Meschede. So könnte sich der Bier- und Gastro-Markt entwickeln - und das bedeutet es für Verbraucher: Veltins-Manager Michael Huber im Interview.

Seit fast 30 Jahren leitet Michael Huber als Generalbevollmächtigter die Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein. Das Jubiläumsjahr zum 200-jährigen Bestehen des Unternehmens ist sein letztes an der Spitze. Ein Interview mit ihm über die Brauerei, den Biermarkt und die Perspektiven für die Zukunft.

200 Jahre Veltins: Was macht Sie stolz?

Wir haben viele mutige und richtige Entscheidungen getroffen, weil wir den Anspruch haben, im Wettbewerbsvergleich vorn zu stehen. Unser Weg hat gezeigt, dass wir dauerhaft in die Menschen und in sinnvolle Technologie investiert haben. Hinzu kommt, dass wir für Kontinuität in der Unternehmensführung gesorgt haben. Man darf nicht vergessen: Veltins hatte einst begonnen als kleine Familienbrauerei ihr Bier in Fässern auszuliefern. Heute haben wir einen Ausstoß von mehr als drei Millionen Hektoliter, einen Umsatz von mehr als 440 Millionen Euro und wir haben eine komplett neue Brauerei innerhalb der alten Brauerei geschaffen. Mehr noch: Das Unternehmen hat keinen Cent Schulden.

Kann Veltins dauerhaft ein eigenständiges Familienunternehmen bleiben?

Ja, die Brauerei kann sorgenfrei übergeben werden und ist für die Zukunft aufgestellt. Wenn Susanne Veltins wie ich zum Jahresende aus der Geschäftsführung ausscheidet, wird Dr. Volker Kuhl, der langjährige Geschäftsführer Marketing/Vertrieb übernehmen – so lange, bis Fabian Veltins aus der sechsten Generation für weitere Aufgaben aufgebaut ist.

Lassen Sie uns zum Jubiläum in die Zukunft schauen: Wie wird der Markt rund um Brauereien und Gastronomie in weiteren 50 Jahren aussehen?

Das ist gar nicht so schwierig vorherzusagen: Der Markt wird sich aufgrund des Kostendrucks weiter bereinigt haben, das betrifft Brauereien wie Getränkefachgroßhandel und Handelsketten. Es wird bei den Brauereien starke regionale Marken geben; und ich begrüße das sehr, dass eine Vielfalt an sehr unterschiedlichen Bieren erhalten bleibt. Export in andere Länder wird eine geringere Rolle spielen. Schwer wird es leider die Gastronomie haben. Nach Corona und durch Inflation und Steueranhebung signalisieren jetzt schon einige Betriebe ihren Marktaustritt.

Brauereien gelten als traditionell, trotzdem sind komplett neue Produkte in der letzten Zeit entstanden – zum Beispiel der Biermix: Halten Sie ähnliche weitere bedeutende Entwicklungen für möglich?

Denkbar ist grundsätzlich alles, aber aus meiner Sicht sind die Möglichkeiten weitgehend ausgereizt, zumindest was solche Innovationen angeht. Es wird immer wieder neue Interpretationen geben, wie etwa beim Biermix. Aber eine ganz neue Bierwelt? Die sehe ich nicht.

Die Trinkgewohnheiten ändern sich: ist Deutschland für Sie weiter ein Land der Biertrinker?

Ja, wir sind ein Land der Biere, auch wenn in Tschechien weiterhin pro Kopf mehr verbraucht wird!

In Grevenstein sind zuletzt Millionen investiert worden, vor allem in energetische Maßnahmen. Kann der Zeitpunkt kommen, wo das Gelände zu klein wird?

Da haben wir frühzeitig Vorsorge betrieben. Wir haben uns ausreichend Flächen für die kommenden Jahre gesichert.

Apropos Standort: Sie sind auch dafür bekannt, dass Sie sich wirtschaftspolitisch äußern. Nur mal angenommen, Sie würden unabhängig von Veltins damit beauftragt, eine komplett neue Brauerei zu errichten: Welches Land würden Sie sich dafür aussuchen?

In Deutschland? Definitiv nicht! In Asien allerdings auch nicht und auch nicht in den USA. Ich würde in die osteuropäischen Länder gehen.

Wie bewerten Sie denn die Politik der Ampel und welche Wünsche hätten Sie an die Bundesregierung?

Transparenz! Sie sollen uns die Wahrheit sagen. Sie sollen sagen, in welche Richtung sie aus welchen Gründen gehen wollen – und nicht heute so und morgen anders. Ich persönlich erwarte auch mehr Qualität von den Beteiligten. Wenn ich dem Wirtschaftsminister und dem Finanzminister zuhöre, dann wird mir manchmal angst und bange. Ich würde mir wünschen, dass ein Land weitgehender wie ein Unternehmen geführt wird. Die Verunsicherung, die hier entsteht, wirkt sich im übrigen auch auf die Verbraucher aus; das spüren wir leider deutlich.

Welches Gericht passt aus Ihrer Sicht perfekt zu einem frischen Veltins?

Ein bürgerliches Essen, zum Beispiel Schnitzel! Aber ein gutes Pils ist erfreulicherweise vielfältig speisenkompatibel.

Mal angenommen, Sie möchten abends ein Getränk bestellen und es gibt kein Veltins: Was wählen Sie dann?

Lesen Sie auch:

Wenn kein Veltins, dann darf es eine Weinschorle sein, und ab und zu auch einen Rotwein.

Michael Huber in einer alten Aufnahme auf seiner Harley: Künftig hat er mehr Zeit für kleinere Ausfahrten.
Michael Huber in einer alten Aufnahme auf seiner Harley: Künftig hat er mehr Zeit für kleinere Ausfahrten. © Privat

Sie haben ja schon häufig angedeutet bei Veltins aufzuhören und dann weitergemacht, aber zum Jahresende ist es so weit: Was haben Sie für Pläne für die Zeit danach?

Naja, da ist ja auch noch Trilux GmbH & Co. KG in Arnsberg, wo ich im Aufsichtsrat bin und als Gesellschafter agiere, hinzugekommen. Ich habe tatsächlich weitere Tätigkeiten – es wird also nicht langweilig. In jedem Fall möchte ich deutlich mehr Zeit mit meiner Frau verbringen. Ich segele gern, ich habe eine Harley für kleinere Ausfahrten und ich werde es genießen, auf Reisen frei entscheiden zu können: Hier ist es schön, hier bleiben wir länger!