Siegen. . Zehn Jahre Apollo Theater in Siegen: Stimmungsvoll-beeindruckende Feier mit vielen Blicken in die Vergangenheit und einigen in die Zukunft.

  • Alphornbläser der Philharmonie Südwestfalen begleiten beim Festakt Rapper Mohammed El Chartouni
  • Magnus Reitschuster: „Das Gegenteil von Provinz ist Heimat. In der Heimat fühlen Fremde sich zu Hause“
  • Steffen Mues: Thater ist „trotzig, provokant universelle Fragen der Gegenwart aufgreifend und diskutierend“

„Ein Wunder ist geschehen!“ Dieser Ausruf voller Erstaunen und Freude vom damaligen Siegener Bürgermeister Ulf Stötzel war der erste Satz, der von der Bühne des Apollo Theaters in den Saal schallte. Vor genau 10 Jahren bei der Eröffnungsfeier. Unzählige weitere Sätze sollten folgen, gespielt oder gelesen. Und jede Menge Musik, von der Klassik bis zum Rap und Tanz, vom traditionellen bis zum modernen Tanztheater. Die ganze Welt der regionalen, nationalen und internationalen Kultur ist auf der Apollo-Bühne zu Hause.

Von Anfang an in vielen Rollen dabei: Magnus Reitschuster. Als Intendant, Geschäftsführer, Regisseur, Autor von Theaterstücken für Kinder und Erwachsene. Magnus Reitschuster schlägt in seiner Begrüßungsrede einen großen Bogen von Provinz zu Heimat, dem Thema der Biennale: „Provinz will weder Änderung noch Welt. Provinz braucht kein Theater. Das Gegenteil von Provinz ist Heimat. In der Heimat wurzeln alle ersten Worte. In der Heimat fühlen Fremde sich zu Hause.“ Und er bedankt sich bei allen seinen Mitarbeitern der letzten 10 Jahre: „Alle Freunde und Mitarbeiter des Theaters haben mehr gegeben als bekommen. Nur so konnten die Zuschauer, die Stadt und Region mehr bekommen, als sie bezahlt haben.“

Erinnerung an Walter Schwerdfeger

Magnus Reitschuster: In der Heimat fühlen Fremde sich zu Hause.
Magnus Reitschuster: In der Heimat fühlen Fremde sich zu Hause. © Wolfgang Leipold

Bürgermeister Steffen Mues stellt in seiner Rede besonders den unvergessenen Vorstandsvorsitzenden Walter Schwerdfeger heraus, ohne den das „Projekt Apollo“ nicht möglich gewesen wäre. Und die Ehrenbürgerin Barbara Lambrecht-Schadeberg als unersetzliche Mäzenin mit einem unendlich großen Herzen für Kunst und Kultur. Der Bürgermeister sieht Theater nicht angepasst, handzahm, sondern auch „trotzig, provokant universelle Fragen der Gegenwart aufgreifend und diskutierend, ohne Anspruch darauf, die allgemeingültigen Antworten zu haben.“

Alphorn zum Rap

Zur stimmungsvollen, bewegenden Geburtstagsfeier passt auch die Musik: Attila Benkö, ein Aushängeschild der Philharmonie Südwestfalen, begleitet auf seinem sechs Meter langen sauerländischen Alphorn den Rapper Mohammed El Chartouni bei dessen Song: „Mach die Bühne frei. Das ist meine Heimat. Danke für die tolle Zeit, vieles kommt und geht, aber Apollo bleibt.“

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Magnus Reitschuster bemerkt dazu treffend: „Das christliche Alphorn aus dem Rothaargebirge und ein muslimischer Rapper mit libanesischen Wurzeln finden zu neuen Harmonien“, wobei das Duo durch Keyboarder Giuseppe Todaro zum Trio wird. Besonders beeindruckend, als zur Musik Bilder aus der zehnjährigen Apollo-Geschichte eingeblendet werden und Attila Benkö auf seiner Tuba frei improvisierend und durch den Saal gehend das wunderbare Volkslied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ intoniert.