Meschede. Wilhelm Heide ist der dienstälteste Einzelhändler Meschedes. Er blickt mit Sorge auf die Innenstadt. Manches Problem sei hausgemacht.

Wilhelm Heide, Inhaber des gleichnamigen Mescheder Modegeschäfts, blickt mit viel Erfahrung auf die Entwicklung der Fußgängerzone. 58 Jahre ist er im Beruf. Auch er weiß, dass manche Entwicklung unumkehrbar ist, der Trend zum Online-Einkauf beispielsweise, der Rückgang der inhabergeführten Geschäfte. „Wir haben Dutzende in den vergangenen Jahren verloren.“ Was ihn ärgert ist, dass auch manche Entwicklung verschlafen und manches bewusst nicht berücksichtigt wurde. Und es gibt auch Dinge, die Stadt, Werbegemeinschaft und Stadtmarketing ändern könnten und sollten, findet er.

Wilhelm Heide (links) und sein Sohn Tobias leiten gemeinsam das Modehaus an der Steinstraße.
Wilhelm Heide (links) und sein Sohn Tobias leiten gemeinsam das Modehaus an der Steinstraße. © WP Meschede | Christina Schröer

Kunden einladen

Erstmal geht es ihm darum, die Kunde mehr einzuladen: „Wir leben hier als Kreisstadt von den Auswärtigen“, sagt er, die Menschen kämen vorrangig, weil sie konkrete Wünsche befriedigen wollten. Durchgehende Öffnungszeiten hält er für wichtig, hat aber auch Verständnis, wenn Inhaber mittags schließen, weil sie allein im Laden stehen. Heide öffnet täglich von 9 bis 18 Uhr und samstags bis 14 Uhr.

Darüber hinaus sei es wichtig, dass die Stadt auf sich aufmerksam mache. Das sei wichtig, vor allem an den Hauptverkehrsachsen. Eine davon liegt vor Heides Haustür. „35.000 Fahrzeuge fahren täglich bei uns vorbei. Sie blicken Richtung Innenstadt und was sehen sie? Nichts! - nicht den attraktiven Wochenmarkt, keine Geschäfte, kein einladendes Banner, das zeigt: Hier geht es in die Innenstadt“, sagt er und kommt damit zum zweiten Problem: Parken.

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Freies Parken

Den Einkauf müsse man den Kunden so einfach wie möglich machen. Kunden, die mit dem Auto kämen, ließen erwiesenermaßen das meiste Geld in der Stadt. Dafür brauche man zentrale, kostenfreie Parkplätze. Das freie Parken am Samstag müsse ausgeweitet werden, auf Geschäftsbeginn. Er glaube nicht - wie der Bürgermeister - dass dann die Mitarbeiter die Parkplätze besetzen. „So viele Mitarbeiter haben wir doch gar nicht in der Stadt.“

Zentrale Parkplätze

„Stellen Sie sich vor“, sagt er, „Sie fahren durch Meschede und überlegen spontan, in die Innenstadt zu kommen. Jetzt suchen Sie einen Parkplatz, aber wie finden sie den?“ Das Parkleitsystem sei dafür zu unübersichtlich. Mehrmals am Tag höre er von Kunden, dass sie bei ihm einkauften, weil sie am Modehaus immer einen Parkplatz fänden. „Wir haben ja nicht mal einen Parkplatz für Reisebusse.“

Aber selbst wenn das Park-Problem nicht auf die Schnelle zu lösen sei, so erwarte er doch, dass der Bürgermeister die Politessen anweise, bei Kunden und Auswärtigen mal ein Auge zuzudrücken. Genauso wie es ihm jetzt ein Bekannter berichtete, der in einer fremden Stadt vom Einkauf zurückkam. Als die Politesse ihn und seine Einkaufstüten sah, verzichtete sie aufs Knöllchen, weil er Gast sei und eingekauft habe. „So etwas spricht sich doch herum. Meschede dagegen ist im ganzen HSK berüchtigt für seine strengen Politessen.“ Und da lohne auch kein Blick auf die anderen. „Natürlich ist man in Großstädten bereit, fürs Parken viel zu zahlen und weit zu laufen, aber das gilt eben nicht für Meschede.“

Radfahrer

Auch die Radfahrer aus der Fußgängerzone zu verbannen - wie es jetzt im Stadtrat entschieden wurde - hält er für problematisch. Dabei denkt er auch an die vielen Gäste, die die Nordschleife oder den Ruhrtalradweg nutzen. „Ein einfaches Schild, ,Radfahrer bitte absteigen‘, würde reichen. Aber sie um die Innenstadt herumzuleiten, schadet den Kaufleuten mehr als es nutzt.“

Einkaufserlebnis schaffen

Die Attraktionen beim Henneleuchten reichen Wilhelm Heide nicht.
Die Attraktionen beim Henneleuchten reichen Wilhelm Heide nicht. © WP | Brigitta Bongard

Für die Zukunft müsse man sich vor allem überlegen, wie man mehr Menschen in die Stadt lockt. Das könne nur darüber geschehen, dass man ein Einkaufserlebnis schafft und einen guten Mix an Geschäften biete. „Den haben wir verloren.“ Aktionen und Attraktionen des Stadtmarketings gebe es zu wenig, findet Heide. Mit einem Late-Night-Shopping könne man über persönliche Einladungen vielleicht Stammkunden für einen Besuch gewinnen, aber keine neuen Kunden. Deshalb habe sich sein Haus auch nicht daran beteiligt.

Auch der letzte verkaufsoffene Sonntag sei katastrophal gewesen, „einer der schlechtesten Einkaufs-Sonntage der Geschichte. Der Termin im September war viel zu früh“, beklagt Heide. Zwei verkaufsoffene Sonntage seien sicher gut und richtig, sie müssten aber auch mit Aktionen gefüllt sein.

Leerstände

Auch mit der Umgestaltung der Innenstadt hadert er. „Mir ist das graue Pflaster zu eintönig“, sagt der Senior-Chef. Und: „Ich glaube nicht, dass ein Kunde mehr kommt, weil die Henne geöffnet wurde.“ Nicht alles könne man aktuellen Planungen zuschreiben. Viele Bausünden seien auch schon vor Jahrzehnten gemacht worden. Heides Urteil fällt hart aus: „Meschede wurde kaputt saniert.“

Die aktuellen Leerstände allerdings seien nicht Meschede anzulasten. Beispielsweise bei Gerry Weber seien sie hausgemacht gewesen. Scharf kritisiert er aber das Förderprogramm Innenstadt des Landes, über das das Geschäftsleben in der Innenstadt gefördert werden sollte. „Ich halte das für eine unzulässige Wettbewerbsverzerrung, wenn der eine Pächter die Hälfte zur Miete dazu bekommt und der Mitbewerber auf der anderen Straßenseite sie selbst zahlt.“

Auch die angeblich hohen Mieten seien kein Grund für die Leerstände. Mieten sind heute verhandelbar und nicht das Problem in der Gesamtbilanz. „Teuer sind vor allem Personalkosten.“ Heides findet, auch wenn sein Haus offiziell nicht mehr zur Innenstadt zählt: „Wir müssen dringend etwas für Meschede tun.“