Meschede. Vom Bijou bis zum Bibulus: Zum Abschied einer Ära erinnert Ü-40-Party an Meschedes Kneipengeschichte. Wirt verrät seine weiteren Pläne.
Die Braukneipe Bibulus im Haus Kleffner schließt. Damit endet eine Mescheder Kneipengeschichte. Bereits zum Jahresende hatten André Wiese und Marvin Bohmeier die Kündigung erhalten; doch dann lief der Mietvertrag noch erstmal weiter. Ende März ist jetzt aber definitiv Schluss. Vorher will es der Wirt allerdings noch einmal krachen lassen. Welche Rolle dabei die Internetkneipe „Das Netz“ und das Bistro Bijou spielen.
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Vom Bijou bis zum Bibulus
Der Neheimer Ralf Andres eröffnete 1983 mit gerade einmal 23 Jahren im neu erbauten Haus Kleffner das Bistro Bijou. Das Eckhaus zwischen Emhildisstraße und Stiftsplatz bot eine neue Form der Freizeitunterhaltung. Dort gab es Ledersitze und Musik aus einer Anlage oder vom DJ, statt aus der Musikbox - dazu 60 Plätze auf der Terrasse. „Damit waren wir den anderen weit voraus“, erinnerte sich Andres in einem Interview 2019. Altgediente Gastronomen seien damals vorbeigekommen und hätten den 23-Jährigen gewarnt: „Ihr seid viel zu modern für die Mescheder.“ Doch die Kneipe wurde zehn Jahre lang ein großer Erfolg.
Die erste Internetkneipe Meschedes: „Das Netz“
Nach dem Weggang von Ralf Andres entstand an gleicher Stelle das „Köhlers“. Betreiber waren erst Hausbesitzer Hans-Werner Kleffner, dann Moni und José Teixiera. Später folgte dort von 1997 bis 2006 die erste Internet-Kneipe „Das Netz“ mit den Betreibern Gisbert Kemmerling und Christopher Sang. Wieder schrieb die Kneipe Geschichte. „Das war eine irre Zeit“, erinnert sich Sang, der heute Veranstaltungstechniker an der FH in Meschede ist. In den Anfängen, als das Internet noch richtig teuer war, konnte man sich dort ins „Netz“ einwählen - daher der Name. Man kaufte an der Theke eine Surfcard und im Keller standen drei Rechner. „Wir haben da richtig Aufbauarbeit geleistet, Dinge erklärt und E-Mail-Adressen eingerichtet“, berichtet Sang. Nach neun Jahren wurde die Kneipe an die Mitarbeiterin Alenka Schäfer verkauft. Später übernahm Daniel Bornemann den Betrieb als „netz-Generation“.
2019 eröffnete dann Marvin Bohmeier dort das „Bibulus“. Es sollte ein Ort zum Probieren, Quatschen und Versacken sein. Die Braukneipe setzte auf heimisches Pils vom Fass und Flaschenbier. Nach nur fünf Jahren ist nun auch diese Zeit zu Ende.
Ü-40-Party im Bibulus
An die 40-jährige Kneipentradition will Marvin Bohmeier nun noch einmal erinnern. Am Samstag, 2. März, ist abends Bijou-Party im Bibulus - eine Ü-40-Party. Auch Ralf Andres ist als „Stargast“ eingeladen. „Ich habe sofort zugesagt, als mich Marvin eingeladen hat“, erzählt er. „Ich habe mich nur geärgert, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin“, sagt er und lacht. Der 64-Jährige ist mittlerweile Rentner und freut sich sehr darauf, die Leute zu treffen, die er jahrelang nicht gesehen hat. „Ich bin schon sehr gespannt auf die ganzen grauen Köppe.“ Die meisten seiner damaligen Gäste sind heute auch zwischen 50 und Mitte 60. „Bisher habe ich schon viel positive Resonanz erhalten.“
Alten Kollegen dankbar
Andres hat auch seine ehemalige Kellnerin Birgit Peitz eingeladen. Sie lebt heute in Köln. „Ihr habe ich viel zu verdanken, aber es ist noch nicht klar, ob sie kommen kann.“ Andere Weggefährten sind bereits verstorben. Oberkellner Udo Keunecke zum Beispiel, „ein mitreißendes Original“, wie Andres schwärmt, starb vor zehn Jahren an Krebs. Ihm sei er ebenfalls bis heute besonders dankbar. Wenn es gewünscht wird, will er auch gern ein paar Sätze zum Bijou sagen. Immerhin verbrachte er dort seine „besten Jahre.“ Ansonsten aber will er vor allem feiern und rechnet auch fest damit, dass seine Gäste es nicht verlernt haben. Es wird vor allem Musik aus den 80ern und 90ern gespielt.
Netz-Generation und Kneipennacht
Für den darauffolgenden Samstag, 9, März, lädt Marvin Bohmeier dann zu einer besondere „Netz-Generation“-Party ein. Auch dafür hat ein ehemaliger Wirt bereits zugesagt. Am 16. März ist dann Kneipennacht, bevor Ende März die Kneipentradition am Stiftsplatz 11 endgültig Geschichte ist.