Siegen-Wittgenstein. .

Die Rothaarbahn bringt nicht nur die Gemüter ihrer Fahrgäste in Wallung, sondern auch die Politik. Der Verkehrsausschuss des Kreistags hat sich am Donnerstag auf Antrag der Linken mit der Kette von Verspätungen, Zugausfällen und Störungen befasst — und am Ende einstimmig den Antrag abgelehnt, den Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) dazu zu bewegen, der Hessischen Landesbahn die Konzession zu entziehen.

Streit mit UWG-Bahn-Fachmann

ZWS-Geschäftsführer Günter Padt zählte die Schwachstellen der Strecke auf, die letzten Endes dazu führen, dass nur 46 Prozent der Bahnen aus Richtung Erndtebrück und Hilchenbach pünktlich in Siegen ankommen, mithin mehr als jeder weite Zug mindestens vier Minuten zu spät ist: In Aue muss die Bahn vor einem Bahnübergang anhalten, in Hilchenbach muss sie den Gegenzug abwarten, in Kreuztal wird sie auf 40 km/h heruntergebremst, in Siegen ist die Bahnhofsbaustelle, in Betzdorf fehlt ein Gleis. Hinzu kommt, dass die Signale zu spät gestellt werden, sodass die Züge keine „grüne Welle“ haben, dass in Siegen der Lokführer gewechselt wird — und dass es mehr Fahrgäste gibt: Früher hat der Zug nur an jedem zweiten Bedarfshalt tatsächlich halten müssen, jetzt an 90 Prozent der Stationen.

Die Probleme seien absehbar gewesen und nicht neu, sagte Ralf Knocke (Linke): „Mich wundert, dass man da nicht früher etwas gemacht hat.“ Horst-Günter Linde (UWG) wiederholte, was die Fahrgastverbände geäußert haben: Der Fehler sei die Verlängerung der Strecke über Siegen hinaus, „der Zug darf einfach nicht mehr bis Betzdorf durchfahren“. Auf den Vorwurf des „Fahrplanexperiments“ reagierte Günter Padt empfindlich. Das sei „eine Frechheit“, sagte der ZWS-Geschäftsführer, der sodann in Frage stellte, ob der bei der Bahn in Erndtebrück beschäftigte UWG-Kreistagsabgeordnete überhaupt an der Diskussion teilnehmen dürfe: Linde sei befangen — eine Feststellung, die von Ulrich Haas (SPD) wiederholt wurde, aus der Vorsitzender André Jung (CDU) aber keine Konsequenz vor. Padt warf Linde indirekt vor, selbst an den Verspätungen schuld zu sein: In Erndtebrück würden Signale „fehlerhaft bedient“, außerdem werde die Schranke noch einmal geöffnet, obwohl der Gegenzug abfahrbereit sei: „Die Züge fahren mehrfach mit mehr als zwei Minuten Verspätung ab.“

Aus dem Verkehr ziehen kann der ZWS das Unternehmen nicht: Es gäbe keinen Ersatzbetreiber für die Linie, die Neuausschreibung dauert Jahre. Sanktionen gibt es aber, betonte Padt: „Das wird die Hessische Landesbahn eine Stange Geld kosten.“

Zu den Maßnahmen gegen die Verspätungen der Rothaarbahn gehört eine, die manchem Fahrgast mit Sicherheit nicht gefällt: Seit Monatsbeginn wartet die RB 93, die in Siegen Richtung Kreuztal und Bad Berleburg abfährt, nicht mehr auf den verspäteten Rhein-Sieg-Express (rsx) aus Köln. Das teilte ZWS-Geschäftsführer Padt mit.