Eslohe/Meschede/Schmallenberg. Immer weitere Vorfälle mit Wölfen werden im Hochsauerlandkreis bekannt. Die Landwirte sind besorgt, jetzt bekommen sie Unterstützung von oben.

Es ist nicht beim Wolfsgeheul rund um Eslohe geblieben. Bei Weitem nicht. Im Gegenteil. Die Landwirte im Hochsauerlandkreis sind sicher: Der Wolf ist längst da – und fordert die ersten Opfer unter ihren Nutztieren. Das wird jetzt nach und nach bekannt.

„Der Wolf hat leider Einzug gehalten“, sagte Thomas Wiese (Sögtrop), Vorsitzender des Vereins Mutterkuhhalter NRW, bei einem Termin mit Landrat Dr. Karl Schneider. Bei Eslohe ist das Geheul vom Wolf gehört worden, bei Berge soll der Wolf dann im Mai ein erstes Nutztier, eine 800 Kilogramm schwere tragende Kuh, verletzt haben – sie verblutete.

Nächster Verdacht: Wolf dringt bei Herde bei Schmallenberg ein

Es gibt aber weitere Vorfälle, wie jetzt bekannt wird: Erst am Mittwoch habe es bei Schmallenberg-Felbecke den letzten Zwischenfall gegeben – offenbar ist ein Wolf auf eine Fläche mit rund 30 Rinder eingedrungen, die Tiere gerieten in Panik, eines verhedderte sich im Stacheldraht und verletzte sich so sehr, dass es notgeschlachtet werden musste.

Bissspuren bei einem verletzten Rind bei Freienohl.
Bissspuren bei einem verletzten Rind bei Freienohl. © Unbekannt | Privat

Bei der Nachsuche sprang den Helfern noch ein großes graues Tier entgegen und lief weg, alles geschah so schnell, dass es nicht fotografiert werden konnte. Hatte eine Herde erst einmal Kontakt mit einem Wolf, könne man sie danach nicht mehr beruhigen, wissen die Landwirte: In der Regel müssen dann alle Tiere geschlachtet werden. Am 17. Juni wiederum war bei Freienohl, im Bereich Wildshausen, ein schwer verletztes Rind mit Bissspuren entdeckt worden.

Bei Vorfällen mit Wölfen müssen immer so schnell wie möglich die so genannten „Wolfsberater“ eingeschaltet werden, die dann DNA-Spuren sichern sollen – erst dann sind, bei nachgewiesenen Fällen, auch Entschädigungen möglich. Die Berater seien aber gar nicht erreichbar, kritisieren die Landwirte – im Fall Felbecke war niemand von ihnen im Hochsauerlandkreis ans Telefon zu bekommen.

„Da soll verschleiert werden“

Die Landwirte vermuten: „Da soll verschleiert werden“, meint Thomas Wiese – keine Spuren, also gebe es auch keine Wölfe. Zum Fall Berge gibt es auch nach fünfeinhalb Wochen kein Ergebnis. Die Landwirte haben versucht, Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) zum Wolfs-Gespräch in den HSK zu holen: Nach zwei Monaten bekamen sie eine Absage, er habe keine Zeit – „der duckt sich einfach“, so Wiese. „Wer von den Politikern stellt sich wohl hin, wenn der erste Mensch betroffen ist?“, fragt er sich.

Hilfe holen sich die Landwirte jetzt bei Landrat Dr. Karl Schneider. Er soll seine Kontakte nutzen, um auf die Sorgen im Hochsauerlandkreis hinzuweisen. Die heimischen Landwirte fordern eine Regulierung des Wolfsbestandes, Abschüsse müssten möglich sein: „Es ist an der Zeit, den Schutzstatus aufzuheben“, so Thomas Wiese, in Schweden oder Finnland gelinge dies schließlich auch. Der Wolf stehe längst nicht mehr auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Landrat: „Der Wolf gehört hier genauso wenig hin wie Wisente“

Und Landrat Schneider sichert Hilfe zu: „Wir ignorieren in diesem Land so lange Probleme, bis der Knoten platzt“, sagt er grundsätzlich. Der Wolf sei nicht auf natürliche Weise hierhergekommen, Schneider glaubt, „der ist aus dem Kofferraum gefallen“ – heißt, Wolfsbefürworter haben da nachgeholfen: „Der Wolf gehört hier genauso wenig hin wie Wisente.“

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Der Landrat fragt sich: Was habe in der Gesellschaft Vorrang? „Was ist das Wichtigste? Das Wichtigste kann kein Wolf sein.“ Für ihn ist es vielmehr die Lebensmittelversorgung, deshalb müssten Landwirte mit ihren Tieren geschützt werden. Der Landrat sicherte zu, sich beim Regierungspräsidenten und bei der Landesregierung für sie einzusetzen: „Ich werde mitkämpfen“ – gegen den Wolf. Auch er ist für eine Regulierung, für Abschüsse.

Wie sollen sich Landwirte schützen?

Dazu kommen viele ungelöste Fragen – etwa zum Schutz. Landwirt Antonius Brüggemann aus Berge hat entlang seiner Flächen insgesamt 26 Kilometer an Zäunen: Wie sollen die alle vor einem Wolf sicher gemacht werden? Wer bezahlt die Pflege dann? Was, wenn ein Ast auf einen Zaun fällt? Flächen liegen auch an der Autobahn: Was, wenn eine aufgeschreckte Herde in Panik gerät und auf die Autobahn läuft und einen Unfall verursacht – „, wenn dann keine Wolfs-DNA gefunden wird, wird dann gesagt: Sie haben Ihre Zäune nicht gepflegt?“ Alles offen. Zumal: Zäune wirken nur hemmend gegen Wölfe, sie schützen aber nicht. Auf Fördermittel sind die Landwirte gar nicht aus: „Wir wollen kein Geld haben. Wir wollen den Wolf nicht haben“, sagt Thomas Wiese.

Unterschriften gegen den Wolf

In kurzer Zeit haben die heimischen Landwirte 1150 Unterschriften gesammelt, die sie dem Landrat überreichten, und die er Umweltminister Krischer weiterreichen wird – die Menschen darin sprechen sich ebenfalls für eine Wolfsregulierung aus, nicht nur Landwirte, sondern auch zum Beispiel besorgte Hundehalter. Wiese ist sicher: „Das ist nur ein Bruchteil“ – würde man gezielt Unterschriften sammeln, kämen viel, viel mehr zusammen, so groß sei die Solidarität.