Siegen. . Unpünktlichkeit und weitere Mängel bei der Rothaarbahn waren jetzt Thema in der Verbandsammlung des ZWS. Die Pünktlichkeit hätte sich aber verbessert.

Die Botschaft war einigermaßen trostlos: Selbst wenn die Hessische Landesbahn ihren Betrieb wieder in Griff hat, funktioniert die Rothaarbahn nicht. Schuld sind Bahnübergänge in Aue und Ferndorf, die Baustelle in Siegen, ein fehlendes Gleis in Betzdorf und manches mehr in der so genannten „Infrastruktur“. „Dann setzen wir eben für zwei Jahre Busse ein“, sagte Michael Sittler (SPD) einigermaßen fassungslos, nachdem die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS) sich von den Bahn-Fachleuten hatte informieren lassen.

Schuld ist nicht nur die Hessenbahn

ZWS-Geschäftsführer Günter Padt nannte die einzige Lösung für ein Übergangskonzept bis Ende 2017: Die Rothaarbahn hält außerhalb der Hauptverkehrszeiten nicht mehr in Niederschelden und Geisweid und macht so verlorengehende Minuten wett. Die Idee, den Fahrplan umzustellen, scheitert an dem Verkehr auf der Strecke. In Siegen trennen lässt sich die Linie nicht. Zum einen, weil es auf der Großbaustelle an Gleisen fehlt. Zum anderen, weil dann drei Züge mehr eingesetzt werden müssen. „Das liegt nicht am Geld“, sagte Veit Salzmann, Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn (HLB), „es gibt auf dem Markt keine Fahrzeuge.“

„Ein Armutszeugnis“, sagte Michael Sittler (SPD), der ein einstimmiges Votum für seinen Antrag bekam, die HLB abzumahnen. „So ein katastrophales und krasses Versagen habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Olpe Landrat Frank Beckehoff, Vorsitzender der Verbandsversammlung, der direkt einen aktuellen Beschwerdebrief mitgebracht hatte: Da war die Bahn nur mit einem überfüllten Waggon und defekter Tür unterwegs — „ein Dispositionsfehler“, musste HLB-Geschäftsführer Salzmann, der an diesem Nachmittag einiges zu hören bekam. „Uns macht es auch keinen Spaß, jeden zweiten Tag in der Zeitung zu stehen.“

Politiker bemängeln Ausreden der Hessischen Landesbahn

Anke Hoppe-Hoffmann (Grüne) war hellhörig geworden, als auch langsam öffnende Türen und Nutzung von Bedarfshalten als Ursache für Verspätungen genannt wurden, „Wenn erhöhte Nachfrage schon der Grund ist, dass der Zug unpünktlich ist, dann können wir den Zugverkehr gleich einstellen.“ An dem von Kreuztal so gewünschten neuen Haltepunkt Buschhütten müsse die Rothaarbahn sowieso vorbeifahren, bestätigte Günter Padt — es sei denn, sie fahre irgendwann einmal einen „Fahrzeitüberschuss“ heraus. „Wir haben ja Beschleunigungspotenziale“, erinnerte Padt an das Vorhaben, unbeschrankte Bahnübergänge wie in Dahlbruch und zwischen Lützel und Erndtebrück zu schließen und die Zugkreuzungen in Hilchenbach zu beschleunigen. „Wir kommen aber nicht weiter.“ Die Verhandlungen mit der DB gerieten „permanent in neue Schleifen“.

Stellvertretender ZWS-Geschäftsführer Markus Stirnberg versuchte es optimistisch: Immerhin habe die Rothaarbahn im Februar 75 Prozent Pünktlichkeit erreicht, nur jede vierte Bahn hat also noch mehr als drei Minuten Verspätung — im Januar war es noch jede dritte. „Wir sollten den Maßnahmen eine Chance geben.“ Eine davon: In Siegen bleibt der Fahrzeugführer im Cockpit, statt sich von einem Kollegen ablösen zu lassen.