Hagen: Im Frühjahr ist Dehler in die Insolvenz geraten. Nun will der Yachtbauer wieder Oberwasser gewinnen: mit dem Kleinkreuzer Varianta.

Es war ein ungewöhnlicher Fall: Nicht etwa das Management, sondern die Beschäftigten hatten die Notbremse gezogen und den Antrag auf Insolvenz gestellt. Im April bekam die Greifswalder Werft Hanse-Yachts den Zuschlag für Dehler. Als neuer Geschäftsführer ging Ralf Tapken an Bord, der von der dänischen X-Yachts kommt.





Nun werden bei Dehler wieder Boote gebaut - mit einem kleinen Stamm von Mitarbeitern. Waren es vor der Insolvenz 180 Beschäftigte, sind es nun 68, davon 58 aus der alten Belegschaft. „Der Mitarbeiterbestand wird sich nach oben entwickeln”, verspricht Jörn Bock, Marketingleiter bei Hanse Yachts. Am Ende der Messesaison sei abzusehen, wie sich die Marke entwickle. Wenn die Auftragslage gut sei, wachse Dehler.

Preise gesenkt

Mit der Dehler 35 ist der Yachtbauer aus Freienohl europaweit auf allen Messen vertreten.
Mit der Dehler 35 ist der Yachtbauer aus Freienohl europaweit auf allen Messen vertreten. © Hanse-Yachts | Hanse-Yachts





Mit drei Modellen ist der Yachtbauer europaweit auf allen Messen vertreten. Es sind die alten Modelle aus dem Bestand, die überarbeitet worden sind: „Die Ausrüstung ist an die Jetzt-Zeit angepasst”, sagt Bock.

Angepasst worden sind auch die Preise - und zwar nach unten. Denn nun kauft Dehler die Ausrüstung für die Boote kostengünstig im Verbund mit der großen Hanse-Gruppe ein.

Marktlücke entdeckt

Um weitere drei Modelle soll die Produkpalette bis 2011 erhöht werden. Noch im November will man in Freienohl die Neuauflage der „Varianta” präsentieren. Der Kleinkreuzer ist aus den Fluten der Insolvenz aufgetaucht. „Wir haben das Boot nach der Übernahme der Werft wiederentdeckt”, sagt Bock. Jetzt wird die Varianta flott gemacht.

Dabei hatten in der Vergangenheit alle Werften - auch Dehler - auf große Boote gesetzt und die kleineren aus dem Programm genommen. „Kleine Boote sind teurer in der Produktion und im Vertrieb”, erklärt Bock. „Aber wenn man sie versteht und die Produktion nicht mit den großen vermischt, dann kann man sie durchaus bauen.”, Zumal Bock festgestellt hat: „Kleine, preisgünstige Boote fehlen auf dem Markt.”

Bootsverkauf im Internet

Dehler soll nun zum Spezialisten für das Einsteigerboot werden - und dabei einen neuen Vertriebsweg ausprobieren. Die Varianta soll über das Internet verkauft werden. Wegen der geringen Margen rechne sich der Vertrieb über das Händlernetz nicht, erklärt Bock. Ein Boot wie ein Buch oder eine CD im Internet bestellen? Noch weiß man auch bei Hanse Yachts im Detail nicht genau, wie das funktionieren wird. Es sind noch viele Fragen zu klären. Immerhin lässt sich ein 700 Kilogramm schwerer Kleinkreuzer nicht im Paket mit der Post verschicken. „Aber das Boot lässt sich über das Internet erklären und zusammenstellen”, sagt Bock.