Meschede. Ärger um neue Stromleitung, Schmallenberger stirbt bei Unfall, Holztransporter überfährt Kind, Giftwolke nach Brand - vor 45 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im November, 1978, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Opfer eineinhalb Kilometer mitgeschleift
Ein 44 Jahre alter Autofahrer aus Meschede wird seinen Führerschein vermutlich nie mehr zurückbekommen. Auf einem Parkplatz bei Hellefeld rammt er ein Auto und flüchtet. Der Besitzer, ein 64-Jähriger aus Endorf, beobachtet das, verfolgt und stellt den Mescheder. Als er dessen Fahrertür öffnet, fährt der Mescheder plötzlich an und schleift sein Opfer eineinhalb Kilometer mit – der 64-Jährige kann sich gerade noch an der geöffneten Tür festhalten. Dann bremst der Mescheder abrupt, stößt den 64-Jährigen hinaus, so dass er auf die Straße fällt – und fährt ihm über ein Bein. Zeugen beobachten das, die Polizei kann ihn rasch stellen. Der Mescheder steht unter Alkoholeinfluss – der Führerschein war ihm bereits wegen Alkohols am Steuer entzogen worden.
Erstes Heimspiel für Wormbacher Schauspieler
Thomas Astan gibt erstmals ein Gastspiel auf heimischer Bühne in der Stadthalle Schmallenberg: Der jetzt 34-Jährige ist als Horst Gnacke in Wormbach aufgewachsen, inzwischen ist er Schauspieler. Mit der Komödie „Der Wendepunkt“ zeigt er in Schmallenberg bei der Kulturellen Vereinigung seine Kunst – unter den Zuschauern sind auch viele Verwandte von ihm. Zuletzt stand er in den USA mit Geraldine Chaplin vor der Kamera.
Einbrecher stehlen 1000 Schallplatten aus Geschäft
In Meschede räumen Einbrecher ein Radio- und Fernsehgeschäft aus. Sie stehlen Fernseher, Rekorder, Funk- und Steuergeräte – und lassen 1000 Langspielplatten mitgehen.
Sägewerk bei Großbrand zerstört
Bei einem Großbrand wird in Frielinghausen das Sägewerk Gabriel zu großen Teilen zerstört. Arbeiter entdecken morgens Flammen in einer Ecke der Holzabteilung und versuchen noch, selbst zu löschen. Das Feuer breitet sich aber rasch aus und greift auf eine Spritzkabine mit Lacken über. Die Feuer kann nicht verhindern, dass sich der Brand auf den ganzen Gebäudekomplex ausweitet. Es entsteht ein Schaden in Millionenhöhe.
Mehrere Mädchen missbraucht
Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern steht ein 26 Jahre alter Mann aus Holthausen als Angeklagter vor dem Landgericht Arnsberg. Er soll 1976 und 1977 auf Autofahrten mehrere Mädchen missbraucht haben. Der Angeklagte behauptet, sie hätten sich ihm „aufgedrängt“. Die Fälle sind im November 1977 in der Hauptschule in Fredeburg bekannt geworden. Eine Mutter sagt aus, sie sei durch anonyme Briefe informiert worden. Der Mann wird zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt.
Lesen Sie hier weitere Rückblicke:
- Meschede als atomwaffenfreie Zone, Anhalterin vergewaltigt, Fallschirmjäger erobern Flugplatz Schüren, Niedrigwasser am Hennesee - vor 40 Jahren.
- Star beim Bergrennen in Nuttlar mit 1130 PS, Protest gegen Wohnheim in Meschede, Schlagersänger Bernd Clüver in Schmallenberg - vor 50 Jahren.
- Mescheder erleben Ende des „Prager Frühlings“ mit und werden beschossen, Honsel baut Belegschaft ab, Streit um Skihang an Hunau - vor 55 Jahren.
- Rasantes Seifenkistenrennen in Meschede, Mann stirbt im Amtsgericht, Anhalter bedroht Autofahrer mit Revolver - die Woche vor 60 Jahren.
- Pilot stirbt nach Absturz in Holthausen, Schüsse in Meschede, Angriff auf Bauarbeiter, das Deutsche Standard-Ei ist da - die Woche vor 65 Jahren.
