Meschede. Das Eiscafé Venezia ist in Meschede fast schon eine Institution. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Traditions-Gaststätte.

Die große Leidenschaft war Eiscreme nicht, als Samuel Rossetti in den späten 80er Jahren nach Deutschland kam, um in einem Eiscafé des Bekannten seiner Eltern zu arbeiten. „Ehrlich gesagt war das eher aus der Not geboren, hier in einem Eiscafé zu arbeiten“, blickt der mittlerweile 61-Jährige auf seine Anfänge im Mescheder Eiscafé Venezia zurück. Nun, rund 35 Jahre später ist das Eis von Samuel Rossetti jedoch nicht mehr aus der Mescheder Innenstadt wegzudenken.

Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede.
Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede. © Joel Klaas | Joel Klaas

Rund 30 Sorten hat der gebürtige Italiener stets in der Auslage. Bedeutet: Jeden Morgen steht Rossetti ab 8 Uhr im Ladenlokal und bereitet in der kleinen Küche hinter der Verkaufstheke die Sorten für den anstehenden Tag zu. „Wenn ich weiß, dass es ein heißer Tag wird, komme ich so früh wie möglich in den Laden, um genug Sorten vorzubereiten. Am besten schon einen Tag vorher, damit wir auch wirklich genug anbieten können“, erklärt er.

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An sommerlichen Tagen mit Temperaturen über 20 Grad und Sonnenschein verbracht der Mescheder rund 100 Liter Milch. Hinzu kommen 40 Liter Sahne, die er unter sein Eis rührt oder für Eisbecher verwendet werden. „Für mich arbeiten täglich mehrere Kühe“, scherzt der zurückhaltende Mann, der das Mescheder Eiscafé 1994 von seinem Vorgänger übernommen hatte und es seither mit seiner Familie betreibt.

Wenn er in den Laden kommt, verschafft sich Rossetti zunächst einmal einen Überblick über vorhandene Sorten. Dann fängt er in seiner Küche sofort an, die leckere Süßspeise herzustellen. „Am meisten wird in der Regel Vanilleeis gebraucht. Nicht nur, weil es gern als Kugel im Hörnchen oder Becher genommen wird, sondern vor allem, weil man es für Eisbecher wie Spaghettieis braucht. Da kommt schon einiges zusammen, teilweise bis zu 30 Liter Vanilleeis am Tag.“

Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede.
Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede. © Joel Klaas | Joel Klaas

Fan von ganz speziellen Eis-Variationen ist der 61-Jährige derweil nicht. Wacholder-Minz-Sorbet oder Bier-Eis kommt Rossetti nicht in die Auslage. „Klar kann man immer mal wieder etwas ausprobieren. und ich glaube auch, dass solche speziellen Variationen in Großstädten wie Berlin oder Köln auch ganz gut ankommen können und viele Leute erreichen“, sagt er. „Wir haben hier aber viel Stammkundschaft, die sich immer wieder auf ihre ‘Stamm-Sorten’ freuen und auch deshalb hierher kommen.“ Modernere Sorten wie ‘Snickers’ oder ‘Yoghurette’ hat der Mescheder auch im Programm, extrem experimentell soll die Eis-Auswahl aber auch künftig nicht werden.

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Zubereitet werden in der kleinen Eis-Küche von Rossetti somit weiterhin Sorten wie Schokolade, Amarena, Zitrone und Joghurt. In zwei Eis-Maschinen wird produziert. Dort hinein füllt der 61-Jährige neben Milch, Sahne und Zucker die jeweiligen Aromen wie Kakao oder Vanille. In den Maschinen werden die Zutaten dann nicht nur verrührt, sondern auch auf -13 Grad heruntergekühlt. „Durch Drehbewegungen in der Maschine wird zusätzlich Luft unter die Eis-Masse gehoben. Dadurch wird die Masse dann schön cremig und geschmeidig“, erklärt der Mescheder.

Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede.
Samuel Rossetti vom Eiscafé Venezia in Meschede. © Joel Klaas | Joel Klaas

Auf Hochtouren laufen die beiden Eis-Maschinen vor allem in den Sommermonaten. Ob er im Sommer nicht gern mal selbst Urlaub machen würde? - „Klar, aber ich habe mich die letzten 30 Jahre schon so sehr daran gewöhnt, dass ich arbeite, wenn andere frei haben, dass es mir gar nicht weiter auffällt.“

In den Wintermonaten macht Rossetti sein Eiscafé dafür für mehrere Wochen am Stück komplett dicht. Diese Zeit nutzt er, um seine Familie in Italien zu besuchen und sich zu erholen. „Das ist natürlich auch schön, aber das braucht man nach den Sommermonaten auch“, sagt er.

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In den Sommermonaten arbeitet Samuel Rossetti bis zu 14 Stunden in seinem Eiscafé.

Sorge bereitet ihm derweil die Suche nach Arbeitskräften. „Es ist extrem schwierig, Leute zu bekommen. Wir hoffen darauf, dass sich die Personalsituation etwas entspannt, weil wir sonst wirklich Probleme bekommen“, sagt der Mescheder.

Übernehmen soll den Laden irgendwann einmal Tochter Marina. Ob sie das Geschäft aber auch wirklich übernimmt, steht laut Rossetti aktuell noch nicht fest.