Meschede. Es gibt neue Pläne für ein wichtiges Haus in der Innenstadt. Das hat Konsequenzen fürs Bibulus. Was bisher bekannt ist.
Die Zukunft des Modegeschäfts „Live and Enjoy“ und der Braukneipe Bibulus ist ungewiss. Im vergangenen Jahr war nach langem Rechtsstreit mit der Stadt Meschede bereits das angrenzende Fachwerkhaus abgerissen worden. Was am Stiftsplatz 11 jetzt geplant ist.
>>>Lesen Sie auch: Mescheder Wirt zieht Fazit nach zwei Jahren Brennkammer<<<
Kündigungen ausgesprochen
Der Eigentümer hält sich bedeckt. Hans-Werner Kleffner betont auch nach mehrmaligen Anfragen der Redaktion, er könne und werde keine Auskunft geben. Was bekannt ist: Die verbliebenen Mieter, das Modegeschäft „Live & Enjoy“ von Silke Kersting und die Kneipe Bibulus, Inhaber ist die GmbH „3HundertSechzig Grad“, vertreten durch Marvin Bohmeier und André Wiese, haben zum Ende des Jahres 2023 die Kündigung erhalten. Die Gewerkschaft Verdi, die ebenfalls seit Jahrzehnten Räume in Kleffners Haus angemietet hatte, war schon im vergangenen Jahr ausgezogen. Ihnen fehlte - das bestätigt Kleffner - ein barrierefreier Zugang. Deshalb wechselte das Büro ins angrenzende Stiftscenter.
Wie es nun weitergeht, ist ungewiss. Nach Informationen dieser Redaktion ist das Haus verkauft worden. Die letzten Unterschriften sind wohl noch nicht erfolgt. Ein Abriss steht im Raum. Beide Mieter wollen auf Anfrage offiziell nichts zum Verkauf und ihren Plänen sagen.
Zukunft der Kneipenlandschaft
Vor allem, wie es dann mit dem Bibulus und der Mescheder Kneipenlandschaft weitergeht, ist eine Frage, die viele Mescheder beschäftigt. Aktuell ist schon „Der Schwarze Peter“ aus Krankheitsgründen geschlossen, viele Kneipen haben nur begrenzte Öffnungszeiten. Das Bibulus könnte verschwinden, wenn der neue Besitzer die gesamte Ecke bis zum Stiftsplatz neu bebauen würde.
Lange galt die Kneipenecke zwischen Bibulus (früher Bijou/Netz), Brennkammer (früher Pils-Pub), Monobar und Nachfüllbar (früher Blauer Baum) als „Bermuda Dreieck“ Meschedes.
Vom Bijou bis zum Bibulus
Ralf Andres hatte 1983 dort das Bistro Bijou eröffnete, damals ein Neubau, den Hans-Werner Kleffner errichtet hatte. Dort gab es Ledersitze und Musik aus einer Anlage oder vom DJ, statt aus der alten Musikbox - dazu 60 Plätze auf der Terrasse. „Damit waren wir den anderen weit voraus“, erinnert sich Andres in einem Interview 2019. Altgediente Gastronomen seien damals vorbeigekommen und hätten den 23-Jährigen gewarnt: „Damit zieht ihr hier nie Publikum, ihr seid viel zu modern für die Mescheder.“ Doch die Kneipe wurde ein großer Erfolg.
Die erste Internetkneipe Meschedes: „Das Netz“
Nach dem Weggang von Ralf Andres entstand an gleicher Stelle das „Köhlers“. Betreiber waren erst Hans-Werner Kleffner, dann Moni und José Teixiera. Später folgte dort von 1997 bis 2006 die erste Internet-Kneipe „Das Netz“ mit den Betreibern Gisbert Kemmerling und Christopher Sang. Wieder schrieb die Kneipe Geschichte. „Das war eine irre Zeit“, erinnert sich Sang, der heute Veranstaltungstechniker an der FH. In den Anfängen, als das Internet noch richtig teuer war, konnte man sich dort ins Netz einwählen. Man kaufte an der Theke eine Surfcard und im Keller standen drei Rechner. „Wir haben da richtig Aufbauarbeit geleistet, Dinge erklärt und E-Mail-Adressen eingerichtet.“ Nach neun Jahren wurde die Kneipe an die Mitarbeiterin Alenka Schäfer verkauft. Später übernahm Daniel Bornemann den Betrieb.
2019 eröffnete dann Marvin Bohmeier dort das „Bibulus“. Es sollte ein Ort zum Probieren, Quatschen und Versacken sein. Die Braukneipe setzte auf heimisches Pils vom Fass und Flaschenbier. Mit der Kündigung könnte die 40-jährige Kneipen-Tradition enden.
Geschichte des Hauses Kleffner
Die Kleffner-Gebäude am Stiftsplatz muss man als Ensemble sehen. Über Jahrzehnten sorgte das benachbarte, 150 Jahre alte Fachwerkhaus der alten Mescheder Familie immer wieder für Gesprächsstoff, bis es im Mai 2022 abgerissen wurde. Rund 25 Jahre stand es unter Denkmalschutz und hatte in dieser Zeit immer wieder die Politik beschäftigt. Denn Hans-Werner Kleffner hatte dort schon lange ein neues Wohnhaus errichten wollen, weil das alte Gebäude, so argumentierte auch die Stadt gegenüber der LWL-Denkmalpflege, nicht nutzbar sei: Die Durchgangszimmer links seien schon vor Jahren mit dem Anbau verbunden worden und hatten dadurch keine Fenster. Ein Fehler, so erklärte auch Bürgermeister Christoph Weber, der schon vor vielen Jahren gemacht worden sei, als der Anbau genehmigt wurde und den man dem jetzigen Besitzer nicht ankreiden könne.
Eigentümer Hans-Werner Kleffner zeigte sich gegenüber unserer Zeitung 2022 erleichtert, dass die Geschichte des Hauses ein Ende gefunden hatte. Die Abrissgenehmigung hatte er schon zwei Jahre zuvor erhalten, aber dann kam Corona. Mit der Neugestaltung des Stiftplatzes entschied er sich für den Abriss, „damit das neue Pflaster nicht direkt durch schweres Gerät beschädigt wird“. Wie er den freien Raum nutzen wolle, konnte er im vergangenen Jahr, kurz nach dem Beginn des Ukrainekrieges und mit Beginn der Energiekrise noch nicht sagen. Die Lage sei zu ungewiss.