Siegen. Die Diskussion über ein Timberjacks-Restaurant in der Numbach wird härter. Im Bezirksausschuss fand jemand die Art der Debatte gar „zum Kotzen“.

Das Ergebnis nach mehr als anderthalb Stunden Diskussion über die Timberjacks-Ansiedlung in der Numbach war symptomatisch für die vorangegangene Auseinandersetzung – sogar für die gesamte Auseinandersetzung an sich. Sieben Mitglieder des Bezirksausschusses West – nämlich CDU und SPD – stimmten für die Umsetzung des Erschließungskonzepts, sieben dagegen. Damit empfiehlt der Bezirksausschuss dem Verkehrsausschuss, in seiner Sitzung am Dienstag, 3. September, das Projekt zumindest auszubremsen; obwohl es durch einen Ratsbeschluss aus dem November prinzipiell legitimiert ist.

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Die Fronten

… sind verhärtet. Das waren sie vor der Ausschusssitzung am Dienstag aber auch schon. Die „Bürgerinitiative für die Erhaltung des Naherholungsgebiets Numbach“ übergab dem Ausschussvorsitzenden Günther Langer (UWG) zu Beginn weitere Unterschriften gegen die Ansiedlung des Restaurants an der alten Freudenberger Straße. Schon vor der Sitzung postierten sich einige Dutzend Menschen quer durch alle Altersgruppen mit Tra

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sparenten und Schildern vor dem Rathaus Geisweid und taten so ihren Protest kund. Entsprechend voll war dann auch die Zuschauertribüne im Ratssaal. „Kein Applaus, keine Unmutsäußerungen bitte“, hatte Günther Langer einleitend an die Bürgerinnen und Bürger appelliert. Die BI äußert aus mehreren Gründen Kritik an den Plänen für ein neues Systemgastronomie-Angebot in unmittelbarer Nähe zum Café Del Sol: vor allem wegen der Befürchtung zu hoher Verkehrsbelastung, steigender Emissionen und der Beeinträchtigung des Naherholungswerts des Areals.

Kritik nicht nur im Quartier

Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben bereits mehrfach Unterschriften gegen ein Timberjacks-Restaurant in der Numbach abgegeben.

Außerdem läuft seit dem 20. August eine Online-Petition, die bis Dienstagnachmittag bereits mehr als 1260 Unterstützer hatte, wie Renate Eitneuer von der BI sagt: „Das ist schon ein Zeichen.“ Viele davon seien sogar nicht einmal Anwohner der Numbach.

Das Verkehrsgutachten

… und das damit verknüpfte Erschließungskonzept sind die Punkte, an denen sich der Konflikt derzeit entzündet. Das liegt an der Vorgeschichte. Der Rat hatte dem Verkauf des Grundstücks an das Göttinger Unternehmen Timberjacks – das bereits zwei Restaurants in Göttingen und Kassel betreibt – nämlich vorbehaltlich eines ebensolchen Gutachtens zugestimmt, sofern dies belegt, dass der durch das Lokal verursachte Verkehr für den Bereich verkraftbar ist. Laut Gutachten ist er das. Das aber zweifeln die Bürgerinitiative und einige Ausschussmitglieder offen an. Silke Schneider (Linke) etwa betonte, dass sie sehr oft auf der Freudenberger Straße mit dem Auto unterwegs sei und das zusätzlicher Verkehr ihrer Meinung nach zu inakzeptablen Problemen führen würde. Helmut Plate, beratendes Mitglied, sprach gar von einem „Gefälligkeitsgutachten“ für Timberjacks, da er wesentliche Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt fand.

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Die Diskussion

… drehte sich zwar weitgehend um die Verkehrsfrage, berührte aber immer wieder die Ratsentscheidung für die Timberjacks-Ansiedlung allgemein. „Da wird eine ideologische Fragestellung draus gemacht“, fasste Peter Schulte, als beratendes Mitglied im Bezirksausschuss nicht stimmberechtigt, seinen Eindruck zusammen. Gerade, wer Facebook-Kommentare zum Thema lese, „weiß, dass die sachliche Ebene längst verlassen wurde“. Es läge ein Ratsbeschluss zugrunde, doch „hier geht’s um einen Glaubenskrieg. Das ich finde ich, ehrlich gesagt, zum Kotzen.“

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