Meschede. . Bei der St.-Georgs-Bruderschaft in Meschede bahnt sich eine kleine Revolution an. Über Jahrhunderte war die Schützenbruderschaft eine Bastion der Männer - ohne Schützenkönigin und ohne Frauen unter der Vogelstange. Jetzt wird an diesen konservativen Statuten gerüttelt: Eine Königin ist ab sofort zugelassen.

Der Wandel bei den Mescheder Schützenbrüdern begann mit einer Sonderregelung: In diesem Jahr beim Festumzug am Donnerstag präsentierte sich Schützenkönig Siegfried Machalla mit seiner Ehefrau Nicole. „Er hatte sich sehr gewünscht, dass sie an seiner Seite mitgeht“, berichtete Hauptmann Andreas Diemel-Kotthoff. „Diesem Wunsch wurde in einer Vorstandssitzung nach einer Abstimmung entsprochen.“

Denkwürdiges Vogelschießen

Einen Tag später folgte ein denkwürdiges Vogelschießen: St. Georg war ohne Bewerber, Schießpause, Beratung des Vorstands. Danach schritt Matthias Peus zum Gewehr. Zuvor hatte er nach unseren Informationen klar gemacht: Er marschiert nur mit Ehefrau Regina an seiner Seite bei den Festumzügen. Auch diesem Wunsch stimmte der Vorstand mit großer Mehrheit zu.

Beim Jubiläumsschützenfest vor drei Wochen in Grevenstein hatte Regina Peus dann ihre Premiere vor einem großen Publikum. „Die positive Resonanz der Zuschauer war eindeutig und nicht zu überhören“, erklärte Schützenhauptmann Diemel-Kotthoff. Zum Kreisschützenfest im Mescheder Norden hatte sich außerdem Jungschützenkönig Max Büsse entschlossen, seine Freundin Carolin Richter im Umzug als Begleitung dabei zu haben.

Die Genehmigung des Vorstandes erhielt auch er vorher. „Dass Max Büsse dann auch noch Kreisjungschützenkönig wurde und die beiden ein schönes Paar abgeben, freut uns umso mehr!“, sagte Diemel-Kotthoff. Nach diesen drei Sonderregelungen beschloss der Vorstand der St.-Georgs-Bruderschaft in einer Sitzung am Montagabend eine grundlegende Änderung des Festablaufs. Ab sofort haben Schützenkönig, Jungschützenkönig und Jubelkönig die Wahl, ob sie eine Partnerin offiziell an ihrer Seite haben möchten.

Auch interessant

„Früher hieß es beim Königstanz am Donnerstag immer ‘Frau des Königs’“, so der Hauptmann. „Das können Sie einem Außenstehenden aber nicht erklären.“ Diemel-Kotthoff weiter: „Dieser Beschluss bedeutet, dass der Schützenkönig sich eine Schützenkönigin wählen kann, aber nicht muss. Es kann also auch in Zukunft wieder nur Männer im Umzug bei St. Georg geben, wenn der König beispielsweise alleinstehend leben sollte.“

Frauen sollen auch unter der Vogelstange dabei sein

Fällt jetzt auch die nächste Vorschrift? Dürfen Frauen freitags künftig unter der Vogelstange dabei sein? Bisher sind sie als Besucherinnen nicht zugelassen, eine Begründung: St. Georg hält zeitgleich mit dem Vogelschießen eine Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen ab. Über diese Regelung hat es schon manche erhitzte Debatte gegeben.

Für den kommenden Samstag hat der Vorstand nun Schützenbrüder aller Altersklassen und auch Frauen, die mit der Bruderschaft verbunden sind, zu einer ersten Ideenfindungssitzung eingeladen. „Sicher müssen wir bestimmte Abläufe auf unserem Fest überdenken und werden vieles in Frage stellen. Ich kann aber keine Ergebnisse vorweg nehmen, denn dann würde ich meine Aufgabe als neutraler Moderator dieser Sitzung nicht erfüllen“, erklärte Diemel-Kotthoff.