Siegen. . Das Haus der Musik für die Philharmonie Südwestfalen wird umgeplant – und so lange kann zur Zukunft des Kindergartens nicht entschieden werden.
Es hakt an der Akustik. Ein Fachgutachter hatte dem geplanten Haus der Musik für die Philharmonie Südwestfalen an der Oranienstraße bescheinigt, dass es Verbesserungsbedarf gibt. Es wird umgeplant, eine Entscheidung soll zeitnah getroffen werden – und bis dahin können Siegener Verwaltung und Politik nicht entscheiden, was mit der Kita an der Oranienstraße passieren soll. Die Verwaltung jongliert derzeit mit mehreren Variablen. Kommunalpolitiker forderten am Mittwoch, 5. Dezember, im Haupt- und Finanzausschuss konkrete Zeitpläne und kritisierten mangelnde Information der Verwaltung.
Die Situation
Die Situation ist einigermaßen vertrackt: Die Kita kann nicht bleiben, wie sie ist – sie ist ja auch bereits in das Provisorium im Realschulgebäude am Häusling umgezogen. Dem Gebäude fehlt ein Rettungsweg, aus brandschutztechnischen Gründen musste ein Gerüst errichtet werden, das die Stadt für einiges Geld mietet. Der Grundriss, so Stadtbaurat Henrik Schumann, sei nicht zweckmäßig für den Betrieb eines Kindergartens. Zudem will sich die Einrichtung vergrößern, was im Bestand nicht geht.
Alternativen gibt es viele – aber die sind vage, weil Fragen offen sind: Sanierung oder Abriss und Neubau? Und wenn Neubau – hier oder woanders? Das wiederum hängt von den Plänen für das Haus der Musik ab. Und wenigstens als Gedankenspiel kommt dann noch die Musikschule dazu, die massiven Raumbedarf hat, so Bürgermeister Steffen Mues. „Das heißt nicht, dass sie an diese Stelle muss“, sagt Mues. Aber es gelte eben den Gesamtkontext Kita – Probenhaus – Musikschule – Schulen (siehe Infobox) neu zu betrachten und nach Lösungen zu suchen.
Ab 2021 ist das Provisorium eine Schule
Die Spandauer Schule zieht zum 1. August 2021 vom derzeitigen Standort an der Hans-Kruse-Straße in das Realschulgebäude am Häusling, wo entsprechend dem Raumbedarf der Gemeinschaftsgrundschule genug Platz zur Verfügung steht.
Das ist ein weiterer Faktor im Ringen um den Kita-Standort Oranienstraße: Bis dahin muss der Kindergarten aus dem Provisorium in der ehemaligen Realschule verschwunden und das Gebäude entsprechend ausgebaut sein.
Fest steht, dass die Kita adäquat untergebracht wird, bekräftigten die Verwaltungsspitzen mehrfach. Und wenn in der Zukunft die Entscheidung getroffen werde, dass sie an ihrem alten Standort bleibt, werde auch der Brandschutz in Ordnung gebracht.
Das Geld
Aus Sicht der Verwaltung deutet, Stand jetzt, alles auf einen Neubau als sinnvollste Lösung hin. Nicht nur wegen Raumgröße und -zuschnitt, sondern auch, weil für Neubauten ganz andere Fördersummen abgerufen werden können, als für eine Bestandssanierung. Der Ausschuss hat nun beschlossen, die Brandschutzsanierung der Kita – die ja gerade nicht akut ist – gegen die Dachsanierung der Gesamtschule auf dem Schießberg zu tauschen. Da steht der zweite Bauabschnitt an, mit dem Kita-Fördergeld kann auch das Schuldach in Ordnung gebracht werden. Und weil die Brandschutzsanierung gerade nicht ansteht, das Geld aber so lange nicht geparkt werden kann, sichert sich die Verwaltung jetzt die knapp 400.000 Euro. „Aber das heißt nicht, dass die Kita dort wegkommt“, betont der Bürgermeister nochmals. Und wenn sie woanders neu gebaut werde, stelle die Stadt selbstverständlich das Geld zur Verfügung.
Die Kritik
Die Elternvertretung der Kita hatte in Frage gestellt, dass die Stadt sich um eine adäquate Lösung bemühe und auch das Provisorium kritisiert. Teile der Kommunalpolitik griffen das auf. „Es ist für eine Kita immer schlecht, wenn sie vom angestammten Platz weg muss. Aber hier muss sie nicht wegen des Hauses der Musik weg, sondern wegen des eigenen Gebäudes“, so Mues. Das Realschulgebäude am Häusling habe schon einmal als Provisorium gedient – „wie soll es denn sonst gehen“, fragte der Bürgermeister, wenn Kitas neu gebaut oder erweitert werden. „Die Alternative wäre: Die Kita schließt. Wir wollen sie aber erhalten und verbessern – dann muss man durch so eine Phase mal durch.“
Ein Provisorium so auszubauen, als wäre es ein richtiger Kindergarten, sei doch Unfug. Zudem habe man dem Träger das teuer hergerichtete Provisorium übergeben, „und die waren einverstanden.“ Seit zehn Jahren baue man die Siegener Kita-Landschaft aus und habe immer gute Lösungen gefunden – man habe keinerlei Interesse daran, das in diesem Fall anders zu machen, so André Schmidt. „Auf neue Situationen zu reagieren, ist Teil unserer Aufgabe.“
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