Meschede. Drei junge Frauen verbinden zwei Dinge: Sie wollen Kfz-Mechatronikerinnen werden, und sie lernen bei Innungs-Obermeister Dirk Schulte.

„Manchmal fehlt schon die Kraft, wenn eine Schraube besonders festgedreht ist oder man lange etwas hochhalten muss“, sagt Laura Sommer. Aber ob das zwingend an ihrem Geschlecht liegt oder vielleicht doch daran, dass sie erst 17 Jahre alt ist und noch dazu im ersten Lehrjahr, da ist sie sich unschlüssig. Laura Sommer ist eine von zwei Auszubildenden - die zweite ist Leonie Dirnberger, ebenfalls 17, ebenfalls im ersten Lehrjahr. Noch dazu ist Langzeitpraktikantin Lina Hesse dabei - hier hat der Chef schon die mündliche Zusage gegeben, dass auch sie im Sommer ihre Ausbildung beginnen kann.

Der Chef ist niemand anders als Dirk Schulte, Obermeister der Kfz-Mechatroniker-Innung im Hochsauerlandkreis. Er hat seine Werkstatt im Norden des Gewerbegebiets Meschede-Enste - und er ist stolz darauf, gleich zwei weibliche Auszubildende gleichzeitig auszubilden. „Das sind gute Mädels, die werden top Mechatronikerinnen“, freut sich Dirk Schulte. Mit ihm haben sie einen wertschätzenden Ausbildungsmeister gefunden, der sie unterstützt und fordert.

Wenn an dir selbst gezweifelt wird

Gerade für Leonie Dirnberger war das nicht immer so - schon in der Schulzeit haben ihre Lehrer ihr gesagt, dass sie eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin nicht schaffen würde. Ihre Ausbildung begann sie dann zunächst in einem anderen Betrieb. „Da herrschten andere Zustände“, erinnert sie sich. „Da bin ich gar nicht ans Auto gekommen - der hat mich immer nur putzen lassen.“ Schließlich ist sie eine junge Frau - und Kfz-Mechatroniker, das sei ein Männerberuf. Schließlich hat sie gekündigt, und mit Hilfe der Handwerkskammer Südwestfalen einen neuen Ausbildungsbetrieb gesucht - und gefunden. Bei Autotechnik Schulte ist sie nun seit November - und fühlt sich hier sehr wohl.

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Aber warum möchte man als junge Frau Kfz-Mechatronikerin werden? Nach dem Gespräch mit den dreien ist klar: Aus den gleichen Gründen, warum das ein junger Mann auch werden wollen würde. „Ich wusste immer schon, dass ich ins Handwerk will“, erzählt Praktikantin Lina Hesse. „Ich schraube gerne, mache mir gern die Hände schmutzig - und es macht mir einfach Spaß.“ Schon seit Beginn des Schuljahres ist sie fest einen Tag der Woche im Betrieb, ist dort fester Bestandteil des Teams - und hofft darauf, im kommenden Sommer mit der Ausbildung zu starten.

Ich schraube gern, mache mir gern die Hände schmutzig.
Lina Hesse - Langzeitpraktikantin bei Autotechnik Schulte

„Die Arbeit macht einfach unfassbar viel Spaß: Die Technik hinter dem Auto zu verstehen, selbst auf Fehlersuche zu gehen und die Fehler zu beheben“, erzählt Laura Sommer. „Das hat mich immer schon interessiert.“ Leonie Dirnberger und Lina Hesse haben noch einen weiteren Grund, sich für den Beruf zu begeistern: Ihre Väter sind selbst autobegeistert und „Schrauber“, dadurch sind sie damit aufgewachsen. Alle drei sind sich einig: Schon seit sie klein waren, wollten sie Kfz-Mechatronikerinnen werden, und nach dem ersten Praktikum stand die Entscheidung fest.

Wie es nach der Ausbildung weitergeht

„Die Umstellung von der Schule auf die Arbeit war schon ungewohnt“, sagt Laura Sommer. „Natürlich fällt das erstmal schwer, und im ersten Lehrjahr können wir auch einfach nicht so viel.“ Aber auch das gehört eben dazu - und lernen werden sie es irgendwann noch. Alle drei wollen die Ausbildung erfolgreich absolvieren - und sich danach weiterbilden. Vom Meister ist bei keiner der jungen Frauen die Sprache. Stattdessen geht es um Spezialgebiete. Laura Sommer möchte gern in Richtung Oldtimer gehen, den Arbeitsort vielleicht in Lippstadt suchen. „Da gibt es mehr Oldtimer-Werkstätten“, erklärt sie. Leonie Dirnberger möchte zwar grundsätzlich auch in Richtung Oldtimer gehen, aber lieber in Richtung Zweiradmechanik - ihr Vater hat eine Leidenschaft für Oldtimer-Motorräder. Nur Lina Hesse sticht raus: Sie möchte gern mal in Richtung Rennwagentechnik gehen.