Cobbenrode. Reitvereine leben durch Ehrenamt. Eine dieser Ehrenamtlichen des ZRFV Schwartmecke ist Uta Stöcker - was sie an der Schwartmecke begeistert.
Sonnenschein, der den Schnee zum Glitzern bringt. Der Hof der Schwartmecke bei Cobbenrode ist nicht geschoben an diesem kalten Schneetag, nur ein kleiner Laufweg von den hinteren Boxen zur Halle ist frei geräumt. Es ist ruhig am frühen Nachmittag; die Reitstunden beginnen erst später. Dann wird es trubelig, mit den Eltern und den Kindern - bis dahin genießen die Pferde die Ruhe, den Schnee und den Sonnenschein.
Und mittendrin Uta Stöcker. Sie ist Teil des Vorstands, Geschäftsführerin für den Pensions- und Schulbetrieb des Zucht-, Reit- und Fahrvereins Schwartmecke - „sie stapelt immer zu tief“, verrät Marion Schmücker-Wilke, ebenfalls Vorstandsmitglied. Denn was sich erstmal gar nicht nach viel anhört, ist eine Menge Arbeit, die Uta Stöcker für den Reitverein leistet - ehrenamtlich. Wir treffen uns an ihrem freien Tag, sie müsste eigentlich gar nicht im Stall sein. Trotzdem ist sie bei der Arbeit: Der Mistcontainer wird begutachtet - wann muss der abgeholt werden? Die „Neue“ im Reitschulteam wird nochmal begutachtet, eine Warmblutstute, die erst seit wenigen Monaten als Reitschulpferd eingesetzt werden muss. Und dann geht es mit Isländerwallach Isidor und Warmblutstute Emelie in die Halle.
Wenn Mensch und Pferd zum Team werden
„Die haben heute eigentlich frei, aber die sollen sich bewegen“, erklärt Uta Stöcker. Das ist für die Pferde wichtig bei dem kalten Schneewetter. Also werden die beiden nach einander geholt und in die Halle gebracht. Erst trudelt Isidor ein, wartet geduldig, bis auch Emilie dazukommt. In dem Moment, in dem Uta Stöcker mit einer langen Longierpeitsche in der Mitte der Halle stehen, beginnen die beiden Pferde zu laufen. Richtung und Tempo dürfen sie sich selbst aussuchen - erst ist es ein wilder Galopp, mit Bucklern und Freudensprüngen, nur langsam werden sie langsamer. Uta Stöcker macht nicht viel, außer dann doch mal um die andere Richtung zu bitten. Die Peitsche ist nur pro Forma in der Hand - nutzen tut sie sie nicht.
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„Isidor ist schon seit Ewigkeiten bei uns“, erzählt Uta Stöcker. Er wird zum Reiten bei den kleinen Kindern eingesetzt, weil er das kleinste der Schulpferde ist, nur ein Pony. Besonders durch seine ruhige, ausgeglichene Art punktet er dabei. Emilie wird sowohl für die Reitanfänger als auch für die Fortgeschrittenen genutzt. „Emilie mag ich wirklich sehr gerne“, gibt Uta Stöcker zu. „Sie kennt ihren Job, sie weiß, wer drauf sitzt, und fordert dann dementsprechend.“ Auch die bunt gescheckte Stute ist schon seit Jahren beim Reitverein.
Für Uta Stöcker ist das wichtig: Ihre Reitschulpferde zu kennen. An den meisten Nachmittagen gibt sie Unterricht - die Pferde sind dabei ihre Arbeitspartner. „Es ist schon schön zu sehen, dass sie alle auf mich hören.“ Als Uta Stöcker selbst noch ein Kind war, hat sie selbst auf der Schwartmecke das Reiten gelernt. „Ich bin hier immer schon gern hingekommen. Wir haben hier so viel Zeit verbracht, als wir jung waren“, erinnert sie sich. Schon damals hat sie sich im Jugendvorstand engagiert. Ihr eigenes Pferd stand zwar an einem anderen Stall, trotzdem hat sie sich immer für ihren Verein eingesetzt.
Das ganze Leben auf der Schwartmecke
Eigentlich ist Uta Stöcker gelernte Konditorin, sie arbeitet jede Nacht von den frühen Morgenstunden bis in den Mittag. Dann schläft sie ein paar Stunden, und ab dem Nachmittag ist sie auf der Schwartmecke zu finden. Als langsam etwas Leben in den Stall einkehrt, kennt sie nicht nur alle Pferde, die in die Halle kommen, sondern auch die dazu gehörigen Menschen. Ein junges Mädchen reitet ein Dartmoorpony - ihr erstes eigenes. Sie haben einen langen, harten Weg hinter sich, sagt die Mutter. „Wir haben Uta viel zu verdanken“, sagt sie. Denn Uta hat auch dem Mädchen mit dem Pony Reitunterricht gegeben. „Er mochte mich nicht - aber bei der letzten Reitstunde ist er mir hinterhergelaufen“, verrät sie mit einem Schmunzeln.
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Pferde, das ist ihr Ding, genauso wie die Schwartmecke. „Geplant habe ich das nicht, hier so viel Verantwortung zu übernehmen“, sagt Uta Stöcker. Aber sie hat sich engagiert, und als die vorherige Stallchefin schwer erkrankte, übernahm sie eben noch mehr Aufgaben. Mittlerweile verwaltet sie nicht nur Schulpferde und Reitstunden, sondern auch die Pensionspferde. Sie kümmert sich um Futter und Einstreu, um Mist und Wasser - eben um alles, was dazu gehört. Und zwischendurch hilft sie noch bei der Organisation der traditionellen Kaltbluthengstschau, die immer im März auf dem Gelände des Reitvereins stattfindet. „Bei den anderen Dingen halte ich mich aber zurück“, sagt Uta Stöcker mit einem Lachen. Sonst wäre es ihr doch etwas zu viel.