Müsen. Mehrere tausend Menschen feiern beim Hafenfest im Freibad mit dem TuS Müsen. Bereits 300 kg Fisch wurden verkauft. Noch bis Samstag ist Party.

Leichte Brise am Müsener Hafen. Es fisselt. Der Leuchtturm leitet den Weg Richtung Sansibar, vorbei an Untiefen und der großen Fontäne. Noch drei Mal im Kreis, dann steht ein schwieriges Anlegemanöver an. Die Cocktailinsel Sansibar ist tückisch. Sie dreht sich. Mit bis zu 15 Knoten schiebt sich die Muzena geduldig mit starrer Welle durchs Gewässer. Eine Meute Müsener hat sie gekapert und bringt sie mit Partymusik und rhythmischen Bewegungen ins Schwanken. Kapitän Henry Schneider lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Wenn das Boot schwankt, ist es schwieriger zu lenken“, sagt er ruhig und fokussiert sein Ziel. „Man muss den richtigen Winkel treffen.“

Kapitän Henry Schneider gibt am Ruder alles.
Kapitän Henry Schneider gibt am Ruder alles. © WP | Jennifer Wirth

Routiniert dreht Henry Schneider am Ruder, lässt vom Gas ab. Seine Crew springt an Land und vertäut das Feuerlöschboot der Freiwilligen Feuerwehr Müsen an der Badeleiter. Das Horn schallt übers Gelände. Geschafft. Die Meute geht jubelnd von Bord: Zeit für Sex on the Beach.

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Schnapsidee wird zum Renner

Das Müsener Hafenfest ist ein Publikumsmagnet: Alle vier Jahre verwandelt sich das Naturfreibad des Hilchenbacher Dorfes für eine Woche in einen Hafen – mit Hafenrundfahrten, Fischbrötchen, Livemusik und verschiedenen Bars (wir berichteten). Was 2002 als Schnapsidee von Herbert Jung begann, ist mittlerweile weit über die Grenzen von Müsen hinaus bekannt.

Das Programm für Freitag, 13. September, und Samstag, 14. September

Freitag gibt es wieder von 14.30 bis 23.30 Uhr Hafenrundfahrten. Ab 19.30 Uhr steigt dann die Party im Festzelt mit DJ Dennis.

Samstag beginnen die Rundfahrten um 10 Uhr. Nachmittags laufen die U-Boot-Freunde Oberegg aus dem Allgäu ein sowie der Hafenverein Nartum aus Niedersachsen. Um 20 Uhr legt der Shantychor Windjammer los. Den Abschluss des Programms bildet die Gruppe Grandmothers Groove. Anschließend klingt das Fest gemütlich aus.

Rund 2000 Menschen waren seit der Eröffnung am Samstag bereits da – trotz oder gerade wegen des „besten Hamburger Wetters“, wie TuS-Müsen-Vorsitzender Christoph Schütz sagt. Er ist sehr zufrieden mit der Resonanz und freut sich auf die nächsten Tage. „Vom Opa mit Enkel bis zur Gesellschaft, die hier zum sechsten Mal ihre Runden dreht“, sagt er, „sind alle dabei. Es gibt immer noch Leute, die schütteln den Kopf. Aber es ist positiv verrückt, was wir hier machen.“

Hafenfest Müsen-Boot Muzena fliegt ein

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    280 freiwillige Helfer sind eine Woche im Dienst

    280 freiwillige Helfer sind im Dienst, um alles zu stemmen. „Ich habe mir extra Urlaub genommen“, sagt Sascha Loos vom Organisationsteam. Damit ist er nicht allein: Die Müsener packen an und investieren ihre Freizeit. „Ulla Hauptmann hat ihren 70. Geburtstag hier gefeiert. Sie arbeitet wie ein Tier“, sagt Herbert Jung und grinst. Sie habe alle Fischbrötchen allein geschmiert. Und das ist eine Menge.

    60 Eimer mit jeweils fünf Kilogramm Fisch aus Emden sind bereits über die Theke gegangen. „Die 500 kg werden wir noch reißen, denke ich“, sagt Schütz. Herbert Jung macht’s noch deutlicher: „Letztes Mal haben wir zehn Kilo Seelachsfilet verbraucht. Jetzt sind es bei der Halbzeit bereits 70 kg.“

    Abends ist die Atmosphäre ganz besonders.
    Abends ist die Atmosphäre ganz besonders. © WP | Jennifer Wirth

    Redakteurin selbst am Ruder

    Die begehrten Hafenrundfahrten mit dem umgebauten Kutter sind besonders. 45 Minuten lang bespaßt die Boots-Crew die jeweils 18 Passagiere. Die Teams sind in Schichten eingeteilt – insgesamt gibt es beim Hafenfest 118 Fahrten, alle ausgebucht. Einige Helfer verkleiden sich stilecht als Matrosen. „Einer hat sich sogar einen Hut gebastelt mit einer Mini-Muzena oben drauf“, erzählt Sascha Loos.

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    Mit Blumenkranz in den Haaren darf auch die Redakteurin ans Ruder – natürlich unter strenger Aufsicht von Kapitän Henry Schneider. Gar nicht so einfach, den Kurs zu halten. Das große Freibadbecken wirkt plötzlich winzig klein. Und die Meute um den Müsener Tim Menn schunkelt wieder im Bauch des trägen Bootes. Die Cocktails haben geschmeckt, das Bier noch besser. Die Lichter am Beckenrand fliegen vorbei. Die Stimmung wird von Crewmitglied Rüdiger Fuhr angeheizt. Er läutet die Glocke und verteilt den legendären Hafenschnaps. Prost!

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