Siegen. . Senat und Hochschulrat der Uni Siegen haben das Konzept „Medizin neu denken“ beschlossen. Allein lässt sich der Studiengang aber nicht stemmen.

  • Modell wird auf ländliche Region zugeschnitten mitHochleistungs-Gesundheitsversorgung
  • Kooperation mit Partneruniversitäten, beispielsweise bei kostspieliger Anatomie
  • Neue lebenswissenschaftliche Fakultät mit Staatsexamen, Bachelor und Master geplant

Die Universität Siegen hat den nächsten Schritt zu einer Mediziner-Ausbildung gemacht. Der Senat der Hochschule hat in einer außerordentlichen Sitzung das Konzept „Medizin neu denken“ beschlossen; das Rektorat um Prof. Holger Burckhart wurde damit beauftragt, ein Medizinstudium an der Hochschule zu etablieren. Auch der Hochschulrat hat zugestimmt.

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Das Modell wird explizit auf die Region zugeschnitten und basiert auch auf der Kooperation mit Partner-Universitäten. Die Uni hatte sich dazu von internationalen Fachleuten beraten lassen und im Abstimmungsprozess das Wissenschaftsministerium unter Svenja Schulze (SPD) konsultiert. Während der Konzeptentwicklung hatte das Ministerium „den Prozess seit Beginn im Herbst 2015 wohlwollend begleitet“, heißt es in einer Mitteilung. Von Beginn an sei klar gewesen, dass es sich um ein regionalspezifisches Konzept handle – auf internationalem Standard. Eine „medizinische Fakultät“ sei nie ein Thema gewesen.

„Medizin neu denken“ sei ein innovatives Modell für eine Mediziner-Ausbildung, die auf Kooperationen mit etablierten Partnern setzt und so eine ideale Ergänzung zu den bereits existierenden medizinischen Fakultäten in NRW sei. „Es ist spezifisch auf die ländliche Region ausgerichtet und hat gleichzeitig Beispielcharakter“, so Burckhart.

Ziele:

Eine Hochleistungs-Gesundheitsversorgung für die gesamte Bevölkerung anbieten und dafür in Kooperation mit Partnern aus der Medizin Forschungsaktivitäten auszubauen, die von der frühesten Kindheit bis zum hohen Alter reichen.

Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Der Region Südwestfalen drohe durch den demografischen Wandel ein signifikanter Rückgang der Bevölkerung. In Siegen könnten Modelle für die medizinische Versorgung der Zukunft entwickelt und Ideen – etwa eine mobile Ambulanz – verwirklicht werden.

Eckpunkte:

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Kooperation: Das Projekt „Medizin neu denken“ fußt auf der Zusammenarbeit der Universität Siegen mit mehreren Partnern, darunter Hochschulen, regionalen Kliniken und den Landkreisen Siegen-Wittgenstein, Altenkirchen und Olpe. Das Projekt hat in den vergangenen Monaten breite Zustimmung in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gefunden. Burckhart bezeichnet das Modell als Chance für Uni, Kliniken, Attraktivität der Region, für alle Menschen hier.

Infrastruktur: In Siegen muss beispielsweise keine kostspielige Anatomie eingerichtet werden, weil die Uni mit Hochschulen kooperiert, die ein solches Institut haben.

Studienmodell: Zusätzlich zur klassischen Ausbildung traditioneller medizinischer Fakultäten kann in Siegen ein neues Modell angeboten werden, das auf symptombezogene Lehre setzt, die vom Patienten und seinem Schmerzempfinden ausgeht. „Medizin soll in Siegen nicht neu erfunden, aber neu gedacht werden“, heißt es dazu von der Hochschule.

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Lebenswissenschaftliche Fakultät: Die zu gründende Fakultät werde sich in Forschung, Lehre und Anwendung mit medizinischen, sozialen, ethischen und ökonomischen Fragen der Gesundheit auseinandersetzen – mit Blick auf und Sorge für den Menschen. Als Schwerpunkte sind Medizininformatik, Medizintechnik, Medizinische Versorgung im ländlichen Raum, frühkindliche Psychotraumatologie, neurologische Erkrankungen, Altersmedizin und Gender Career Research vorgesehen. Durch Kooperationen mit Kliniken und Hochschulen ergeben sich weitere Forschungsschwerpunkte.

Studienangebot: Studierende sollen die Wahl haben zwischen klassischem Staatsexamen und modularisierten Bachelor-/Master-Studiengängen, jeweils mit Approbation. Denkbar sind Studiengänge in Psychologie, Ernährungswissenschaften oder für Pflege- und Versorgungskräfte.

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