Meschede. Die bekannten Gesichter an der Pforte des Walburga-Krankenhauses in Meschede sind verschwunden. Das sind die Gründe.
Es herrscht Unruhe im St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede. Eine Fremdfirma hat die Aufgaben von ehemals fest angestellten Mitarbeitern übernommen.
Aufgaben an der Pforte
Die Pforte ist das Gesicht eines Krankenhauses. Dort werden Besucher empfangen und Telefonate an Ärzte und Stationen vermittelt. Was im Hintergrund noch alles passiert, von der Kommunikation mit dem Rettungshubschrauber, der Alarmierung von OP- und Reanimationsteam bis zur sachgerechten Annahme von Betäubung- und Krebsmitteln, ist nur wenigen bewusst. Zu den Randzeiten, wenn die Patienten-Aufnahme geschlossen war, übernahmen die Mitarbeiter in Meschede auch deren Entlassung.
Im August 2022 erhielten sie erste Informationen, dass sie in die Abteilung Infrastruktur übernommen werden sollten. Diese ist eine 100prozentige Tochter des Klinikums Hochsauerland. Auch Bereiche wie Technik, Küche und Reinigungskräfte gehörten ihr bereits an. Absehbar war damit, dass die Mitarbeiter der Pforte im gesamten Klinikum eingesetzt werden konnten. Dass aber eine externe Firma ihre Aufgaben in Meschede komplett übernehmen würde und sie den Arbeitsplatz vor Ort verlieren, war nicht klar.
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Bestwiger Firma LH Security
Die Bestwiger Firma LH Security arbeitet schon länger mit der Klinikleitung zusammen. Deren Mitarbeiter überprüften in der Coronazeit Impfausweise und Coronatest-Nachweise. Zum 1. Dezember sind die ehemaligen Krankenhaus-Angestellten nun von der Pforte in Meschede verschwunden. Angestellte von LH Security haben ihre Aufgaben übernommen. Auch die übrigen Angestellten des Krankenhauses - von den Ärzten bis zur Standortleitung - wurden nach Informationen dieser Zeitung von dieser Entwicklung überrascht.
Die Mitarbeiter mussten ihren Arbeitsplatz verlassen und wurden kurzfristig auf die Pforten in Arnsberg, Neheim und Hüsten verteilt. Für die meisten, zum Teil langjährigen, Mitarbeiter bedeutet das einen deutlich weiteren Weg zur Arbeit. Für Patienten und Besucher fehlt vor Ort ein kompetenter Ansprechpartner. Entlassungen können nun beispielsweise in den Randzeiten nicht mehr erledigt werden, da die neuen Mitarbeiter aus Datenschutzgründen keinen Zugang zu den Patientendaten haben.
Übergang aller Pforten-Mitarbeiter zum 1. März in die Infrastruktur GmbH
Zum 1. März sollen nun nicht nur die Mescheder, sondern alle Pforten-Mitarbeiter den Arbeitsvertrag ihres neuen Arbeitgebers, der Klinikum Hochsauerland Infrastruktur GmbH unterschreiben. Offiziell heißt es darin, es werde keine Nachteile für die Altverträge geben, auch die bisherige Altersversorgung würden unverändert übernommen. Trotzdem machen sich die Betroffenen Sorgen. Denn es steht auch darin, dass die „individualvertraglichen Vereinbarungen“ nach einem Jahr beispielsweise durch Fristablauf oder Kündigung „zu ihrem Nachteil geändert werden können“.
Das sagt die Fachanwältin
Das ist gesetzlich so festgeschrieben“, bestätigt auch Mélanie Scheuermann. Die Mescheder Juristin ist Fachanwältin für Arbeitsrecht und hat für Mandanten die Arbeitsverträge überprüft. Man kenne das Vorgehen von kommunalen Arbeitgebern, die Aufgaben wie die Reinigung von Schulen oder die Friedhofsgärtnerei auslagerten. Letztlich sei das eine unternehmerische Entscheidung und es gehe darum, Geld zu sparen, auch wenn die Auslagerung häufiger auf den zweiten Blick nicht günstiger sei. In Meschede muss das Krankenhaus nun keine Mitarbeiter mehr einstellen und schulen. Krankheitsfälle sind das Problem des Dienstleisters. „Dadurch dass die Mitarbeiter der Zeitarbeitsfirma nicht in die Organisation des Krankenhauses integriert sind, dient die Umstrukturierung jedenfalls nicht der Qualitätssicherung“, so Scheuermann. Und wenn das Klinikum gegenüber der Infrastruktur GmbH erklären sollte, man brauche die Pfortenmitarbeiter - egal an welchem Standort - nun nicht mehr, seien sie leichter kündbar.
Dass sich Strukturen verändern, ist für alle nachvollziehbar. Dass das Mescheder Pfortenteam aber komplett durch eine Leiharbeitsfirma ersetzt wurde, obwohl es erst hieß, das werde auf keinen Fall passieren, sorgt für Unruhe. Die Angestellten fehlen Garantien, dass diesmal alle die Wahrheit sagen und die Pforten nicht über kurz oder lang auch an den anderen Standorten komplett von Externen besetzt werden.
Das sagt das Klinikum Hochsauerland
Das Klinikum Hochsauerland bestätigt, dass die Aufgaben an der Pforte in Meschede im November festvertraglich an eine Fachfirma, keine Leiharbeitsfirma, übertragen wurde, „die bereits seit vielen Jahren für das Klinikum tätig ist“. Grund seien personelle Engpässe gewesen.
Richard Bornkeßel, Pressesprecher des Klinikums bestätigt auch, dass zum 1. März alle Mitarbeiter an den weiteren Pforten des Klinikums in die Tochtergesellschaft Infrastruktur übergehen. Das sei auch bei anderen Krankenhäusern in Deutschland durchaus üblich.
Information der Mitarbeiter
Die Umsetzung sei in den Aufsichtsgremien des Klinikums Hochsauerland zum Jahresende verabschiedet worden. Nachfolgend habe man die Beschäftigten im Rahmen einer Informationsveranstaltung unter Beteiligung der Arbeitnehmervertretungen informiert. Weiterhin habe man mit den Arbeitnehmervertretungen eine Überleitungsvereinbarung getroffen, die die Wahrnehmung der Rechte der Mitarbeiter im Rahmen des Betriebsüberganges sicherstelle. Außerdem habe man die Beschäftigten schriftlich über den Betriebsübergang informiert und um Zustimmung gebeten. Diese Zustimmung liege bis auf wenige Ausnahmen bereits vor.
Tarifvertraglich gebunden
Nachdrücklich weist das Klinikum das Gerücht zurück, dass die Infrastruktur GmbH nicht tarifgebunden sei. Die Gesellschaft folge da den Anforderungen der jeweiligen Arbeitsmarktsegmente. Entsprechend den gesetzlichen Regelungen zum Betriebsübergang gelte für alle übernommenen Altverträge uneingeschränkter und unveränderlicher Bestandsschutz, gleiches gelte für bestehende Dienstvereinbarungen.
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Neueinstellungen
Neueinstellungen allerdings erfolgten künftig auf Basis der in der Infrastruktur GmbH geltenden Betriebsvereinbarungen, wobei auch alle neuen Beschäftigten von einer arbeitgebermitfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge profitierten.