Freienohl. . Hiobsbotschaft für die Beschäftigten von Dehler: Zum Jahresende 2012 wird die Produktion von Yachten in Freienohl eingestellt. Darüber wurden die 85 Beschäftigten des Traditionsunternehmens gestern informiert. Weg von der Ruhr, hin zur Ostsee: Die Produktion wird schon ab August zum Stammwerk der „Hanse­group“ nach Greifswald verlegt.

Hiobsbotschaft für die Beschäftigten von Dehler: Zum Jahresende 2012 wird die Produktion von Yachten in Freienohl eingestellt. Darüber wurden die 85 Beschäftigten des Traditionsunternehmens gestern informiert. Weg von der Ruhr, hin zur Ostsee: Die Produktion wird schon ab August zum Stammwerk der „Hanse­group“ nach Greifswald verlegt.

Montagmittag hatte zunächst der Aufsichtsrat der „Hansegroup“ den Plänen zugestimmt, danach ging eine entsprechende Ad-hoc-Mitteilung an die Börse. Um 15 Uhr wurden die Beschäftigten in Freienohl bei einer Mitarbeiterversammlung durch Dr. Peter Barth (seit April Geschäftsführer für das Freienohler Werk und im Vorstand des Greifswalder Unternehmens) informiert.

Zeitgleich gab es eine Mitarbeiterversammlung in Greifswald. Stefan Odoj, Betriebsratsvorsitzender in Freienohl, fiel nach eigenen Worten „aus allen Wolken“: „Wir müssen das erst einmal verarbeiten.“ Gerechnet habe niemand damit: „Die Standortfrage stand nie zur Diskussion.“

Doch, das tat sie, sagte Dr. Jens Gerhardt, Chief Sales Officer der Hansegroup nachmittags auf Anfrage: „Seit zwei Jahren gab es diese Überlegungen. Es fehlte der richtige Zeitpunkt.“ Der ist für die Hansegroup jetzt gekommen: Entwickelt wird derzeit eine neue 38 Fuß große Yacht, die im November zur „HanseBoot“ in Hamburg vorgestellt werden soll. Es wird dann das erste Dehler-Modell sein, das nicht mehr im Sauerland, sondern komplett an der Ostsee hergestellt wird.

„Komplexität nicht zu halten“

Aus der Werksschließung in Freienohl erwartet das Unternehmen vor allem Synergieeffekte. 600 Kilometer beträgt die Entfernung zwischen den Standorten in Freienohl und Mecklenburg-Vorpommern: „Die Teile sehen sich unterwegs auf der Autobahn“, sagte Gerhardt: „Das ist eine Komplexität, die kann man nicht auf Dauer aufrecht erhalten.“

Reaktionen: Wütend bis geschockt

Gerhardt betonte gestern: „Es geht uns nicht darum, Mitarbeiter loszuwerden.“ Allen 85 Mitarbeitern in Freienohl werde das Angebot gemacht, zu gleichen Konditionen nach Greifswald zu gehen. Diese reagierten in der Mitarbeiterversammlung nach den Worten von Betriebsratsvorsitzendem Stefan Odoj (49 Jahre, selbst seit 28 Jahren bei Dehler) „sehr wütend bis geschockt“. Noch über das vergangene Wochenende seien in Freienohl neue Aufträge eingegangen.

„Eiskalt überrascht“

In der Belegschaft sind alle Handwerksberufe vertreten, von Installateuren über Schreiner und Elektriker bis zu Malern. Im Januar hatte Dehler noch drei Auszubildende als Bootsbauer übernommen. Der Betriebsrat nahm gestern sofort Kontakt mit der IG Metall in Arnsberg auf.

„Eiskalt überrascht“, reagierte deren Erster Bevollmächtigter Wolfgang Werth auf die Nachricht: Die Synergieeffekte, die das Unternehmen angibt, nannte er „vorgeschobene Gründe“; belastbares Material dafür gebe es nicht. Sein Verdacht: Die Hansegroup wolle den Namen Dehler vom Markt bekommen, weil in Greifswald „in der Qualität wie in Freienohl nicht produziert werden könne“.

Zuletzt waren in Freienohl Verträge von Zeitarbeitern ausgelaufen. Noch in diesem März hatte die Belegschaft einen Betriebsrat gewählt. Auf ihn kommt jetzt viel Arbeit zu.