Siegen-Wittgenstein. Kreisverwaltung lässt Verhältnis von Angebot und Nachfrage analysieren. Maßnahmen sollen langfristig Versorgung in Siegen-Wittgenstein sichern.

Wie entwickelt sich der Wohnraumbedarf im Kreis Siegen-Wittengenstein in den kommenden Jahren? Und wer benötigt welchen Wohnraum? Auf diese und weitere Fragen gibt nun die Wohnungsmarktanalyse für den Kreis Siegen-Wittgenstein Antworten. Die wichtigsten Ergebnisse stellte Thomas Abraham von der empirica ag am Donnerstag im Lyz vor.

Die Fakten

Das Vorgehen bei der Wohnraumanalyse

Die Wohnraumanalyse, an der außer Thomas Abraham auch Philipp Schwede und Jana Süße gearbeitet haben, beruht auf mehreren Datenquellen. Das sind unter anderem statistische Auswertungen, Expertengespräche mit Wohnungsmarktakteuren, schriftlichen Befragungen der kreisangehörigen Kommunen und Ortsbegehungen.

Außerdem wurden der Kreis Siegen-Wittgenstein in insgesamt vier Teilräume aufgeteilt: „Teilraum Ost“ mit Bad Berleburg, Bad Laasphe, Erndtebrück und Hilchenbach. „Teilraum Zentrum“ mit Netphen, Kreuztal, Wilnsdorf und Freudenberg. „Teilraum Süd“ mit Burbach und Neunkirchen sowie die Stadt Siegen als eigener Sektor.

1. „Der Wohnungsmarkt im Kreis Siegen-Wittgenstein ist in den meisten Segmenten angespannt“, sagt Thomas Abraham. Am stärksten trifft das auf Siegen und den „Teilraum Zentrum“ (siehe Infobox) zu. Allerdings müsse man diese Situation immer in Relation sehen. In Köln sei der Wohnungsmarkt zum Beispiel deutlich angespannter als in Siegen, so Thomas Abraham.

2. Es gibt im Kreis Siegen-Wittgenstein aber keine Wohnungsnot, hebt Landrat Andreas Müller ausdrücklich hervor. „Die Wohnungen stehen in der richtigen Größe, Ausstattung und so weiter zur Verfügung. Nur nicht immer am richtigen Ort.“

3. Aufgeteilt auf die Immobilien steigt vor allem bei Mietwohnungen die Nachfrage von Älteren. Nachbesserungsbedarf gibt es dort vor allem beim barrierefreien Wohnen. Auch neugebaute Eigentumswohnungen werden von Älteren immer häufiger erworben, da sie auf der Suche nach Alternativen zum Pflegeheim sind. „Die Umzugsbereitschaft der Älteren wird mit der Zukunft noch voranschreiten“, erklärt Thomas Abraham.

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4. Der Bestand an Eigentumswohnungen wird vor allem von jüngeren und mittelalten Haushalten gekauft. Für Familien ist das Einfamilienhaus die präferierte Wohnform. Häufig wird das Gebäude von einer älteren Generation übernommen.

5. Geflüchtete konkurrieren mit anderen Haushalten mit niedrigem Einkommen um bezahlbaren Wohnraum. „Eine größere Bleibeperspektive haben Geflüchtete mit Familien“, sagt Thomas Abraham.

6. Engpässe gibt es vor allem im „Teilraum Ost“ bei der mengenmäßigen Stabilisierung der Wohnungsnachfrage. Einen Mangel gibt es in diesem Bereich und im Teilraum Zentrum inklusive Siegen bei den altersgerechten Neubauangeboten, dem altersgerechten Wohnungsbestand und -quartieren.

Die Probleme

Insgesamt gibt es in Siegen-Wittgenstein einen Bedarf von 248 Hektar Wohnraum, der zur Verfügung gestellt werden muss, erklärt Arno Wied, Dezernent für Bauen, Umwelt und Wirtschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein. Die Baulücken belaufen sich auf 247 Hektar und die anrechenbaren Reserven auf 623 Hektar.

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Allerdings gibt es viele rechtliche Einschränkungen, die eine Bebauung erschweren. Das sind etwa Natur-, Wasser- und Vogelschutzgebiete oder Vorgaben der Landesplanung. In der waldreichen Region Siegen-Wittgenstein dürfen Waldbereiche zum Beispiel nur in Anspruch genommen werden, wenn der Bedarf nachgewiesen ist und dieser nicht außerhalb des Waldes realisierbar ist. „Die Städte und Gemeinden müssen die Baugebiete überdenken“, sagt Landrat Andreas Müller. „Und wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass wieder gebaut werden kann.“

Die Lösungsansätze

Konkret hat der Landrat fünf Ideen, „wie man zur Belebung und Unterstützung des Wohnungsmarktes im Kreis Siegen-Wittgenstein beitragen kann“.

1. Er möchte einen „revolvierenden Wohnbauflächenfonds“ ins Leben rufen. So könnten etwa Ausgleichsflächen geschaffen werden. Dafür veranschlagt er ein Budget von fünf Millionen Euro.

2. Die Wohnbaufördermittel werden zurzeit nur zögerlich genutzt. Andreas Müller möchte ein eigenes, ergänzendes Förderprogramm schaffen, über das Wohnungsbauträger einen Zuschuss erhalten und die Modernisierung von älteren Gebäuden unterstützt wird.

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3. Zudem denkt er über eine Erhöhung des Stammkapitals der Kommunalen Siedlungsgesellschaft (KSG) nach. „Die KSG leistet eine verlässliche Arbeit“, sagt Landrat Andreas Müller.

4. Die Kreisverwaltung möchte die Aktivitäten der KSG ausweiten. Die Kommunale Siedlungsgesellschaft würde hierbei als „Dienstleister der Kommunen tätig“.

5. Die Aktivitäten auf dem Wohnungsmarkt möchte die Kreisverwaltung zukünftig verstärken.

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