Neheim. . Damit die Nothaushaltskommune Arnsberg ab 2013 ihren jährlichen Zuschuss fürs Freibad Neheim um 30.000 Euro jährlich senken kann, forciert die Stadtverwaltung die Idee des Bürgerbads.

Die Idee des Bürgerbads besagt, dass für das Freibad Neheim ein neuer ehrenamtlicher Trägerverein gegründet werden soll, der das Freibad als Bürgerbad in eigener Regie bewirtschaften und damit erhalten soll. Der Förderverein Freibad Neheim sieht sich aber außerstande eine solche, viel umfangreichere Aufgabe zu übernehmen.

„Hierfür ist unser harter Kern an ehrenamtlichen Helfern zu klein und auch schon relativ alt“, meint Fördervereins-Vorsitzender Gisbert Pohl. So taten sich Förderverein und Schwimmverein Neptun zusammen, um gemeinsam ehrenamtliche Kräfte zur Mitarbeit in einem Trägerverein zu werben. „Vor etwa vier Wochen haben wir an etwa 40 bis 50 Vereine im Neheimer Raum Briefe geschickt und um ehrenamtliche Mithilfe zum Erhalt des Freibads gebeten. Doch die Resonanz war bisher enttäuschend“, berichtet Pohl. Bisher habe kein Verein geantwortet. „Auch wenn noch Beratungsbedarf in den Vereinen besteht, hätte man uns zumindest dies doch mal signalisieren können“, meinte Pohl.

Da eine solche Nicht-Reaktion verwundert, sprach unsere Zeitung einen der Briefe-Empfänger, den Neheimer Jägerverein, an und fragte, wie es mit Hilfe aus dem Jägerverein aussehe. „Wir haben über das Thema im geschäftsführenden Vorstand gesprochen mit dem Ergebnis: Der Jägerverein will grundsätzlich den neuen Freibad-Trägerverein unterstützen, doch wie dies konkret aussieht, müssen wir vereinsintern noch klären“, sagte Jägeroberst Klaus Humpe. Er verwies auch darauf, dass schon seit vielen Jahren die 3. Jägerkompanie gute Kontakte zum Freibad pflege.

Bei der für Freitag, 25. Mai, geplanten Eröffnung des Neptun-Schwimmfestes im Freibad Neheim wird der Förderverein mit neuen Info-Blättern um ehrenamtliche Hilfe für den neuen Freibad-Trägerverein bitten. „Wir brauchen Helfer für Reinigung, Grünanlagenpflege, Kassenhäuschen-Dienst, Buchführung sowie einen Geschäftsführer, der die Bad-Organisation steuert“, sagt Pohl, der mit seinen Vereinskollegen in den nächsten Wochen insgesamt 2500 Flyer zur Anwerbung ehrenamtlicher Helfer an diversen Stellen in Neheim verteilen will.

Kommentare Pro & Contra Bürgerbad:

„Contra Bürgerbad“ von Martin Haselhorst

Nix gegen bürgerschaftliches Engagement. Das muss sein in einer Stadt. Es substanziell in einem Freibad einzufordern, ist aber völlig daneben. Eine Stadt wie Arnsberg braucht ein Freibad, nein sogar Freibäder. Diese im Bestand von bürgerschaftlichen Engagement abhängig zu machen, ist ein völlig falsches Signal für eine familienfreundliche Stadt. Wenn’s nur um eine neue Schaukel vom Förderverein geht, ist das okay. Mit dem Betrieb wird Ehrenamt aber perspektivisch überfordert. Ein Freibad ist unverzichtbare elementare Infrastruktur. Und die hat ihren Preis. Es ist Treffpunkt, Sozialarbeit, Quartiersmanagement, Standortförderung und Bewegungserziehung in einem. Ein Freibad muss eine Stadt wollen und nicht nur gutmütig dulden, wenn die Bürger auch brav ihre Eigenleistung bringen.

„Pro Bürgerbad“ von Martin Schwarz

Man kann zwar auf die Stadt schimpfen, dass immer mehr ehrenamtliches Engagement die Haushaltslöcher stopfen soll, doch dieser Bürger-Frust läuft ins Leere. Denn das Freibad Neheim könnte auch geschlossen werden - und das hätte ja niemand gewollt. Das Freibad Hüsten ist ein warnendes Beispiel. Wegen unwirtschaftlicher Investitionshürden wurde es damals geschlossen. Zum „Bürgerbad Neheim“ sehe ich keine realistische Alternative, die die Nothaushaltskommune Arnsberg anstreben könnte. Beim Ziel, das Freibad Neheim als Bürgerbad zu erhalten, sollten aber Förderverein und SV Neptun mehr Unterstützung von Neheimer Vereinen erhalten. Die bisherige Nicht-Reaktion der Vereine auf den Hilfeaufruf ist beschämend. Hier hat Neheim mehr Potenzial, das geweckt werden muss.