Müsen. Als sie sich den Weg durch einen Pulk von Radfahrern bahnen, werden die Müsener Feuerwehrleute beschimpft. „Was läuft hier falsch?“, fragen sie
Der Notruf kam irgendwo aus dem Wald zwischen Müsen und der Breitenbachtalsperre. Ein Radfahrer war auf dem unwegsamen Gelände in Not geraten. Ersthelfer, unter ihnen eine Ärztin, reanimierten den Verunglückten.
„Bei so einem Notruf schlägt das Herz schneller“, sagt Jan Oliver Thomas von der Müsener Feuerwehr, „bei einem lebensbedrohenden Zustand zählt jede Sekunde.“ Es hat einen Grund, warum Thomas ebenso wie Löschzugführer Matthias Lau und sein Stellvertreter Karsten Brombach auch nach einigen Tagen noch über diesen Einsatz reden. „Was läuft eigentlich bei Menschen falsch, die ihr vermeintliches Anrecht auf Spaß und ihren persönlichen Willen dem Leben eines Mitmenschen in Not überordnen?“
Die Einsatzstelle war zunächst nur schwer zu verorten. „Ziemlich schnell stellte sich allerdings heraus, dass eine organisierte Radwanderung durch das Einsatzgebiet führte und der verunfallte Biker vermutlich auf der Strecke zu suchen sei“, berichten die Feuerwehrmänner über das, was dann passierte: „Selbstverständlich versuchten wir uns auf dem Waldweg durch das Meer von Radfahrern mit Blaulicht und Martinshorn einen Weg zu bahnen.“
Nicht alle Radfahrer hatten dafür Verständnis. „Was ich auf der Radstrecke feststellen musste, machte mich sehr sehr wütend und nachdenklich zugleich“, erzählt Jan Oliver Thomas. Der Feuerwehrmann, der selbst seit vielen Jahren mit Mountainbike und Rennrad unterwegs ist, sah Stinkefinger und hörte Beleidigungen. Die Feuerwehrleute wurden aufgefordert, langsamer zu fahren und das Martinshorn auszuschalten. Warum machten sie nicht Platz, um Rettungsfahrzeuge durchzulassen, fragt Matthias Lau.
Am Ende kommen auch noch Gaffer
Der Löschzugführer forderte den Rettungshubschrauber „Christoph 25“ an. Weil der an der Einsatzstelle nicht landen konnte, wurden Notarzt und Rettungsassistent im Feuerwehrfahrzeug zur Einsatzstelle transportiert. Die Feuerwehrmänner schirmten mit mehreren Decken die Einsatzstelle ab, damit Notärzte und Rettungspersonal ungehindert arbeiten konnten und den Gaffern, die sich nun auch eingefunden hatten, die Sicht versperrten. Den Waldweg hatten sie schließlich gesperrt.
„Glücklicherweise denken nicht alle Menschen so“, sagen die Feuerwehrmänner aber auch: „Vielen Dank den Radfahrern, die uns den Weg gezeigt haben und vorbildlich Erste Hilfe geleistet haben.“ Dank verdient hätten auch die anderen Einsatzkräfte, die ihr Freizeitvergnügen hintanstellen, um Menschen zu helfen: „Ihr seid klasse und sehr wichtig für unsere Gesellschaft.“
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