Rinsdorf. Helmut Buttler legt 1962 sein Examen an der Siegener Ingenieurschule für Bauwesen ab – ein Vorläufer der Uni Siegen – und baut danach die A45 mit
Im Prinzip funktioniert Brückenbauen heute noch wie vor 50 Jahren: Stahl und Beton so lange übereinandertürmen, bis Autos drüber fahren können. Sehr stark vereinfacht. Aber Baustellenlogistik, Ersatzneubauten im Betrieb mit 100.000 Fahrzeugen pro Tag, Umweltschutzmaßnahmen und vor allem Betroffenheit von Anwohnern – das alles spielte in den 1960er Jahren, als die A45 mitsamt ihren Brücken gebaut wurde, noch längst keine so große Rolle wie 2019.
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Ende 1962 legten 15 junge Männer ihr Examen an der Ingenieurschule für Bauwesen ihr Examen ab. Fünf von ihnen fingen danach quasi sofort beim „Autobahnenbauamt“ an, wie der heutige Landesbetrieb Straßenbau NRW seinerzeit hieß. Und bauten mit an der A45, der Königin der Autobahnen. Vieles, aber nicht alles hat sich seither verändert. Fünf Männer des ersten Verkehrsbausemesters der Schule hat sich das an der Großbaustelle Talbrücke Rinsdorf vor Ort angesehen.
Abschnitt zwischen Siegtalbrücke und Wenden betreut
„Die ingenieurstechnischen Aufgaben sind heute viel schwieriger, erfordern noch vielseitigeres Denken“, sagt Helmut Buttler aus Netphen. Der 78-Jährige heutige Kommunalpolitiker ist einer der fünf, die 1963 von der Schule zur Autobahn gingen. Der Abschnitt zwischen Siegen-Süd, also der Siegtalbrücke, und Wenden war seiner, Buttler und Kollegen waren für die Bauüberwachung von zwei Brücken zuständig, später auch Erd- und Straßenbau. Das ist auch so eine Veränderung: Die Bauüberwachung übernehmen heute meist externe Ingenieurbüros für Straßen NRW.
Ein Hindernis war damals schon die Topografie – deswegen wurden die Brücken ja benötigt. Es musste keine Straße voll oder teilgesperrt werden, denn es gab ja schlicht noch keine Autobahn, über die der Verkehr weiter hätte fließen müssen. „Wir haben die A45 ins jungfräuliche Land gesetzt“, schmunzelt Helmut Buttler. „Mitten in die Prärie, in Gottes freie Natur.“
Heutige Schwerlastverkehre vor 50 Jahren nicht absehbar
Zehn Jahre seines Berufslebens verbrachte Buttler mit dem Bau der Autobahn, von 1963 bis 1973. Sie hätten sich niemals träumen lassen, dass die gewaltigen Brücken, die sie da errichten, rund 50 Jahre später abgerissen und neu gebaut werden müssen. „Wir waren der festen Überzeugung: Das sind Bauwerke für die Ewigkeit“, sagt der 78-Jährige.
Man habe damals keinen Gedanken daran verschwendet, dass der Anteil des Schwerlastverkehrs so groß werden würde, dass er auf wichtigen Verkehrsachsen mindestens eine eigene Fahrspur braucht, um überhaupt flüssig abgewickelt werden zu können. Dass unter den gewaltigen Belastungen der abertausende Tonnen schweren Blechlawine, die sich täglich über die Autobahn wälzt, die Statik leiden würde. Dass sich Risse im Beton bilden würden, die regelmäßig daraufhin untersucht werden müssen, ob sie größer werden. „Das war damals nicht vorhersehbar“, sagt Helmut Buttler.
40 Jahre in der Straßenverwaltung
Zehn Jahre war Buttler beim „Amt“, nachdem die A45 Anfang der 1970er Jahre fertiggestellt war, wechselte in die Straßenmeisterei nach Netphen. 40 Jahre war er insgesamt in der Straßenverwaltung in Südwestfalen tätig. Er ist einer von denen, die mit daran gearbeitet haben, eine Autobahn quer durchs Land fertigzustellen.
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Wie aufwändig es ist, diese Autobahn sechsspurig auszubauen, dabei alle Brücken neu zu errichten, das alles im laufenden Betrieb, unter Berücksichtigung aller Betroffenheiten von Anliegern und Durchgangsverkehren – daran lässt es sich erahnen: Viele der Nachfolger des ersten Verkehrsbausemesters, ein beachtlicher Teil der Ingenieure, die heute an dem Großprojekt arbeiten – wenn sie in den Ruhestand gehen, ist die Erneuerung der Königin der Autobahnen noch nicht abgeschlossen.
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