Siegen. . Das Klinikum Jung-Stilling eröffnet eine neue Klinik für Gefäßchirurgie und investiert in einen Kybrid-OP:

Mit einem Team von sechs Ärzten der Uni-Klinik Gießen-Marburg erweitert das Diakonie Klinikum Jung-Stilling vom 1. Juli an das Angebot der Gefäßchirurgie auf ein neues Niveau. An der Spitze der neuen Klinik für vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie in Siegen steht mit Chefarzt Dr. Ahmed Koshty ein ausgewiesener Experte. An der Uni-Klinik in Gießen leitete der 43-Jährige die Sektion Gefäßchirurgie und baute das Hessische Aorten-Zentrum mit auf. Als erstem deutschem Arzt ist es Koshty gelungen, eine individuell auf den Patienten angefertigte Metallprothese mit drei Armen in die Aorta zu setzen.

Diakonie investiert in Hybrid-OP

Im Jung-Stilling-Krankenhaus möchte der Mediziner ein Gefäß- und Aortenzentrum etablieren. „Ich kann hier etwas Großes aufbauen“, begründet der verheiratete Familienvater von zwei Söhnen den Wechsel nach Siegen. Koshty, in Ägypten geboren, lebt seit 1998 in der Bundesrepublik und ist Deutscher. Die Staatsangehörigkeit hat er „aus Überzeugung angenommen, weil ich die Ordnung, Disziplin und Genauigkeit schätze“. Ins Stilling folgt ihm sein eingespieltes Team der Uni-Klinik: der Leitende Oberarzt Dr. Meshal Elzien, Oberarzt Dr. Alexander Kunold sowie die Assistenzärzte Liesa Fuhrmann, Nadine Nink und Sebastian Pleger. In Siegen bietet das Team die gesamte Breite der vaskulären und endovaskulären Gefäßchirurgie an – von Krampfadern über arterielle Verschlusskrankheiten, Aneuyrismen, Thrombosen, dem Verschluss von Halsgefäßen oder Kompressionssyndromen. „Gefäße sind die Leitungen, die das Blut transportieren“, erklärt Koshty. Ablagerungen von Cholesterin und Verkalkungen, die zum Verschluss führen können, sind normale Alterungsprozesse, die man zwar durch weniger Fettaufnahme, Verzicht auf Nikotin oder reichlich Bewegung verlangsamen, aber eben nicht stoppen kann.

Dazu passt, dass der Verwaltungsrat der Diakonie in Südwestfalen am Freitagnachmittag entschieden hat, für mehrere Millionen Euro einen Hybrid-OP zu bauen und einzurichten, der neben der Unfall- und Neurochirurgie auch der Gefäßchirurgie dienen soll. Dieser Operationssaal mit modernsten bildgebenden Anlagen ermöglicht minimal-invasive Eingriffe. Der Chirurg verursacht also keine größeren Wunden, um zum zu operierenden Körperteil zu gelangen. In der Konsequenz verringern sich Risiko, Belastung, Bestrahlung, Blutverlust, Kontrastmittelmenge sowie OP-Dauer – und der Patient wird schneller gesund. „Der Hybrid-OP bringt einen erheblichen technischen Vorteil mit. Hierdurch wird die operative Versorgung der Patienten auf höchstes universitäres Niveau angehoben“, lobt Professor Braun, Professor Dr. Veit Braun, Medizinischer Direktor für die operativen Disziplinen.

Medizinische Fakultät muss nicht mehr lange nur eine Vision bleiben 

Anderthalb Jahre, sagt Uni-Kanzler . Ulf Richter, dauert das Verfahren zur Anerkennung eines Medizin-Studiengangs. „Davon haben wir schon ein Stück geschafft.“ Die Zeit, in der der Studiengang dann auch arbeitsfähig ist, hänge davon ab, wie es gelinge, die Fakultät personell auszustatten. Wenn Siegen sich dabei, wie es im niedersächsischen Oldenburg auch gelungen sei, auf eine Partner-Uni verlassen könne, „dann kann das relativ schnell gehen.“

Im Kreistag, wo Richter auf Initiative der CDU berichtete, hat das Vorhaben der Siegener Universität viele Sympathien. „Medizin neu denken“, nannte der Kanzler als Strategie, um nicht in unmittelbare Konkurrenz zu den sieben etablierten Fakultäten in NRW zu treten. Dazu werde Siegen „ein ganz schön dickes Brett“ bohren müssen. „Wir fühlen uns stark genug, diesen Weg zu gehen.“ Diesen Weg werde die Uni gemeinsam mit den Kliniken in der Region beschreiten.

Rechtswissenschaft fehlt auch noch

Bernd Brandemann (CDU) äußerte Freude, „dass wir eine so engagierte Universität haben“. Die bereits vorhandene Medizininformatik könne ein Anknüpfungspunkt für das neue Angebot werden. Die Region verspreche sich von dem Studiengang auch die angestrebte besser medizinische Versorgung in der Region. „Dafür gibt es sicher keinen Königsweg.“ Richter hatte davor gewarnt, sich von einem „Klebeefffekt“ (dass die Studierenden sich in der Region als Ärzte niederlassen) zu viel zu versprechen. Auf die „Euphoriebremse“ trat Michael Sittler (SPD): Warum die Uni, die „Volluniversität“ werden soll, es nicht zuerst mit der billigeren Juristenausbildung versuche? Richter: „Man kann ja das eine tun, ohne das andere zu lassen.“