Winterberg. . Die ersten Drehbuch-Ideen haben sie vorgelegt. Jetzt recherchieren bekannte Autoren zwei Wochen lang in der Region zwischen Winterberg und Dortmund. Die finale Fassung soll dann irgendwann im Fernsehen laufen - oder sogar in die Kinos kommen.

Klappe die Erste: Zehn namhafte Drehbuchautoren sind ausgewählt worden, Stoff für einen Heimatfilm aus Westfalen zu schreiben. Er soll das Image des Landstrichs zwischen Dortmund und Winterberg, einer Region zwischen Industrie und Landwirtschaft, zwischen Großstadt und Naturidyll, neu definieren helfen. Ziel ist, einen 90-Minüter fürs Fernsehen oder sogar einen Kinofilm zu schaffen.

Ein Chinese, ein Inder und ein Brasilianer kommen ist Sauerland. Soll das ein Witz werden? „Nein“, sagt Leticia Milano, Brasilianerin aus Berlin, die gestern mit weiteren Autoren ihren Plot, ihre Idee für einen ungewöhnlichen Heimatfilm, in Winterberg vorstellte. „Das ist ,Blue Card’, ein Comedy-Film über einen visionären Manager, der den Mythos des deutschen Ingenieurs herausfordert“, erklärt Milano. Spielen würde er, wenn der Plot denn als finales Drehbuch ausgewählt würde, irgendwo im Land zwischen den Tausend Bergen und dem Stadion des BVB.

Genau wie die Story von Heike Rübbert, gebürtig aus Wanne-Eickel, die heute in Leipzig lebt und fürs TV (u.a. Soko Leipzig) Drehbücher verfasst. Bei ihr geht’s um Weihnachtsbäume, die nach Dubai exportiert werden. Constanze Mink plant einen Krimi in einer Brauerei, Peter Kreutz lässt eine Tankstelle im Schatten der A46 zum Wallfahrtsort werden – inklusive sprechendem Kühlschrank und einem Märtyrer.

Zweiwöchiger Recherche-Aufenthalt in der Region

Die Ideen sind schräg, meist Komödienstoff, und weil die Autoren durchaus Erfahrung und Erfolge aufweisen können, war die Stimmung gut bei Regierungspräsident Gerd Bollermann und Egbert Neuhaus, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte. Sie stellten als Sprecher der Initiative „Mitten in Westfalen“ das Projekt „Heimatfilm“ vor.

Aus 80 Einreichungen hatte eine Jury zehn Autoren ausgewählt, denen jetzt ein zweiwöchiger Recherche-Aufenthalt in der Region bevorsteht. Sie werden das ländliche Sauerland kennenlernen, sie werden Industriebetriebe in Arnsberg und dem östlichen Ruhrgebiet aufsuchen, sie werden das Stadion des BVB besichtigen und mit Bruno Knust durch Dortmund geführt. Den Autoren sollen so Blicke hinter die Kulissen ermöglicht werden, um ihnen zu zeigen, wie unterschiedlich die Region „Mitten in Westfalen“ geprägt ist.

Dass sich dies alles in ihrem Drehbuch widerspiegeln soll, wird keine leichte Aufgabe sein. Um nicht einen weiteren holzschnittartigen Film zu produzieren, der entweder das provinzielle Schützenfest-Sauerland oder den kumpeligen Taubenzüchter-Pott transportiert, wird Michael Gantenberg, Grimmepreisträger und selbst Drehbuchautor aus Soest (u.a. „Tatort“) als Vorsitzender der Jury aufmerksam sein müssen. „Wir wollen nicht einfach beliebige Plots in eine Region hineinzwängen oder eine Landschaft als Hintergrundkulisse dienen lassen“, sagt Gantenberg. Transportiert werden soll mit dem Film die Lebenswirklichkeit einer Region, die ein interessanter Industriestandort und zugleich Lebensraum ist, betont Unternehmer-Sprecher Egbert Neuhaus. Für Regierungspräsident Bollermann, der die Initiative als Brücke zwischen den Regionen in seinem Regierungsbezirk sieht, soll das Projekt helfen, Kirchturmdenken zu überwinden.

Hohe Ansprüche – aber die Beteiligten sind zuversichtlich. Nach den Recherche-Wochen sind die Autoren aufgefordert, ein detailliertes Exposé zu fertigen, mit dem Gantenberg dann sein Netzwerk aus Filmfirmen, Produzenten und Sendeanstalten behelligen wird.

Finanzierung über Fundraising

Was die Finanzierung angeht, wird auch über Fundraising nachgedacht, also Geld zu sammeln beispielsweise bei den Unternehmen, die sich in der „Mitten-in-Westfalen“ Initiative zusammengeschlossen haben. Und die Autoren sind heiß. „ich bin wie ein Schwamm“, sagt Drehbuchschreiber Peter Kreutz. „Ich werde alles aufsaugen was in den nächsten 14 Tagen auf mich zukommt.“