Meschede. Mieter in Mescheder Velero-Häusern klagen über Schimmel, kaputte Aufzüge, Dreck und Kostenexplosion. Anwalt: „Das ist ein Sauhaufen!“
27.000 Mietobjekte - von Altena bis Zwickau und eben auch in Meschede - verwaltet die Immobiliengesellschaft Velero. „Wir kümmern uns darum, dass in Ihrer Wohnung und rundherum einfach alles funktioniert“, heißt es auf der Homepage. Das würden die Mieter in der Weidenstraße nicht unterschreiben.
Angst vor der Kündigung
Seit mehreren Jahren wohnen die drei Frauen und ein Mann, die sich zum Gespräch mit unserer Zeitung getroffen haben, nun schon dort. Ihre Namen und Gesichter wollen sie nicht in der Zeitung sehen. „Wir haben Angst, dass Velero uns kündigt“, sagen sie.
Doch jetzt ist für sie das Maß voll: Der Aufzug funktioniert seit acht Monaten nicht mehr. Ein Blick aufs TÜV-Abzeichen zeigt: Im September 2023 ist die Genehmigung erloschen. Seitdem steht der Fahrstuhl. Mehrmals waren zuvor Bewohner - auch Kinder - darin steckengeblieben, sodass die Feuerwehr sie befreien musste. Die Frauen wohnen in der vierten und fünften Etage. Sie haben alle noch kleine Kinder. „Das ist sehr beschwerlich ohne Aufzug, mit den Ein- bis Dreijährigen und den Einkäufen für eine Großfamilie“, erklären sie.
Heizung ausgefallen
Zuvor schon funktionierte immer mal wieder im Winter die Heizung nicht. „Unserer Kinder sind ständig krank.“ Mittlerweile hat der Vermieter einen externen Heizöltank vors Haus gestellt, weil der alte kaputt war. „Die Kosten hat er zu 100 Prozent auf uns Mieter umgelegt“, ärgert sich ein Mann. Wie überhaupt die Nachzahlungen in diesem Jahr für die Nebenkosten horrend seien. Sie lägen zwischen 1500 Euro für Einzelpersonen und 5000 Euro für die Familien. Auch die Reinigung sei ein Witz. Einmal im Monat komme eine Putzkraft. „Die putzt dann das gesamte Treppenhaus von oben bis unten mit nur einem Eimer Wischwasser und einem Lappen.“
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Sperrmüll im Treppenhaus
Sperrmüll steht zudem seit zwei Monaten unten im Treppenhaus. „Das ist doch gefährlich, falls es mal brennt“, fürchten die Frauen. Im Keller tropft es seit drei Monaten an mehreren Stellen aus den Rohren von der Decke, sodass der Boden ständig etwa einen Zentimeter mit Wasser bedeckt ist. Daneben funktioniert die Klingel bereits seit dem Einzug der Familien vor sechs Jahren nicht. Die Haustür steht daher immer auf. Post verschwindet aus den Fächern.
Hausmeister nicht erreichbar
Frustrierend sei es vor allem, dass der Hausmeister nicht zu erreichen sei. „Wenn er schon meine Nummer sieht, geht er erst gar nicht dran“, sagt eine der Frauen resigniert. „Wir haben auch Briefe geschrieben, doch auf unserer Vorwürfe geht Velero gar nicht ein. Sie schicken nur Mahnungen und drohen mit Kündigung.“ In einzelnen Wohnungen gibt es undichte Fenster, tropfende Wasserhähne und auch Schimmel.
Das sagt die Stadt
Die Stadt bestätigt, dass Mieter mit sehr hohen Nebenkostenabrechnungen den Fachbereich Soziales aufgesucht haben. Doch erst, wenn ein Anwalt oder der Mieterverein den Fachbereich informierten, dass - z.B. aufgrund von Mängeln oder fehlerhafter Abrechnungen - Miete einbehalten wird, könne die Stadtverwaltung Zahlungen kürzen. Man habe in diesem Fall bereits Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen.
Der Anwalt, der die Stadt informiert hat, ist Martin Schubert. Er vertritt 12 von 20 Parteien in der Weidenstraße 17 und 19 und drückt es drastisch aus: „Velero - das ist für mich ein Sauhaufen!“ Er hat bereits mehrfach an den Immobilienverwalter geschrieben und unter anderem Mietminderungen geltend gemacht. Als Reaktion hätten Mieter Kündigungsandrohungen erhalten. Er warte mit Spannung auf den Räumungsrechtsstreit, sagt er. „Aber da wird nichts kommen.“
Die Häuser werden von unterschiedlichen Nationalitäten und Familien mit mehreren Kindern bewohnt, ein Großteil der Miete wird vom Jobcenter bezahlt. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadt da mehr Druck ausübt“, sagt Schubert. So könne man nicht mit Mietern umgehen. „Die Immobiliengesellschaft hat die Gebühren für die Wohnungsverwaltung nicht verdient.“