Hirschberger Weg soll entschärft werden
Die Strecke von Hirschberg zum Stimm-Stamm soll an Gefährlichkeit verlieren. Die Stadt Meschede will dafür 19.000 Quadratmeter Wald verkaufen. Das Landesstraßenbauamt in Meschede plant die Begradigung der Landstraße: Vor allem im Winter sind die unübersichtlichen Kurven auf abschüssiger Strecke des Hirschberger Weges riskant.
20 Meter hohe Stichflamme
250.000 Mark Schaden entstehen beim Brand der Stallungen und einer Scheune auf einem Bauernhof in Oesterberge. Die Erntevorräte werden vernichtet. Vermutlich verursachen spielende Kinder das Feuer. Die Feuerwehren aus Wenholthausen, Eslohe und Meschede sind im Einsatz. In der Scheune verbrennen 250 Zentner Kunstdünger: Eine giftige Wolke zieht in Richtung Westen, wo glücklicherweise keine Wohnhäuser. Ein Zwölfjähriger erleidet eine Rauchgasvergiftung. Als ein Fass mit 500 Litern Diesel Feuer fängt, schießt eine 20 Meter hohe Stichflamme in die Luft, die Feuerwehrleute und Schaulustige in Flucht treibt. Über Oesterberge steht ein riesiger Rauchpilz.
Neues Haus des Gastes in Cobbenrode
Das neue Haus des Gastes wird in Cobbenrode eingeweiht. 190.000 Mark kosteten der Umbau der alten Schule und die Einrichtung. Aus drei ehemaligen Klassenräumen, der Pausenhalle und Nebenräumen sind zwei Mehrzweckräume geworden. Dazu gibt es ein Verkehrsbüro, einen Lese- und Fernsehraum sowie einen Spiel- und Trimm-dich-Raum.
Schmallenberger bei Verkehrsunfall getötet
Mit seinem Pkw kommt ein Autofahrer auf der Landstraße zwischen Frenkhausen und Olpe von der Fahrbahn ab und stürzt eine zwei Meter tiefe Böschung herunter. Das Auto überschlägt sich mehrmals und bleibt auf einem Feld liegen. Der Fahrer wird herausgeschleudert – der 40 Jahre alte Mann aus Schmallenberg stirbt.
Umstrittene Hochspannungsleitung
Viel Ärger gibt es um eine neue Hochspannungsleitung der VEW durchs Sauerland – sie wird als „Sauerlandring“ bezeichnet, und führt über 140 Kilometer vom Kraftwerk Hamm-Uentrop über Arnsberg, Eslohe, Arpe, Halbeswig nach Hessen und wird mit dem Verbundnetz von Preussenelektra gekoppelt. Die Kosten: 150 Millionen Mark. Umstritten ist die Führung der Leitung mit den 90 Meter hohen Masten wegen ihrer Wirkung auf das Landschaftsbild. Bei Arpe wird jetzt ein Kompromiss mit einer neuen Trassenführung gefunden, damit nicht der ganze Ort von Masten umzingelt wird. In Arpe soll auch ein Umspannwerk entstehen.
Sechsjähriger stirbt, Verfahren eingestellt
Vier Jahre nach einem furchtbaren Unfall auf der Landstraße zwischen Olpe und Freienohl wird das Strafverfahren gegen einen Lkw-Fahrer aus Oeventrop eingestellt: Der jetzt 45-Jährige ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Er hat im Januar 1974 mit seinem Langholztransporter einen Sechsjährigen aus Olpe überfahren. Das Landgericht Arnsberg sieht nur eine geringe Schuld bei dem Mann. Als er unterwegs ist, gerät auf einer Wiese an der Landstraße eine Gruppe von Jungen in Streit: Ein Teil wird vertrieben, läuft eine Böschung herunter und über die zu diesem Zeitpunkt noch freie Straße, wartet dann auf den Sechsjährigen. Der Lkw-Fahrer bemerkt die Kinder, geht vom Gas herunter – im Rückspiegel sieht er dann plötzlich, dass der Junge unter die Hinterreifen geraten ist. Es kann nicht geklärt werden, ob der Junge den Lkw nicht gesehen hat oder ob er an der Böschung nicht mehr anhalten konnte.