Meschede. Die Pension Abshoff in Meschede hat zwei neue Eigentümer. Hier wollen sie einen Neuanfang starten. Wer sie sind und was sie antreibt.
Bei der Pension Abshoff in Meschede gibt es zwei neue Gesichter: Heiko Goossens und Jana Tollo haben im vergangenen Sommer den Gasthof übernommen. Dafür haben sie ihr komplettes Leben umgekrempelt und sind von Belgien nach Meschede gezogen. Ein Schritt, der auch einige Herausforderungen mit sich gebracht hat. Sie verraten uns, warum sie die Pension unbedingt übernehmen wollten und vor welche Proben sie anfangs gestellt wurden. Außerdem erzählen sie, was ihnen an Meschede besonders gut gefällt.
Neuanfang in Meschede
Es war genau vor einem Jahr, Anfang Januar, als Heiko Goossens und Jana Tollo sich die Immobilie in Meschede zum ersten Mal anschauten. Goossens arbeitete zu dem Zeitpunkt seit 28 Jahren bei der belgischen Bundeswehr und Feuerwehr. Seine Freundin war Verwaltungsangestellte. Für den Belgier und die Estländerin stand fest: „Wir wollen einen Neuanfang“. Aber warum genau in Meschede?
Der Grund ist einfach: Goossens ist im Sauerland geboren, genauer gesagt in Soest: „Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater Belgier. Daher war ich oft hier in der Region, bin an Meschede vorbeigefahren, wenn wir Ski-Fahren wollten“, erinnert sich der 45-Jährige. Das Sauerland sei immer ein Teil von ihm gewesen, so auch heute.
Bevor sich das Paar die Pension Abshoff anschaute, besichtigte sie eine Immobilie in Medebach. Tollo erklärt, warum die Entscheidung dagegen fiel: „Das Gebäude war zu klein und wir hätten viel Geld in die Renovierung stecken müssen. Außerdem war auch Medebach für uns kein idealer Wohnort“. In Meschede habe dann alles gepasst: Eine schöne Immobilie, genug Zimmer für ihre Gäste und das Beste: „Die Vorbesitzer waren Holländer. Wir haben uns also auf Anhieb gut verstanden.“
Auch die Stadt habe das Paar direkt überzeugt: „Die Natur ist wunderschön, hier kann man wirklich tolle Spaziergänge machen“, schwärmt die 47-Jährige. Und auch zwei Lieblingsorte habe das Paar bereits für sie entdeckt. „Den Dollenhof in Eversberg und der Hennesee.“
Im Juli, nur wenige Monate, nachdem sie sich die Pension angeschaut hatten, wurde es dann ernst: Der Umzug von Belgien nach Meschede stand an. Damit änderte sich einiges für die Neugastronomen. Herausforderungen blieben da natürlich nicht aus. Eine besondere Herausforderung: Die deutsche Bürokratie. Neu in Deutschland angekommen, mussten sich Heiko Goossens und Jana Tollo da erst einmal zurechtfinden.
An Grenzen gekommen
„Wir haben viele Telefonate geführt. Oft sind wir auch auf unfreundliche Menschen gestoßen, die uns nicht weiterhelfen wollten“, so Goossens. Eine Tatsache, die ihn manchmal an seine Grenzen gebracht hat: „Die Leute wurden richtig sauer, wenn ich ihnen gesagt habe, dass ich sie nicht verstehe.“ Da habe der Belgier die Dinge selbst in die Hand genommen: „Ich habe viele Mails geschrieben und Menschen um Hilfe gebeten. Letztlich bin ich dann auch an die Richtigen geraten.“
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Begegnungen wie diese seien aber nur die Ausnahme gewesen, betont seine Partnerin Jana Tollo: „Wir mögen die Deutschen. Hier in Meschede sind die Leute freundlich zu uns und sind auch verständnisvoll, wenn ich sie bitte auf Englisch mit mir zu reden.“ Tollo fällt die deutsche Sprache noch ein bisschen schwerer als ihrem Partner. Aber man merkt: Sie versteht schon viel. Und das ist auch kein Wunder. Die gebürtige Estländerin konnte nämlich schon viele Länder ihr Zuhause nennen, spricht insgesamt vier Sprachen.
Hier in Deutschland kommt sie bisher aber auch gut auf Englisch klar: „Die jungen Leute sprechen mich sofort auf Englisch an, für die ist das gar kein Problem. Nur bei der älteren Generation stößt man manchmal auf Verständigungsschwierigkeiten“, erzählt die Estländerin. Was direkt auffällt: Das Paar ist international - und sie sind stolz drauf. Das wird auch auf ihrer Internetseite deutlich. Diese haben sie nämlich vom Vorbesitzer auf Deutsch und Niederländisch übernommen. Es gibt aber auch ein paar Neuerungen bei der Pension Abshoff: „Am Wochenende bieten wir nun auch Speisen und Getränke für Nicht-Pensionsgäste an. Im Sommer wird es außerdem einen Biergarten geben - wie bei einem Gasthof also“, erzählt der Belgier.
Trotz all der Anfangsschwierigkeiten: „Wir haben nie bereut, herzukommen“, da sind die beiden sich einig. Die Arbeit mache dem Paar großen Spaß: „Die Gäste sind freundlich und glücklich. Da fühlt sich das, was wir hier tun, schon fast nicht mehr nach Arbeit an“, schließt Goossens. Das Paar fühle sich hier in Meschede sogar schon fast wie zu Hause, an Heimweh sei kaum zu denken. Nur die Familie, die fehle manchmal: „Meine zwei Kinder leben noch in Belgien. Wir besuchen uns aber regelmäßig“, erzählt Goossens. Wie lange sie Meschede ihr zu Hause nennen werden, das wisse das Paar noch nicht. „Für immer“ ist schließlich auch eine lange Zeit: „Wir sind abenteuerlich und reisen gerne, was die Zukunft bringt, wird sich also noch zeigen.“