Winkler, Leiter der Direktion Verkehr und verantwortlich für die Präventionsarbeit, sagt: „Für uns stellt sich immer die Frage, wie wir an die jeweiligen Personengruppen herankommen. In den Klassen 5 und 6 machen wir den Fahrradführerschein, in der Oberstufe haben wir das Projekt Crash Kurs. Aber danach, gerade im kritischen Alter von 18 bis 25 haben wir keinen Zugang mehr. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir innerhalb des Fahrschulprojektes unser Fachwissen durch die Peers weitergeben können.“
Kaum tragische Verkehrsunfälle in dieser Altersgruppe im Kreis
Auch Volker Schneider von der Suchtprävention des Kreises ist vom Erfolg des Projekts überzeugt: „Prävention selbst kann man nur sehr schwer messen. Ich bin aber sicher, dass gerade die Zusammenarbeit von Fahrschulen, Polizei, Verkehrswacht und Kreis in diesem und weiteren Projekten dazu beigetragen hat, dass sich in Siegen-Wittgenstein in den letzten Jahren kaum tragische Verkehrsunfälle in dieser Altersgruppe ereignet haben.“
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Nach der Veranstaltung musste – und durfte – keiner der Teilnehmer mehr ans Steuer. Alle wurden nach Hause gebracht. Dafür sorgten die Fahrlehrer der Fahrschulen Schiller, Schattat, Freund, Sting und Gero Schmidt, bei denen sich Kreis, Polizei und Verkehrswacht für ihre Unterstützung bedanken.
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