Meschede. Ein Halb-Italiener und eine Portugiesin. Domenico Moscataro von der Mescheder Eisdiele Cortina verrät, wie er seine Frau kennenlernte.

Ein klassischer Sommertag, Hochbetrieb in der Eisdiele Cortina. Doch Betreiber Domenico Moscataro (46) nimmt sich die Zeit für ein Interview am See und kommt mit dem E-Bike zum verabredeten Treffpunkt. Während seine Frau Claudia das Gesicht der Eisdiele Cortina ist, arbeitet ihr Mann eher im Hintergrund.

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Wenn Sie so auf den See blicken, wäre das nicht ein prima Platz für einen Ihrer Eiswagen?

Wir haben es versucht und stehen auch schon seit Jahrzehnten in Amecke an der Sorpetalsperre. Durch den direkten Vergleich wissen wir: Der Hennesee ist schwierig. In Amecke gibt es viel mehr Laufkundschaft und der Ruhrverband hat uns auch immer unterstützt. Hier verlaufen sich die Spaziergänger und Badegäste und alle müssen immer erst von der Badebucht hoch laufen, wenn der Eiswagen klingelt. Wir haben es ein paar Mal versucht.

An was denken Sie, wenn Sie auf den See blicken?

An Sommerferien, Sonnenbrand, Spaß mit Freunden, Grillen am 1. Mai. Und an meinen Vater, der hatte immer große Angst, wenn ich hier war.

Warum das?

Der Sohn eines anderen Eisdielenbesitzers war bei einem Badeunfall verstorben. Mein Vater ist Süditaliener. Für ihn war das ein Zeichen. (lacht) Dagegen kann man nichts machen. Und ich bin auch kein sehr guter Schwimmer. Ich halte mich lieber da auf, wo ich noch stehen kann.

Urlaub in den Sommerferien ist für Sie und Ihre Familie wahrscheinlich gar nicht möglich?

Nein (lacht). Wir fahren gern im November oder seitdem unsere Tochter in der Schule ist, in den Herbstferien nach Portugal. Dort haben die Eltern meiner Frau eine Wohnung und wir können gemütlich im Hafen sitzen, ein Pastel de Nata genießen und einfach mal die Seele baumeln lassen. Wenn wir zur Verwandtschaft fahren, nach Italien oder Portugal, artet das schnell in Stress aus, weil man alle einmal besuchen muss und möchte.

Claudia und Domenico Moscataro leiten das Eiscafé Cortina gemeinsam.  
Claudia und Domenico Moscataro leiten das Eiscafé Cortina gemeinsam.   © WP | Ute Tolksdorf

Sie sind Halb-Italiener, Ihre Frau ist Portugiesin - wie verträgt sich das mit dem Sauerland?

Sehr gut, wir versuchen die besten Dinge von allen Seiten zu kombinieren. Pünktlichkeit klappt nur so halb, aber die Genauigkeit ist sicher unser deutscher Anteil. Und wenn ich in Italien bin und einem Handwerker zusehe, der die Ruhe weghat, denke ich manchmal, du bist doch ein echter Sauerländer. Das zeigt sich sicherlich auch darin, dass ich es genieße, Natur und See so vor der Haustür zu haben.

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Sie sind mit 21 in die Fußstapfen Ihres Vaters Luigi getreten. Gab es dazu damals eine Alternative? Und sehen Sie Ihre Tochter auch in dem Job?

Ich habe eigentlich nach dem Abschluss an der St.-Walburga-Hauptschule Kfz-Elektroniker gelernt, damals beim Bosch-Dienst Joachimsmeier und dann meinen Zivildienst im Arnsberger Jugendzentrum absolviert. Eigentlich wollte ich dann nur ein halbes Jahr in der Eisdiele meinem Vater helfen. Aber ich habe immer mehr Gefallen an dem Beruf gefunden. Im Laufe der Jahre habe ich alles gemacht, bin Eiswagen gefahren, war im Service, im Verkauf habe Teller gespült und Eis produziert. Es ist für uns heute schön, dass meine Frau und ich das zusammen machen können, auch meine Eltern sind noch mit im Geschäft. Gastronomie ist spannend, aber knallhart. Ich glaube, ich würde meiner Tochter etwas anderes wünschen.

Der Halb-Italiener und die Portugiesin - wie haben Sie und Ihre Frau sich kennengelernt? In Meschede?

Ja, bei Kolping. Als wir Jugendliche waren, gab es dort regelmäßig Filmabende. Da habe ich sie das erste Mal gesehen. Später waren wir beide bei Kolping in der Jugendarbeit aktiv und haben an Freizeiten teilgenommen. Da hat es irgendwann gefunkt. Wenn man so daran denkt, was es früher in Meschede alles für Angebote gab, von der OT über die TOT, das Rockcafé oder eben Kolping, auch beim DRK war ich - ist das schon traurig. Solche Angebote fehlen heute. Orte, an denen alle Jugendlichen zusammenkommen, Ältere und Jüngere. Wir waren immer irgendwie beschäftigt und hatten dadurch auch weniger Zeit, Quatsch zu machen.

Redakteurin Ute Tolksdorf beim Seegespräch mit Domenico Moscataro. 
Redakteurin Ute Tolksdorf beim Seegespräch mit Domenico Moscataro.  © WP | Ute Tolksdorf

Und heute? Wie läuft Ihr Tag normalerweise ab. Bleibt da noch Zeit für Freizeit und Erholung?

Ich arbeite seit einem Bandscheibenvorfall halbtags fürs Geschäft und halbtags mache ich die Hausarbeit, koche, mache die Wäsche, fahre unsere Tochter zu Terminen, versuche meiner Frau so viel wie möglich abzunehmen. Nachmittags habe ich dann schon mal Zeit, so wie jetzt, mit dem E-Bike eine Tour zu machen oder im Winter am 3-D-Ducker Modelle auszudrucken und zusammenzubauen.

Wie blicken Sie auf die Entwicklung der Innenstadt?

Die Leerstände machen mir schon Sorgen. Aber sie spiegeln das Einkaufsverhalten der Menschen. Als Gastronom und Bewohner der Ruhrstraße ärgere ich mich manches Mal über die Radfahrer. Die Fußgängerzone ist schön geworden, ohne Frage. Aber früher, durch die Einbauten, wurden die Raser eher ausgebremst.

Und wie hat sich das Eisgeschäft verändert?

Wir haben, wie alle in der Gastronomie, Schwierigkeiten, Personal zu finden, das auch am Wochenende oder wenn das Wetter schön ist arbeiten will. Die Corona-Jahre haben uns da den Boden unter den Füßen weggezogen. Viele unserer Aushilfen, Schüler und Studenten, arbeiten heute lieber zwei Wochen am Stück in der Industrie, weil sie da mehr Geld verdienen. Aber diese Löhne können wir nicht bezahlen. Deshalb haben wir auch unsere Stunden heruntergefahren. Meine Eltern hatten noch von 7.30 bis 22 Uhr geöffnet. Das würden wir gar nicht mehr schaffen.