Meschede. Drei Monate Urlaub und dann geht es weiter: Was ein Eisverkäufer aus Meschede im Winter macht und was in diesem Jahr ansteht.
Erdbeer-, Schoko- oder Nussbecher: Die klassischen Sorten sind auch in der Eisdiele Venezia gerne genommen, berichtet Inhaber Samuele Rossetti. Aber ein paar Besonderheiten gebe es doch: Bei warmem Wetter sei der Joghurtbecher besonders beliebt, bei Holländern derjenige mit Melone. Auch diese sind seit der Eröffnung am Donnerstag wieder in seinem Café in Meschede erhältlich.
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Bekannte Eissorten in Meschede am beliebtesten
Neue Kugeln wird es in diesem Jahr zunächst einmal nicht geben: „Die Kunden probieren meistens immer die gleichen Sorten“, sagt Samuele Rossetti. Für eine neue Sorte müsse er aus Platzgründen eine alte, die bereits bei einigen Kunden beliebt sei, entfernen. „Wenn da viele Leute und Touristen sind, dann kann man auch Eis aus Papier machen und das Liebesbriefeis nennen“, scherzt er. Für sein Café in Meschede sei dies keine Option: „Die Leute wollen genau wissen, was darin ist.“
Eine Eiskugel kostet beim Eiscafé Venezia wie auch schon im letzten Jahr 1,50 Euro. Nur bei ein paar Bechern musste er den Preis leicht anheben – wegen der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für die Gastronomie.
Urlaubszeit für den Mescheder Eisverkäufer
Samuele Rossetti selbst arbeitet seit 40 Jahren in der Eisdiele in Meschede – genauso lange lebt er in Deutschland. In den letzten drei Monaten ist er größtenteils hier geblieben: „Mein Ziel war es, viel Fahrrad und Motorrad zu fahren, aber es hat immer geregnet“, sagt er. Nur zehn Tage seines Urlaubes habe er bei seiner Mutter in Italien verbracht.
Nach Deutschland gekommen ist der 63-Jährige eigentlich nur durch Zufall, erzählt er. Nach Abitur und Wehrdienst traf er, damals noch 23 Jahre alt, auf den damaligen Besitzer des Eiscafés Venezia und wurde eingestellt.
Öffnung des Eiscafés in Meschede
„Die letzten 40 Jahre habe ich immer so zu dieser Zeit, Anfang bis Mitte Februar, geöffnet.“ Aber das sei auch gar nicht so ungewöhnlich: Nur vor einigen Jahren noch hätten viele Eisdielen erst später im Jahr eröffnet. Die oftmals italienischen Inhaber seien vielmals über den Winter nach Italien gefahren. „Heute sind die meisten mehr deutsch als italienisch“, erklärt Samuele Rossetti.
„Wenn ich sowieso hier bin, dann kann ich auch auf machen.“ Und, wenn es im Februar doch noch einmal recht frisch werden sollte, sei dies für den Eisverkauf auch kein Problem: „Ob warm oder kalt ist eigentlich egal, wichtig ist nur, ob die Sonne scheint.“ Bei dem neblig-regnerischen Wetter am ersten Tag gab es mit der Sonne natürlich noch einige Probleme. Aber trotzdem haben sich in dem kleinen Eiscafé bereits einige Leute für einen ersten Eisbecher im neuen Jahr oder auch nur einen Kaffee eingefunden.
Das Wetter stelle allerdings auch ein Problem bei der Personalplanung dar: „Man weiß eben nicht: Zwischen Theorie und Praxis ist ein großer Unterschied. Ein Tag wie heute: Da könnte ich hier auch alleine stehen“, erklärt er. Aber das lasse sich leider nicht vorhersagen. In einem Restaurant könne man zumindest noch Reservierungen machen. „Hier muss man immer bereit sein, das ist halt Stress.“
Eisverkauf als Tagesinhalt
Mindestens acht Monate hat Samuele Rossetti sein Geschäft geöffnet. Mindestens vier davon mache er ein Minusgeschäft. In den restlichen drei bis vier Monaten sei der Verkauf gut: „Da muss schon ordentlich was reinkommen, das muss ja was bringen.“
Erst später zu öffnen würde sich allerdings trotzdem nicht lohnen: durch die laufenden Kosten würde ein noch größeres Minus entstehen, erklärt Samuele Rossetti. Im Sommer bleibe er dagegen oft länger im Café. „Manchmal macht es richtig Spaß, auch wenn es stressig ist. Wenn richtig gut gelaunte Leute hier sind. Aber an manchen Tagen klappt nichts: von meiner Seite nicht und die Leute sind auch schlecht gelaunt.“
Er lebt fast das ganze Jahr über in dem Laden: „Bis Ende Oktober bin ich hier drin und nur hier drin. Es gibt auch Tage, da bin ich von sieben Uhr morgens bis Mitternacht hier“, erzählt er. „Gestern Abend habe ich das Eis für heute gemacht“, sagt er. Für die Eisherstellung sei er in Vorbereitung der Eröffnung sechs Stunden lang beschäftigt gewesen.
Die Eisdiele Venezia hat ab sofort von 10-19 Uhr geöffnet. Wenn es etwas länger hell ist, sollen die Öffnungszeiten noch um eine Stunde verlängert werden.