Siegen. . An der Uni Siegen sind so viele Studenten eingeschrieben wie noch nie zuvor. Die Prognosen hatten eigentlich auf einen leichten Rückgang hingedeutet

  • Gegenüber dem Wintersemester 2015/16 stieg die Zahl der Studierenden insgesamt um 293
  • Studierendenzahl liege im vierten Jahr in Folge oberhalb der 18 000er-Marke
  • „Es sind Zahlen, die eigentlich über unseren Kapazitäten liegen“, sagt Prof. Michael Bongardt

Die jüngste Steigerung der Studierendenzahl an der Uni Siegen bewertet Rektor Prof. Holger Burckhart als „überraschend erfreulich“. 19 707 Menschen sind im Wintersemester 2016/17 (Stand: 28. Oktober) eingeschrieben, so viele wie noch nie. Zudem liege die Zahl im vierten Jahr in Folge oberhalb der 18 000er-Marke. Burckhart: „Das ist eine Stabilität, die uns keiner zugetraut hat.“

Wachstum

Gegenüber dem Wintersemester 2015/16 stieg die Zahl der Studierenden insgesamt um 293, ein Plus von 1,5 Prozent. 2801 Personen befinden sich aktuell in ihrem ersten Hochschulsemester überhaupt (WS 15/16: 2599, plus 7,8 Prozent). Im ersten Semester an der Uni Siegen sind insgesamt – also einschließlich derjenigen, die von anderen Hochschulen an den Standort gewechselt sind – 3730 Menschen (15/16: 3467, plus 7,6 Prozent). Bei den internationalen Studierenden liegt das Plus bei 3,4 Prozent auf nun 2251. Überraschend sei die Entwicklung deshalb, so der Rektor, weil laut Prognosen eigentlich ein erster leichter Rückgang an der Universität Siegen zu erwarten gewesen wäre. Nun aber sei der Zuwachs – nach Münster – der zweithöchste in NRW, während die Zahlen an manchen Hochschulen sogar schon rückläufig seien.

Gründe

Worauf die neuerliche Steigerung basiert, wurde bisher nicht dezidiert untersucht. Die am stärksten nachgefragten Studiengänge sind Betriebswirtschaftlehre (BWL), Soziale Arbeit, Wirtschaftsrecht und Lehramt. „Wirtschaftrecht hat in Siegen eine lange Tradition“, erläutert Burckhart, auch andere Fächer seien dank ihrer speziellen Ausrichtung überregional bekannt. Selbst, wenn solche Studiengänge zulassungsbeschränkt seien, „haben sie einen Marketingeffekt“. Außerdem habe die Uni Siegen „international mittlerweile einen guten Ruf“, so Burckhart, was die Zugänglichkeit angehe: flache Hierachien und gute Kontaktmöglichkeiten zu Lehrenden, die an sehr großen Universitäten so oft nicht gegeben seien. Passend dazu steige auch der Anteil derjenigen, der, einmal eingeschrieben, an der Uni Siegen bleibt, anstatt an eine andere Hochschule zu wechseln.

Kapazitäten

„Es sind Zahlen, die eigentlich über unseren Kapazitäten liegen“, sagt Prof. Michael Bongardt, Prorektor für Studium, Lehre und Lehrerbildung. Dennoch fänden sich nach Rücksprache mit den Fakultäten Möglichkeiten, „das Studienangebot zu erweitern“ und dabei angemessene Bedingungen zu bieten. Es gebe lediglich „einzelne Veranstaltungen, wo die Fülle spürbar ist“.

Wechsler

Rund 800 Studierende wechselten zum aktuellen Semester ihren Studiengang, blieben aber an der Uni Siegen. In manchen Bundesländern würden sich mittlerweile 70 Prozent eines Jahrgangs für ein Studium entscheiden, „und das im Alter von 17“, sagt Holger Burckhart. Es sei naheliegend und legitim, dass sich nicht für jeden die erste Wahl als die richtige herausstelle. Die Uni müsse sich darauf einstellen, die jungen Menschen zu beraten, zu begleiten und ihnen Orientierung zu bieten.

Verkehr

Die Anmietung eines Hörsaalgebäudes an der Hammerhütte bietet „große Vorteile für den Studienbetrieb“, wie Kanzler Ulf Richter betont – und für die Verkehrssituation. Das Gebäude mit einem Hörsaal für bis zu 450 und zwei Seminarräumen ging zum 17. Oktober in Betrieb, 300 000 Euro hat die Uni dort insbesondere in Medientechnik und Brandschutz investiert. Ursprünglich war Pendelverkehr zwischen dem Campus Unteres Schloss und dem Haardter Berg geplant. Dieser aber falle nun deutlich geringer aus, „weil ein Großteil des Lehrbetriebs der Fakultät III in der Innenstadt laufen kann“. Die Hammerhütte ist eine Interimslösung, bis die Hörsäle im Karstadtgebäude zur Verfügung stehen. Im denkmalgeschützten Unteren Schloss selbst ließen sich keine großen Hörsäle unterbringen.

Ausblick

Trotz des überraschenden Aufwärtstrends im Wintersemester schaut der Rektor nicht unbesorgt nach vorne. „Mich interessiert besonders, wo die Leute herkommen“, erläutert Burckhart. Bisher liege keine genaue Analyse darüber vor, aus welchem Umkreis welche Anteile der Studierendenschaft stammen. Sollte die Mehrheit beispielsweise aus einem 20-Kilometer-Umkreis stammen, so sei anhand der Prognosen zur demografischen Entwicklung damit zu rechnen, dass die Zahl der Studierenden in zehn Jahren um mehr als 30 Prozent niedriger liegen könne als heute. Darauf müsse die Uni sich einstellen, indem sie ihre Attraktivität steigere. „Alles, was eine Uni an Abschlüssen anbieten kann, sollten wir auch anbieten“, so Burckhart. Das würde eine Erweiterung etwa um Medizin oder zusätzliche Jura-Optionen beinhalten.

Flüchtlingen das Studium ermöglichen

Im Wintersemester 2016/17 sind an der Universität Siegen 35 Menschen innerhalb des Programms „Vorstudium für Geflüchtete“ gestartet.

I m Mittelpunkt steht ein Deutsch-Sprachkurs, dessen erfolgreicher Abschluss „die sprachliche Voraussetzung für die Aufnahme eines deutschsprachigen Studiengangs darstellt“, wie es in einer Mitteilung der Universität heißt.

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