Siegen. . Der NRW-Bau- und Liegenschaftsbetrieb hat den Auftrag, das ehemalige Landesbehördenhaus an der Koblenzer Straße direkt ans Studentenwerk zu verkaufen.
In einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt, beantwortet der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) eine Frage nach dem weiteren Vorgehen damit, „dass das Land NRW die Liegenschaft an das Studentenwerk Siegen zur Schaffung studentischen Wohnraums veräußern wird.“ „Wir haben eine Anweisung aus dem Finanzministerium“, bestätigte BLB-Sprecher Thomas Tintelot auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Verkauf „wird jetzt vorbereitet“. Der BLB sei aber „nur das ausführende Organ“.
Trotz der aktuellen Faktenlage ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass es noch anders kommt. Das seien dann jedoch „Fragen, die im politischen Raum zu stellen sind“. Zunächst muss nämlich die Politik in Düsseldorf dem Verkauf an das Studentenwerk zustimmen. Bis alles unter Dach und Fach ist, könnte es noch einige Monate dauern.
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Soziale Kriterien der Bewertung
Dass Bauministerium, Wissenschaftsministerium und Finanzministerium die Lösung befürworten, ist nicht neu. In offiziellen Stellungnahmen verweisen die Ministerien auf die seit 2013 laut Gesetz bestehende Möglichkeit, landeseigene Grundstücke ohne Ausschreibung an Kommunen oder Studentenwerke (als Anstalten öffentlichen Rechts) verkaufen zu können, wenn soziale, städtebauliche oder wohnungspolitische Kriterien dafür sprechen (wir berichteten).
Kritiker monieren seit einigen Wochen, dass damit das Schicksal des denkmalgeschützten Gebäudes besiegelt sei: Denn das Studentenwerk hat angekündigt, die Immobilie abzureißen und einen Neubau zu errichten, da eine denkmalgerechte Sanierung die Kosten in unwirtschaftliche Höhen Treiben würde. Als bekannt wurde, dass Düsseldorf einen direkten Verkauf an das Studentenwerk favorisiert, tauchte ein Investor aus dem südlichen Siegerland auf und bekundete Interesse. Und: Er stellte denkmalgerechte Sanierung in Aussicht.
Für das Studentenwerk stehen aufgrund der wohnungspolitischen Diskussion die Chancen derzeit ganz gut. „Es bleibt die Frage des Preises“, sagt Geschäftsführer Detlef Rujanski, auch Fraktions-Chef der SPD im Rat der Stadt Siegen. Die Preisfrage aber dürfte „kein Hindernis“ sein, da der per Gutachten ermittelte Verkehrswert des Objekts zugrunde gelegt wird. Bei einem Gebäude, das aufgrund von Schimmelbefall seit Anfang 2012 nur noch mit Schutzkleidung betreten werden darf, ist der naturgemäß überschaubar.
Neuordnung des Quartiers
Die Abrissgenehmigung müsste das Studentenwerk nach einem Kauf bei der Stadt beantragen. „Wenn ein Eigentümer per Gutachten nachweist, dass keine Wirtschaftlichkeit gegeben ist, müssen wir ihn aus dem Denkmalschutz entlassen“, erklärt Stadtbaurat Michael Stojan. Erst einmal müssten aber endgültige Entscheidungen über den Verkauf fallen: „Wir lassen das auf uns zukommen.“
Die politischen Gremien werden sich einstweilen ab dem 19. Februar mit dem Bebauungsplan „Koch’s Ecke“ befassen. Auf Antrag der Jamaika-Koalition hat die Verwaltung Vorschläge erarbeitet, wie das Quartier um das Ex-Kreishaus herum in Zukunft genutzt werden kann, „im Speziellen auch für studentisches Wohnen“, wie es in der Vorlage heißt. Ob dies mit einem sanierten Hochhaus oder mit einer Neubaulösung geschieht, lässt das Papier offen: Für beides gibt es Varianten.
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