Meschede. Seit Ende Februar sind die Eis-Cafés in Meschede wieder geöffnet. Das kostet eine Kugel bei Cortina und Venezia in Zeiten der Inflation.
Die Temperaturen sind morgens noch winterlich, doch dann strahlt die Sonne und lockt die ersten Eishungrigen an. Erst seit dem 28. Februar, später als gewöhnlich, hat das Eis-Café Cortina in der Mescheder Ruhrstraße geöffnet. Das Eis-Café Venezia am Kaiser-Otto Platz freut sich schon seit dem 22. Februar wieder über Gäste.
Defekt an der Eismaschine
„Wir wollten eigentlich direkt nach Karneval öffnen, wie jedes Jahr“, erzählt Claudia Moscataro, „aber es fehlte ein Ersatzteil für die Eismaschine. Und ohne Eismaschine kein Eis.“ Doch jetzt ist die Familie wieder komplett im Einsatz für ihre Gäste. Während Domenico Moscataro im Hintergrund Eis produziert, kümmert sich seine Frau um die Gäste. „Wir hoffen wirklich, dass es diesmal ein normales Jahr wird“, wünscht er sich. Nach den Pandemie-Einschränkungen in den Vorjahren, erkrankte die Familie 2022 ausgerechnet dann an Corona, als in Meschede die Temperaturen auf 35 Grad kletterten. 12 Tage musste sie das Geschäft schießen.
Die Preise erhöht
In diesem Jahr zwingt sie die Inflation dazu, die Preise zu erhöhen. 1,50 Euro wird das Bällchen Eis im „Cortina“ kosten, 30 Cent mehr als im vergangenen Jahr. „Wir konnten den alten Preis lange halten, weil wir 2022 noch relativ günstig eingekauft haben“, sagt Domenico Moscataro. Aber jetzt laufen den Geschäftsleuten die Preise davon: Heizung, Lebensmittel, Strom, Personalkosten. „Allein die Hörnchen sind 25 Prozent teurer geworden“, rechnet seine Frau vor. „Und der Strom: Den brauchen wir hier für alles, bis zum Starkstrom für die Eismaschine.“
Lagerkapazitäten gebe es dagegen nur begrenzt. Sich also schon im vergangenen Jahr zu bevorraten, sei kaum möglich gewesen „und viele unserer Produkte haben ja auch ein kurzes Mindesthaltbarkeitsdatum.“ Dazu kommt: Die Lieferanten hätten schon angedeutet, dass die Preise weiter nach oben gehen. „Das wird noch spannend.“
Allergene nachweisen
Schwierig sei auch die ganze Bürokratie: Beispielsweise müsse jedes einzelne Allergen auf der Karte nachgewiesen werden. „Dabei wissen die Kunden selbst am besten, auf was sie achten müssen, und wir können sie dann auch an der Theke beraten“, berichtet Claudia Moscataro.
Trotzdem bleibt die Familie zuversichtlich. Domenico Moscataro kreiert gerade eine neue Sorte in seiner Eisküche: Tee mit Milch. Gemeinsam mit den Kunden soll entschieden werden, ob es diese Mischung ins feste Angebot schafft. Wie einst Zitrone mit Basilikum, das jetzt aus dem Sortiment des Eis-Cafés Cortina nicht mehr wegzudenken ist.
Klassiker sind gefragt
Vor allem gefragt sind aber - wie auch im Eis-Café Venezia - immer wieder die Klassiker: Schokolade, Nuss, Vanille, Stracciatella und alle Fruchtsorten. Neue Kreationen gibt es dort erst im Sommer. Dann steigt auch das Angebot auf 30 Sorten an, berichten Marina Rossetti, Tochter des Inhabers und Mitarbeiter Angelo Macri. Für die Kugel Eis zahlt man dort jetzt auch 1,50 Euro. „Aber dafür ist sie auch größer geworden“, betont Macri.
Es habe keine Alternative gegeben, sagen beide. „Einfach alles, was wir brauchen, um unser Eis zu produzieren, ist 20 bis 30 Prozent teurer geworden - von der Waffel, über die Papierverpackung, bis zu Strom und Sahne.“ Die Preise mancher Zutaten hätten sich sogar verdoppelt.
Aushilfen fehlen
Gern hätten die Rossettis auch neue Aushilfen. „Aktuell sind wir hier nur zu viert“, berichtet Marina Rossetti. „Im vergangenen Sommer waren wir zu acht. Da wollen wir auch gern wieder hin, aber auf unsere Anzeigen gibt es keine Resonanz.“
Nicht teurer geworden sind im „Venezia“ übrigens Cappuccino und Espresso. „Darauf haben uns schon Kunden angesprochen- und sich gewundert“, erzählt Macri schmunzelnd. Dass das Eis in Meschede trotz Erhöhung noch keine Großstadtpreise hat, das hören sowohl die Rossettis als auch die Moscataros immer wieder von ihren Gästen, gerade von Auswärtigen.
Was Mescheder Eisdielen-Betreiber in den Betriebsferien machen
Und wer jetzt denkt, dass die Eisdielen-Betreiber in den drei Monaten, die sie geschlossen haben nach Italien fahren, den müssen beide Familien eines Besseren belehren. „Vielleicht fahren wir zwei Wochen in die Heimat“, sagt Angelo Macri. „Aber wir leben hier und bleiben hier.“ Auch Claudia Moscataro klärt schmunzelnd über die deutsch-italienisch-portugiesischen Familienverhältnisse auf: In den Herbstferien mache das Paar mit seiner Tochter Familienurlaub. „Weihnachten bin ich gern zu Hause und wir fahren erst mal runter, erledigen die ein oder andere Renovierung.“ Bevor es in den Eisdielen dann wieder losgeht - sieben Tage in der Woche.