Meschede. Zwei neue Routen lenken Radfahrer künftig durch die Mescheder Innenstadt: Was bedeutet das für die Fußgängerzone? Bleiben alle Parkplätze?

Bisher gilt mitten in Meschede ausdrücklich die Aufforderung zu gegenseitiger Rücksichtnahme zwischen Fußgängern und Radfahrern. Künftig bekommen Fußgänger aber mehr Schutz.

Denn in der Mescheder Ruhrstraße, im Rebell und der Von-Stephan-Straße sollen Radfahrer nicht mehr wie bisher fahren dürfen: In diesen Straßen sollen sie demnächst absteigen und schieben müssen – die Fußgängerzone wird dann dort tatsächlich zur Fußgängerzone. Das sieht ein neues Konzept für den Radverkehr vor, dass im Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung mehrheitlich beschlossen wurde.

Klare Ausschilderung soll Auswärtigen Orientierung bieten

Zwei neue Routen sollen es vor allem auswärtigen Radfahrern leichter machen, sich in der Innenstadt zu orientieren: Eine klare Ausschilderung soll ihnen den Weg regeln. Geleitet werden sollen sie um die Ruhrstraße herum – eben mit der Folge, dass dann dort in der Fußgängerzone geschoben werden muss. In den Bereichen der Fußgängerzone an der Steinstraße und Zeughausstraße bleibt das Fahrradfahren auch weiterhin erlaubt.

Die neuen Radrouten sollen in Meschede vor allem Auswärtigen Orientierung bieten: Die hier violett markierte Route soll sie von Norden nach Süden durch die Innenstadt lenken, die grüne Route führt von Süden nach Norden.
Die neuen Radrouten sollen in Meschede vor allem Auswärtigen Orientierung bieten: Die hier violett markierte Route soll sie von Norden nach Süden durch die Innenstadt lenken, die grüne Route führt von Süden nach Norden. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Der Ausschuss beschränkte sich bei seinem Radfahr-Konzept nur auf eine Lösung für die unmittelbare Innenstadt zwischen Ruhrbrücke und Überhenne. Demnach sollen Radfahrer künftig von Norden nach Süden über Ruhrbrücke, Ruhrpromenade, Winziger Platz, Zeughausstraße, Beringhauser Straße zur Überhenne und weiter in Richtung Hennesee fahren können. Die neue Verbindung von Süden nach Norden lautet: Überhenne, Steinstraße, Kaiser-Otto-Platz, Stiftsplatz, Emhildisstraße zur Ruhrbrücke – auch, wenn dann dort an zwei Tagen der Wochenmarkt stattfindet.

Schieben oder Appell an Rücksichtnahme?

Wichtig ist den Politikern der Ausblick in die Ruhrstraße hinein – eben von der Ruhrbrücke aus Norden kommend und vom Kaiser-Otto-Platz aus Süden: So sollen auswärtige Radfahrer motiviert werden, anzuhalten und in der Ruhrstraße einzukaufen oder ihren Kaffee zu trinken. Aber eben nicht mehr fahrend.

Die Stadtverwaltung selbst räumte ein, hin- und hergerissen zu sein zwischen einer Sperrung der Ruhrstraße für Radfahrer oder fürs Beibehalten der bisherigen Rücksichts-Regelung: Fachbereichsleiter Klaus Wahle etwa meinte, es sei wichtig, auch mit dem Rad bis vors Geschäft oder Lokal fahren zu können. Für Kämmerer Jürgen Bartholme dagegen überwiegt der Sicherheitsaspekt: „Ich kenne keine Familie, die sagt, dass die Öffnung für Radfahrer eine gute Idee ist“ – zu eng sei die Ruhrstraße, zu nahe am Durchgangsweg würden die Spielgeräte für Kinder liegen. Meschede sei bisher schon eine Ausnahme, das Befahren während der Geschäftszeiten sei „völlig unüblich in Innenstädten“.

Außerhalb der Geschäftszeiten bleibt es beim Durchfahren

Einen Kompromiss zwischen den Befürwortern des Schiebens einerseits und den Befürwortern des bislang erlaubten Durchfahrens soll es geben: Frühmorgens und abends soll es, setzte die UWG durch, außerhalb der Geschäftszeiten beim Durchfahren bleiben dürfen. Die Umsetzung des Durchfahrtverbotes kommt auch nicht sofort: Zunächst muss die Stadtverwaltung klären, ob es an den Eingängen zur Ruhrstraße auch genügend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt.

Zivilcourage zeigen

Peter Schüttler (CDU) befürwortete ein Durchfahrtverbot für Radfahrer als „einfach, gerecht und logisch“: So sei auch die Schuldfrage eindeutig, wenn einmal etwas passiere – nämlich beim Radfahrer. Birgit Koppermann (CDU) sieht keine Nachteile durch das Schieben: „Dadurch geht es keinem Gastronomen schlechter.“ Dr. Jobst Köhne (FDP) möchte das Durchfahren weiter erlauben: Es sei doch widersinnig, dem Radverkehr in Meschede grundsätzlich mehr Raum geben zu wollen, aber dafür jetzt die Ruhrstraße zu sperren.

>>> Lesen Sie hier: Stadtradeln in Meschede: Wird Radfahren noch beliebter? <<<

Und wer kontrolliert die Einhaltung des Durchfahrtverbotes? Fachbereichsleiter Klaus Wahle meinte, da müsse man Zivilcourage zeigen, „man muss das selber den Radfahrern sagen“ – denn die Polizei sei schließlich nicht immer vor Ort.

Hier in der Emhildisstraße in Meschede sollen Radfahrer künftig in beide Richtungen fahren können. Die Parkplätze auf der rechten Straßenseite fallen dafür weg.
Hier in der Emhildisstraße in Meschede sollen Radfahrer künftig in beide Richtungen fahren können. Die Parkplätze auf der rechten Straßenseite fallen dafür weg. © Jürgen Kortmann

Veränderungen an Emhildisstraße

Baulich verändert werden muss für dieses Konzept die Emhildisstraße zwischen dem Franz-Stahlmecke-Platz am Rathaus und der Arnsberger Straße am Parkhaus. Zwischen Rebell und dem Stahlmecke-Platz werden dann die zehn Parkplätze an der linken Seite wegfallen. An der Kneipe „Brennkammer“ soll das Pflanzbeet beseitigt werden, um mehr Platz auf der Emhildisstraße für Radfahrer in beide Fahrtrichtungen zu ermöglichen. Radfahrer sollen künftig auch die Beringhauser Straße ab Hauptkreuzung Hennestraße in beide Richtungen nutzen können: Für Autofahrer wird sie dagegen stadtauswärts zur Einbahnstraße.

>>> HINTERGRUND <<<

Die Polizei in Meschede meldet keine Auffälligkeiten beim Radverkehr in der Innenstadt. Zwischen Juli 2020 und Juli 2023 haben sich demnach zwei Unfälle mit Sachschäden am Winziger Platz und einer am Stiftsplatz ereignet. Auf der Fritz-Honsel-Straße missachtete ein Autofahrer im August 2022 die Vorfahrt eines Radfahrers, der leicht verletzt wurde. Schwer verletzt wurde im September 2020 an der Zeughausstraße ein Fußgänger von einem Radfahrer.