Siegen. . Auf dem Roland-Gelände sollen ein Studentenwohnheim und eine Kita gebaut werden. Das schafft Perspektiven für das Haus der Musik — und mehr.
Der Knoten ist durchgeschlagen: Die Kita Oranienstraße hat einen neuen Standort, das Haus der Musik bekommt Platz, die Voraussetzungen für einen weitreichenden Gebäude- und Grundstücksringtausch am Rand der Siegener Innenstadt sind geschaffen. „Wir sind sehr glücklich“, sagt Bürgermeister Steffen Mues.
Oranienstraße
Der Wunsch der Philharmonie Südwestfalen, aus der Hilchenbacher Schützenhalle in die Siegener Stadtmitte umzuziehen, ist einer der Auslöser für die jetzige Kettenreaktion, die Orientierung der Uni in die Stadtmitte ein anderer. Den Standort für ein Haus der Musik am Obergraben konnte die Stiftung, die für die Philharmonie baut, nicht verwirklichen – dort entsteht die Mensa für den Campus Unteres Schloss. Die Oranienstraße sollte es werden.
Dort wäre die Kita des Christofferwerks Nachbarin der Philharmonie geworden – wenn da nicht der Sanierungsbedarf, vor allem aus Gründen des Brandschutzes, gewesen wäre. Sanierung oder gleich Neubau? Die Frage wurde beantwortet, sobald die Kita in ihr Provisorium umgezogen war. Dort, in Räumen der demnächst schließenden Realschule, erfuhren Eltern, Erzieherteam und Trägerverein, dass es womöglich nichts wird mit der Rückkehr in die Oranienstraße. Obwohl Kita und Philharmonie sowieso Wand an Wand gebaut worden wären, wurde der Platz zu knapp.
Roland-Gelände
Die Siegener Stadtverwaltung meldete sich bei dem Bauunternehmen, das von der von dem Unternehmen übrig gebliebenen Stiftung das Gelände der Walzengießerei Roland gekauft hatte — Walzen Irle hatte den Betrieb 2000 übernommen und an seinen Hauptsitz nach Deuz verlagert. Der neue Grundstückseigentümer will auf dem Gelände ein weiteres Studentenwohnheim errichten, unweit des Wohnheims am Lohgraben und des auf der anderen Straßenseite entstehenden Wohnheims der KEG. Die Stadt gewann der Unternehmer dafür, ihr eine Parzelle des Areals zu verkaufen und darauf eine neue Fünf-Gruppen-Kita mit Außenanlagen und Garten am Ufer der Weiß zu errichten. Die Beteiligten der Kita machen mit, berichtet Bürgermeister Mues: Die Einrichtung wird um eine Gruppe größer, im Gegensatz zum Bau an der Oranienstraße eingeschossig und barrierefrei – und bleibt an der Weiß und im Zentrum. „Die Lösung hat in dreierlei Hinsicht Charme“, sagt Mues: für die Kita, für die Studierenden und für das Quartier, das städtebaulich aufgewertet wird.
An der Oranienstraße wird Platz frei: Dort kann die Stadt der Philharmonie-Stiftung nun ein vergrößertes, nach dem Abbruch der Kita unbebautes Grundstück zur Verfügung stellen. Aus dem Mehrerlös werde der Kauf am Lohgraben finanziert, „am Ende ist das so etwas wie ein Grundstückstausch“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Noch vor der Sommerpause sollen die Gremien des Rats über den „Gesamtkomplex“ entscheiden.
Häusling
Danach geht es weiter. Für die Zukunft auf dem Häusling „können wir endlich einmal über einen Zeitplan reden“, sagt Mues. Denn dorthin soll, sobald die Kita – vielleicht schon im nächsten Jahr – in ihren Neubau eingezogen ist, die Spandauer Schule umziehen. Danach wäre es an der Zeit zu überlegen, „ob wir die Musikschule besser unterbringen können“, eben im jetzigen Grundschulgebäude an der Hans-Kruse-Straße. Womit sich ein Kreis schlösse: Die Fritz-Busch-Musikschule hat ihr Quartier jetzt unweit des Schleifmühlchen-Viertels, neben dem ehemaligen Standort des Stauf Klebstoffwerks, gegenüber von neuer Kita und neuen Wohnheimen am anderen Ufer der Weiß. Von der Marienborner Straße aus wird das Gelände auch künftig von den Roland-Hallen und den dort untergebrachten Werkstätten und Kleinbetrieben geprägt. „Davon wird gar nicht so viel abgerissen“, sagt der Bürgermeister, „man müsste sich über den ganzen Straßenring insgesamt mal Gedanken machen.“
Haus der Musik wird teurer als geplant
„Wir haben die Philharmonie dann mitten in der Stadt“, sagt Bürgermeister Steffen Mues, „das wäre insgesamt eine wirklich gute Lösung.“ Landrat Andreas Müller ist noch nicht so weit. „Wir wissen noch nicht, ob wir das Grundstück brauchen müssen“, sagt Müller, der nicht als Chef der Kreisverwaltung im Spiel ist – der Kreis will das Haus der Musik nicht finanzieren.
Auch interessant
Kraft Amtes beteiligt ist Müller aber als Vorsitzender des Philharmonie-Trägervereins und als Vorsitzender des Philharmonie-Stiftungsrats, während in der Stiftung, der Bauherrin des Hauses der Musik, Müllers Referent Thiemo Rosenthal dem Vorstand angehört. Landrat Müller erinnert daran, dass den Aachener Architekten nach der ersten Planung ein Akustikgutachter zur Seite gestellt wurde. „Mehr Bauvolumen“ werde das Ergebnis sein, die neue Detailplanung liege noch nicht vor. Im Juni soll es so weit sein, „ich warte darauf.“
Zu Fragen, wie teuer der Bau wird, äußert sich Andreas Müller nicht. Sieben Millionen Euro werden es jedenfalls nicht, „wir werden mehr Geld brauchen.“ Angefangen hatte das Projekt mit 5,5 Millionen, für deren Finanzierung Mäzenin Barbara Lambrecht-Schadeberg das Kapital der Stiftung um vier Millionen aufgestockt hatte; die verbliebene Lücke füllt die Sparkasse, deren Vorstandschef Wilfried Groos auch die Philharmonie-Stiftung leitet. Die Planer seien mittlerweile bei 15 Millionen Euro Kosten angelangt? „Solche Zahlen kennen wir nicht.“
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.
Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.