Schmallenberg/Köln. Hollywood im Hochsauerland. Na gut, zugegeben etwas kleiner: Die Schmallenberger Regiestudentin Susan Gohsmann dreht jedenfalls in der eigenen Heimat-Idylle ihren Diplomfilm „Petrol 8“. Eine Geschichte über Trauer und Trost, über den Verlust eines geliebten Menschen und die Natur als feinen Hoffnungsschimmer. Eine Geschichte mit viel Wald und wilden Gefühlen.

Am Mittwoch, 27. Juni 2012, pünktlich um 10 Uhr, geht es los. Irgendwo hinter Bödefeld, rund um ein leerstehendes Ferienhaus, trifft sich die 25-köpfige Filmcrew. „Mit meinen Eltern und meiner Schwester Katja sind wir sogar genau genommen 28 Personen, die an meiner Produktion beteiligt sind“, erzählt die 25-jährige Susan mit ein wenig Stolz und noch mehr Aufregung.

Seit vergangenem November hat sie intensiv am Drehbuch gearbeitet; die Geschichte selbst reifte sogar schon seit sechs Jahren in ihrem Kopf heran. Die Hauptdarstellerin Mira Maria Wissmann, eine Wuppertaler Abiturientin, wurde dagegen kurzfristig erst in der vergangenen Woche verpflichtet. „Die Entscheidung war am Ende ein reines Bauchgefühl, aber ich bin mir sicher, dass es gut und richtig ist“, freut sich die Regisseurin auf die Zusammenarbeit in den kommenden zehn Tagen. Solange nämlich werden die Dreharbeiten dauern, die am Ende in einen 25-minütigen Spielfilm münden sollen.

„Bis in den späten Herbst hinein werden wir dann anschließend schneiden müssen, und ich hoffe, spätestens im Dezember im Schmallenberger Kino meine Publikumspremiere feiern zu können“, spannt Susan Gohsmann den Zeitrahmen.

Mit dem Stromgenerator im Schmallenberger Wald

Etwa 32 000 Euro wird das Projekt kosten; allein 6500 Euro verschlingt die Miete und der Sprit für den Stromgenerator, wenn die Szenen im Schmallenberger Wald anstehen. Aber auch für aufwändige Deko-Arbeiten geht viel Geld drauf. So werden im Ferienhaus („Den Tipp habe ich von einem freundlichen Förster bekommen.“,Susan Gohsmann) temporäre Wände eingebaut, die sich während des Filmgeschehens auch immer weiter verändern: „Ich stelle mir eine Art Metamorphose vor, bei der der Wald immer dichter an und in das Haus heranrückt“, so die Regisseurin über ihre poesievollen Pläne.

Die Arbeit der Crew ist übrigens komplett kostenlos, selbst die Hauptdarstellerin, die bislang erst ein wenig Bühnenerfahrung bei Schulinszenierungen gesammelt hat, wirkt ohne Gage mit. „Meine Mama sorgt für das tägliche Catering vor Ort; überhaupt unterstützen mich meine Eltern, wo sie nur können“, ist die Filmemacherin allen Beteiligten unendlich dankbar.

Acht Semester dauert ihr Studium an der Kölner Kunsthochschule für Medien, das nun bald abgeschlossen sein wird. Ermöglicht wird die Projekt-Realisation auch durch 25 000 Euro aus der NRW-Filmförderung., Dafür musste sich Susan Gohsmann umfassend bewerben: „Acht Mappen mit Drehbuch, Kalkulation, Synopse und anderen Inhalten habe ich eingereicht und am Ende tatsächlich als Einzige den Zuschlag zur Nachwuchsförderung erhalten. Das ist echt der Superkracher!“, schwärmt die Schmallenbergerin noch immer.

Als Szenenbildnerin kann man Räume und Umgebungen dekorieren

Überhaupt ist natürlich das Filmemachen ihr großer Traum. Doch gar nicht so sehr die Regie ist ihr vorrangiges Ziel, sondern viel eher der Beruf der Szenenbildnerin. Susan: „Regisseure müssen Menschen sein, die anderen Anweisungen geben können. Das liegt mir nicht so sehr. Ich dekoriere lieber Räume und Umgebungen. In unserer Familie mögen wir alle schöne Dinge, und von meinem Vater habe ich das handwerkliche Geschick geerbt. Das könnte ich als Szenenbildnerin später einmal gut umsetzen.“

Ja, natürlich seien die Eltern „unglaublich stolz“ auf ihre Tochter, bekennt die bodenständige Wahlkölnerin, die während des Studiums als Kellnerin jobbt und zusätzlich einen Studentenkredit aufgenommen hat. „Nein, reich werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht werden“, bekennt die Filmkünstlerin ganz offen, die sich aber schon Gedanken darüber macht, ob der Beruf eines Tages überhaupt für eine bescheidene Miete reichen wird: „Ich hänge zwar voll mit Herzblut an meiner Arbeit, aber ich weiß auch, dass ich in dem Metier wohl niemals eine finanzielle Sicherheit haben werde.“

Jetzt aber heißt es erst einmal „Klappe, die erste!“, für das ambitionierte Unternehmen „Petrol 8“. Wir drücken die Daumen, sagen „toi, toi, toi“ und freuen uns schon auf die Dezember-Premiere im Schmallenberger Kino.