Siegen. Die Philharmonie-Stiftung hat den Plan für das neue Haus der Musik an der Oranienstraße – 15,5 Millionen Euro für den Bau stehen bereit.

Der Entwurf für das Probenhaus der Philharmonie Südwestfalen in der Oranienstraße steht. Anfang 2020 soll der Bauantrag gestellt werden, im Frühjahr will die Philharmonie-Stiftung die Baupläne öffentlich vorstellen. Das hat die Kreisverwaltung am Freitag mitgeteilt.

Über die Kosten für das Vorhaben gebe es nur eine „stiftungsinterne Schätzung“, sagte Landrat Andreas Müller dieser Zeitung auf Nachfrage. Müller ist Vorsitzender des Stiftungsrates und gleichzeitig Vorsitzender des Trägervereins der Philharmonie. Aus zwei Zahlen kann jedoch auf das Kostenvolumen geschlossen werden: Die Stiftung stellt bis zu fünf Millionen ihres 10,5 Millionen Euro großen Stiftungskapitals zur Verfügung. Und mehr als zehn Millionen Euro wurden inzwischen zugestiftet, vor allem von Barbara Lambrecht-Schadeberg, der Mäzenin des Orchesters.

Die Idee eines neuen Probenhauses für das rund 60-köpfige Orchester der Philharmonie Südwestfalen entstand vor einigen Jahren. Herzstücke des „Hauses der Musik“ sind der Probensaal und die Stimmzimmer. „Viele Jahre haben sich die Profimusiker an die Gegebenheiten in Hilchenbach angepasst“, so Landrat Andreas Müller, Vorsitzender des Stiftungsrates und gleichzeitig Trägervereinsvorsitzender. „Aber die Möglichkeiten in der Schützenhalle in Hilchenbach sind begrenzt.“

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Ein paralleles Proben unterschiedlicher Instrumentengruppen sei ausgeschlossen. Probleme gebe es aber auch bei den gemeinsamen Orchesterproben, da sich die Musiker untereinander nicht ausreichend gut hören können. „Der Umzug in ein Haus der Musik wäre ein Quantensprung.“

In neuer Nachbarschaft mit Uni und Musikschule

Vorstand und Stiftungsrat seien sich einig, dass sich das neue Probenhaus im Zentrum von Siegen somit auch langfristig auf die Qualität des Landesorchesters auswirke, heißt es in der Mitteilung. „Wir sind überzeugt, dass der Umzug und die sich daraus ergebenden zahlreichen Vorteile das Fundament des Landesorchesters für die nächsten Jahrzehnte bilden“, sagt Michael Nassauer, Intendant der Philharmonie Südwestfalen. Ein eigenes Probenhaus mitten in Siegen erhöhe die Sichtbarkeit des Orchesters und stärke die Akzeptanz in der Bevölkerung, so Nassauer: „Hier nimmt man das Orchester stärker wahr, hier passiert Musik.“ Kooperationen unter anderem mit den Fachbereichen der Universität Siegen, die ebenfalls in die Innenstadt ziehen, sowie mit der Musikschule seien in Planung.

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Bereits 2018 wurde mit der Satzungsänderung der Weg für dieses Großprojekt der Stiftung geebnet. In den vergangenen Monaten erfolgte eine Bedarfsanalyse, akustische Gutachten wurden eingeholt und zahlreiche Gespräche geführt. In der Planung entstand so das neu konzipierte Probenhaus. „Der aktuelle Entwurf ist ein fein abgestimmter Kompromiss zwischen den akustischen Anforderungen für das Profiorchester an ein Probenhaus unter Berücksichtigung der Gesamtkosten, berichtet Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. „Die Finanzierung dieses großartigen Bauvorhabens ist durch Mittel der Stiftung und Dank weiterer Zustiftungen so gut wie gesichert.“

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Fachmännische Unterstützung holt sich die Stiftung von der Firma Bauwert Projekt Consult sowie einem renommierten Akustiker, die Planung und Bau begleiten. „So konkret greifbar standen wir noch nie vor dem Haus der Musik“, sagt Wilfried Groos: „Weitere Unterstützer sind uns natürlich herzlich willkommen.“

Eigentlich sollte 2020 Einzug sein

Hinter seinem ursprünglichen Zeitplan ist das Projekt weit zurück. Noch im Sommer 2018 hatte Landrat Andreas Müller einen Einzug für das Frühjahr 2020 in Aussicht gestellt. Ende 2018 zeichnete sich die Verzögerung ab: Der Akustik-Fachgutachter hielt Korrekturen an der Planung für erforderlich, die letzten Endes zu einem größeren Platzbedarf führten. Für den eigentlich geplanten Neubau der Kita des Christofferwerks an ihrem bisherigen Standort, dann Wand an Wand mit dem Haus der Musik, reichte die Fläche nun nicht mehr. Inzwischen hat die Stadt Siegen einen neuen Standort für die Kita gefunden, die zwischenzeitlich ein Provisorium bei der Realschule am Häusling gefunden hat: Sie wird auf den Roland-Gelände am Schleifmühlchen neu gebaut.

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Gegenüber 2018, als noch von 5,5 Millionen Euro Baukosten die Rede war, habe sich die Fläche des Bauvorhabens verdoppelt, sagt Landrat Andreas Müller. Für das Probenhaus wird nun auch das Nachbargrundstück gekauft, auf dem jetzt noch die Kita steht. Wenn das Angebot der Arbeitsgemeinschaft, die von den Bauunternehmen Quast, Runkel und Hundhausen gebildet wird, für den Bau nach dem Plan des Aachener Architekten Rainer Oestereich-Rappaport passt, könnte im Sommer mit dem Bau begonnen werden. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von anderthalb bis zwei Jahren.

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