Meschede/Bestwig/Eslohe/Schmallenberg. Elterntaxis verursachen Chaos vor Schulen und Kitas. Ein Erlass bietet Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg neue Möglichkeiten.

„Oft hat man den Eindruck, dass Eltern am liebsten ihre Sprösslinge mit dem Auto bis ins Klassenzimmer fahren würden!“ Dieser Stoßseufzer einer Mescheder Lehrerin beschreibt das Problem der Elterntaxis in der gesamten Region. Hinzu kommt: Das Verhalten der Eltern birgt Gefahren. Zu Stoßzeiten entsteht oftmals vor Grundschulen, Kitas und weiterführenden Schulen ein unübersichtliches Verkehrschaos, das Risiko für Unfälle steigt.

Das sagt die Polizei

Auch die Polizei erkennt die Gefahr. Man beobachte, wie Autos auf der Fahrbahn halten und Kinder diese dann queren. „Häufig wird dabei nicht der vorgesehene Fußgängerüberweg und auch nicht der vorgesehene Parkplatz genutzt“, so Polizei-Pressesprecherin Flavia Rogge. Das könne gefährlich werden. Zurzeit gebe es an einer Grundschule in Meschede Überlegungen, dass engagierte Eltern die Kinder morgens zu Fuß begleiten. Das Projekt hängt noch davon ab, ob sich genug Eltern zur Verfügung stellen. „Über entsprechende Ansätze wird aber auf Anregung verschiedener Gruppen nachgedacht.“ An der Regenbogen-Grundschule gibt es bereits Versuche, den Verkehr zu regeln.

Der neue Erlass des Landes NRW

Helfen könnte auch der neue Erlass des Lands Nordrhein-Westfalen: Kommunen dürfen ab sofort, Straßen in Schulnähe zeitweise für Fahrzeuge sperren, um gefährliche Situationen durch Elterntaxis oder einen starken Durchgangsverkehr unterbinden. Laut Ministerium bietet dieser Erlass eine rechtssichere Grundlage, damit Kommunen präventiv vorgehen können, ohne eine konkrete Gefahrenlage nachweisen zu müssen.

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Eslohe

Eslohe hat bereits reagiert. Dort gibt es am Schulzentrum eine sogenannte Kiss-and-Ride-Zone, in der Eltern ihre Sprösslinge absetzen dürfen. „Ein Erfolgsmodell“, wirbt Bürgermeister Stephan Kersting. Denn wer glaube, dass er Eltern dazu erziehen könne, die Kinder mit dem Bus fahren zu lassen oder zu Fuß zu schicken, der irre. Leider. Also müsse man sehen, dass man das Chaos vor den Schulen in den Griff bekomme.

Die Kiss-and-Ride-Zone in Eslohe.
Die Kiss-and-Ride-Zone in Eslohe. © WP Meschede / Frank Selter | Frank Selter

Positiv sei die Schleife auch für die unterhalb des Schulzentrums liegende Kupferstraße gewesen, eine verkehrsberuhigte Anliegerstraße. „Diese konnte vor der Einrichtung der Elternschleife die Zahl der Elterntaxis gar nicht mehr aufnehmen“, weiß Kersting. Allerdings gibt es dort mittlerweile ein neues Problem: Microcars. Schüler kommen immer häufiger selbst in den kleinen Autos, die nur 45 km/h fahren dürfen. „Und die parken dann die Kupferstraße zu.“ Deshalb stehe der Erlass des Landes tatsächlich aktuell im Ordnungsamt oben auf der Agenda. „Vielleicht können wir darüber das Parkproblem in der Kupferstraße in den Griff bekommen.“

Schmallenberg

„Auch in Schmallenberg gibt es an allen Schulen Elterntaxis“, bestätigt Schmallenbergs Pressesprecherin Anke Sibert. In letzter Zeit habe es jedoch keine Rückmeldungen gegeben, dass das zu gefährlichen Situationen geführt habe. Von daher sehe die Stadt aktuell keine Veranlassung, Straßen im Bereich der Schulen im Stadtgebiet zu sperren.

Unter anderem sei immer mal wieder die Situationen an den Grundschulen in Schmallenberg und Bad Fredeburg bemängelt worden. An der Grundschule in Gleidorf habe man das Problem bereits vor einigen Jahren durch ein Schild „Durchfahrt verboten, Anlieger frei“ behoben. „Wenn es konkrete Beschwerden gibt, macht sich das Ordnungsamt vor Ort ein Bild der Situation und sucht nach Lösungen.“

Zum Teil  wurden Straßen schon gesperrt.
Zum Teil wurden Straßen schon gesperrt. © WP | Hendrik Schulz

Meschede

In der Kreisstadt ist das Verkehrschaos rund um die Elterntaxis bekannt, schreibt Pressesprecherin Angelika Beuter-Sielemann. „Die Probleme treten in unterschiedlicher Ausprägung an allen Schulen, insbesondere an den acht Grundschulstandorten auf.“ Die Stadt sei ständig im Gespräch mit den jeweiligen Schulleitungen und den Eltern, um den Schulweg sicherer zu machen. Je nach örtlicher Gegebenheit habe man Halteverbote erweitert.

Auf diesem Archivbild machen Kinder auf das absolute Halteverbot vor ihrer Schule aufmerksam. Oft wird das Parkverbot kaum beachtet.
Auf diesem Archivbild machen Kinder auf das absolute Halteverbot vor ihrer Schule aufmerksam. Oft wird das Parkverbot kaum beachtet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Auch Maßnahmen habe man getroffen: „An der Schule unter dem Regenbogen wird zum Beispiel ein Elternlotsendienst eingesetzt.“ Außerdem komme die Geschwindigkeitsanzeigetafel der Stadt bevorzugt an den Schulen zum Einsatz. Die Stadt plane auf Grundlage des neuen Erlasses noch keine konkreten Straßensperrungen“, schreibt Beuter-Sielemann.

Auch die Schule unter dem Regenbogen in Meschede verucht das Problem mit Elterntaxis zu lösen
Auch die Schule unter dem Regenbogen in Meschede verucht das Problem mit Elterntaxis zu lösen © Jürgen Kortmann

Bestwig

Ähnlich formuliert es die Pressesprecherin für die Gemeinde Bestwig. Allerdings verzeichnet Bestwig laut Information von Beuter-Sielemann „in den letzten Jahren keine Beschwerden“ über Elterntaxis und Verkehrschaos an den Schulen.

Auf Anregung des Bezirksdienstes der Polizei habe man bereits vor einigen Jahren an der Grundschule Velmede ein Halteverbot zwischen 7 und 8 Uhr eingerichtet. Ebenso wurde der Parkplatz entsprechend markiert. „In der Buswendeschleife an der Grundschule Nuttlar gibt es seit Jahren ein absolutes Halteverbot, das bei aufkommenden Beschwerden stärker überwacht wird.“ Die Schulen würden die Eltern regelmäßig darauf hinweisen, wie sie ihre Kinder möglichst gefahrlos und sicher holen und auch bringen sollen.