Siegen. . Bauarbeiten für einen der modernsten Operationstrakte Deutschlands am Diakonie-Klinikum haben begonnen – und werden in Rekordzeit beendet.

  • Aus insgesamt 26 Modulen wird der neue OP-Trakt im Diakonie-Klinikum Jung-Stilling zusammengesetzt
  • Insgesamt investiert das Krankenhaus sieben Millionen Euro in den Anbau
  • Der neue Diagnostik-Roboter „Pheno“ zählt zu den modernsten in ganz Deutschland

Der Flur zum Operationssaal schwebt mit dem Kran ein. Modul Nummer 12 wird an diesem Mittwoch gegen 13.30 Uhr im ersten Obergeschoss des neuen Trakts am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling platziert, zwischen den Räumen, die in ein paar Wochen zwei hochmoderne OP-Säle sein werden, einer davon mit dem modernsten bildgebenden Diagnosegerät in Deutschland. 7 Millionen Euro investiert das Krankenhaus in den Anbau, der aus 26 Modulen besteht – inklusive technischer Ausstattung.

Warum neue OP-Säle?

1100 Quadratmeter Gesamtfläche wird der Neubau auf drei Etagen bieten, davon jeweils 80 für Operationsräume. Und das ist ein Hauptgrund für die Investition: Platz. „Die Bedarfsplanungen für OP-Säle stammen noch aus den 60er Jahren“, sagt Prof. Veit Braun, Medizinischer Direktor des Diakonie-Klinikums.

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Und weil längst immer komplexere Technik zum Einsatz kommt, ist selbst der derzeit größte Saal im Jung-Stilling mit 56 Quadratmetern etwas eng geworden. Außerdem entsteht in einem der beiden Räume ein Hybrid-OP, von dem drei Disziplinen profitieren: Gefäß- und Neurochirurgie sowie Traumatologie/Unfallchirurgie.

Warum die Modulbauweise?

Vor allem, weil es schnell geht und der laufende Betrieb nicht unter den Bauarbeiten leidet. Am Dienstag hat die Firma ALHO angefangen, am Mittwoch sind sie fast zur Hälfte fertig und Freitag soll das Werk getan sein. Währenddessen wird im Haupthaus weiter operiert wie gehabt. 26 der bis zu 30 Tonnen schweren Container aus Mineralfaser sind zum Wochenende in kürzester Zeit zwischen Klinik und Verwaltungsgebäude emporgewachsen.

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Drei Monate dauerte die Planungszeit, „die schmutz- und lärmintensiven Arbeiten haben bei uns im Werk stattgefunden“, sagt Markus Quast, als Vertriebsleiter bei ALHO zuständig für den Bereich Gesundheitsimmobilien. Wenn die Module an Ort und Stelle stehen, verbinden die Arbeiter die Versorgungsleitungen und beginnen mit dem Innenausbau, die Container werden gedämmt und verputzt.

Was ist ein Hybrid-OP?

Die Ansprüche an Operationen werden größer, gerade ältere Patienten erfordern behutsamere Methoden. Kernstück des neuen „Super-OP“ ist eine robotergesteuerte Radiographie-Anlage, eine diagnostische eierlegende Wollmilchsau in Echtzeit.

Projekt läuft bereits seit Januar

  • Der Auftrag, sagt Klinik-Geschäftsführer Hubert Becher, wurde im Herbst 2016 vergeben, im Januar fanden die Erdbauarbeiten statt.
  • Der Röntgenroboter soll Anfang Juli in Siegen eintreffen, die ersten Operationen mit Unterstützung des Geräts finden dann nach intensiver Schulung des Personals statt.

Das Gerät kann röntgen, Kontrastmittel darstellen, CTs und Kernspintomografien durchführen, ist dabei jederzeit beweglich zwischen Beinen und Bauch, Herz und Hirn. Und das alles live, während der Operation.

„Es gibt Tumore, die aussehen wie Gehirnmasse“, erklärt Prof. Braun. Um ihn zu lokalisieren, wird vor der OP ein CT gemacht und während der Operation auf die betreffende Region projiziert. „Wenn man anfängt, den Tumor zu entfernen, verändert sich das Gewebe“, so Braun – es wird schwieriger für den Operateur.

Roboter vereinfacht Arbeit und beschleunigt OP

Mit dem neuen Gerät wird live am OP-Tisch der Hirnscan erstellt und der Chirurg sieht in Echtzeit, was er wo schneiden muss. Der Roboter wird per Joystick gesteuert, der Patient hat es schneller überstanden.

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Was der Thermomix für manche Küche ist, soll der Apparat mit dem Namen „Pheno“ für den OP sein – und das Diakonie-Klinikum auf universitäres Niveau heben, wie Prof. Braun betont. Weil das Gerät so viele verschiedene Anwendungen ermöglicht, rechnet das Jung-Stilling mit Patienten, die sonst nicht nach Siegen kämen – „wir können es dann einfach besser als andere“, so Braun. Die nächsten vergleichbaren Geräte stehen an den Universitätskliniken Bonn und Gießen, sind aber älteren Semesters.

Gerade hinsichtlich der Stärkung des Medizinstandorts Siegen durch eine Ärzteausbildung an der Universität sei es wichtig, mit einem entsprechenden Niveau ins Rennen zu gehen, meint der medizinische Direktor.

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