Meschede. Die Feuerwehr Meschede hat erst jetzt den längsten Einsatz in ihrer Geschichte erlebt. Jetzt wird erklärt, wie ein Großeinsatz organisiert wird.

Der Großbrand in Brumlingsen, wo in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober rund 3500 Strohballen unweit von einem Bullenstall angezündet wurden, ist offiziell der längste Einsatz, den die Feuerwehr Meschede bisher gehabt hat. „Während Kyrill waren wir auch etwas länger in Alarmbereitschaft“, erinnert sich Feuerwehrpressesprecher Holger Peek. „Aber das waren viele Einsatzstellen, kleinere und größere Notlagen.“ Einen Einsatz wie in Brumlingsen gab es noch nicht: Sechs Tage lang ununterbrochene Arbeit an einer Brandstelle.

Das wirft aber auch Fragen auf: Denn gerade so große, lang andauernde Einsätze wollen intensiv organisiert und koordiniert werden, und die Feuerwehren in Meschede sind allesamt ehrenamtlich. Was ist der logistische Aufwand dahinter, und wer ist darin verwickelt?

Wie werden also Großeinsätze organisiert?

„Wir nennen das Einsatzstellenlogistik oder Einsatzstellenorganisation“, erklärt Holger Peek. Um beim Beispiel des Großbrandes in Brumlingsen zu bleiben: „Hier wurde erst nur den Löschzug Freienohl alarmiert, weil sie am nächsten dran ist“, erklärt Holger Peek. „Dann aber auch schnell Oeventrop als nächstgelegenste Einheit, als das Ausmaß des Brandes bekannt wurde.“ Zudem kamen Sonderfahrzeuge mit besonders großen Löschwassertanks aus Meschede, Enste und Arnsberg – denn die Löschwassersituation auf dem Berg ist der Feuerwehr als kompliziert bekannt.

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Holger Peek, Pressesprecher der Feuerwehr Meschede.
Holger Peek, Pressesprecher der Feuerwehr Meschede. © WP | Brigitta Bongard

Vor Ort werden die Entscheidungen durch die Führungskräfte der jeweiligen Löschgruppen oder Löschzüge getroffen: In der Regel wird die Führungskraft des ersteintreffenden Zuges zum Einsatzleiter, bis die Wehrleitung eintrifft und diese Rolle übernimmt. Erkannt wird er durch eine gelbe Weste. Aber wie hat das in Brumlingsen funktioniert, war dort die gesamten sechs Tage über die Wehrleitung vor Ort?

„Nein, das wäre gar nicht möglich gewesen“, sagt Holger Peek. „Bei dem Einsatz haben wir mit einem Schichtsystem von drei Mal acht Stunden täglich gearbeitet – und jeweils der Einheitsführer wurde dann auch zum Einsatzleiter delegiert.“

Zum Beispiel bei größeren Unwetterereignissen gibt es mehrere Einsatzstellen parallel und der Einsatzleiter kann nicht überall vor Ort sein. Dafür gibt es den Stabsraum in der Feuerwehrdienststelle in Meschede, in welchem dann die Einsatzleitung zusammenkommt. Vor Ort auf den Einsatzstellen befinden sich dann wiederum so genannte Abschnittsleiter, welche eben für einen bestimmten Einsatzabschnitt zuständig sind.

Und wie wird organisiert, wer wo hin fährt?

Bei Unwetterereignissen wird üblicherweise von der Leitstelle die Delegation der Einsatzstellen übernommen, oder aber von der Einsatzleitung im Stabsraum. Um wieder auf den Strohballenbrand zurückzuschauen: „Wir mussten die Schichten ja irgendwie besetzen. Dafür haben wir aber nicht alarmiert – das ging über eine freiwillige Absprache“, erklärt Holger Peek. Denn während ein normaler Notfalleinsatz über einen Funkfernmelder (Melder oder Piepser) alarmiert werde, konnte dieser Einsatz im Voraus geplant werden, sobald feststand, dass man das Stroh löschen musste und nicht abbrennen lassen konnte, um ein Übergreifen auf den Bullenstall zu verhindern.

Dennis Pingel, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Meschede.
Dennis Pingel, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Meschede. © WP | Jürgen Kortmann

Der Schichtplan wurde von der Wehrleitung erarbeitet, zu der auch Dennis Pingel gehört. „Das war eine tolle Zusammenarbeit, auch mit den Kameraden aus Arnsberg“, erzählt er. „Die Kommunikation lief absolut reibungslos, das habe ich so noch nicht erlebt.“ Alle Löschzüge und Löschgruppen wurden angefragt, und alle haben nacheinander Gruppen geschickt, um auf dem Bauerdick-Hof das Feuer zu löschen.

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Wer wann zum Helfen kommt, konnte da selbst entschieden werden. „Kameraden im Schichtdienst haben dann zum Beispiel dann einen Dienst übernommen, wenn der nicht mit dem Dienstplan kollidiert ist oder wenn der Arbeitgeber ihnen einen Tag frei geben konnte“, erklärt Pingel. „Oder an den freien Tagen.“ Schließlich hatten einige aufgrund des Feiertags am 1. November auch Urlaub genommen. Ein großer Dank von der Wehrleitung soll an dieser Stelle an die Arbeitgeber der Feuerwehrleute gehen: Ohne deren Mitarbeit und deren Kooperation könnte die freiwillige Feuerwehr nicht funktionieren – auch in diesem Fall nicht.

In der ersten Nacht waren noch rund 120 Einsatzkräfte im Einsatz, zuletzt waren es nur noch ungefähr ein Zehntel. Das liegt auch an der Planung der Einsatzleitung: „Wir haben den Wasserförderzug HSK alarmiert, als sich herausgestellt hat, dass das ein tagelanger Einsatz wird.“ Das ist ein besonderes Fahrzeug, welches deutlich mehr Wasser laden kann als die meisten Löschfahrzeuge – seine Schlauchleitung kann es nahezu selbstständig legen, es muss nur überwacht werden, erklärt Peek. „Zum Aufbau brauchen wir da noch relativ viele Kameraden, aber wenn es einmal aufgebaut ist, dann nur noch wenige. Auch das ist natürlich wichtig bei solchen Großeinsätzen.“

Aber wer versorgt denn die ganzen Feuerwehrleute?

In Brumlingsen war das noch ein Sonderfall: Während in der ersten Nacht der Ortsverband Meschede/Eslohe des Deutschen Roten Kreuzes die Grundversorgung mit Essen und Trinken gestellt hat, übernahm das schon ab dem Morgen die Familie Bauerdick – für den Landwirt selbstverständlich. Doch üblicherweise ist tatsächlich die Betreuungseinheit des Deutschen Roten Kreuzes in und um Meschede für die Versorgung der Einsatzkräfte zuständig: Mit ihrer so genannten Betreuungseinheit können sie sogar eine ganze Feldküche aufbauen. „Sie haben Partner, mit denen sie zusammenarbeiten, um kurzfristig an Lebensmittel zu kommen. Das geht auf dem kurzen Dienstweg“, erklärt Holger Peek.