Meschede. Was macht die Zeitumstellung mit Kühen, mit Schülern, mit dem Bier? Und wer merkt eigentlich die Zeitumstellung? Was kann man dagegen tun?

Die Zeitumstellung ist ein weithin umstrittenes Thema, und besonders die Menschen, die mit den Auswirkungen der Veränderung auf ihren Biorhythmus nicht gut zurecht kommen, schimpfen oft über das Vorstellen der Uhr im Frühjahr und das Zurückstellen der Uhr im Herbst. Die Forsa-Umfragen der letzten Jahre zeigen, dass rund ein Viertel der Deutschen Probleme nach der Zeitumstellung haben – davon ist jede dritte Frau, aber nur jeder zehnte Mann betroffen. Und auch in und um Meschede ist die Zeitumstellung immer wieder ein Thema – besonders jetzt, denn am Wochenende wird auf Winterzeit umgestellt.

Das Gesundheitsamt erklärt, was die Zeitumstellung mit Menschen macht – und gibt Tipps, was dagegen helfen kann

„Die häufigsten Folgen der Zeitumstellung sind laut der Forsa-Umfrage Müdigkeit und Schlafprobleme“, erklärt Jonas Schürhoff. Er ist Fachkraft für Gesundheitsberichterstattung beim Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises. „Der Mensch hat eine innere Uhr: Das Zwischenhirn steuert die periodischen Vorgänge im Körper binnen von etwa 24 Stunden.“ Das wird durch den Tag-Nacht-Wechsel und soziale Faktoren wie zum Beispiel die Arbeitszeit und das tägliche Aufstehen beeinflusst. Der Biorhythmus passt sich automatisch ans Jahr an.

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Doch gerade, wenn durch die Zeitumstellung auf einmal der Tagesrhythmus durcheinander kommt, kann es zu Problemen führen. „Die Winterzeit ist da weniger problematisch“, erklärt Schürhoff. „Die Sommerzeit bereitet dann eher Probleme.“ Eine Vorbereitung auf die Umstellung gestaltet sich schwierig, da man die Natur nicht beeinflussen kann. „Es wird empfohlen, sich schon vormittags viel Licht auszusetzen und möglichst viel, mindestens aber zwei Stunden, an der frischen Luft aufzuhalten“, erklärt Schürhoff. „Das sorgt dafür, dass sich die innere Uhr schneller anpasst.“

Außerdem, sagt er, empfiehlt die AOK, schon einige Tage vor der Zeitumstellung eher oder später ins Bett zu gehen, um der Zeitumstellung quasi „vorwegzugreifen“. „Hier gibt es aber keine wissenschaftliche Grundlage, das muss jeder für sich selbst ausprobieren.“ Auch er kommt nicht so gut mit der Zeitumstellung zurecht: Bis zu zwei Wochen danach fühlt er sich besonders morgens abgeschlagen und nicht so leistungsfähig.

Auch der Biorhythmus von Milchkühen kommt durcheinander

Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes im Hochsauerlandkreis.
Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes im Hochsauerlandkreis. © Rita Maurer

Nicht nur Menschen haben Probleme mit der Zeitumstellung – auch bei Kühen kommt der Biorhythmus durcheinander. Im Melkroboter, wo die Kühe reingehen, wann sie wollen, fällt das natürlich nicht auf – aber an den Melkständen merkt man das schon, wenn die Uhrzeit auf einmal „nicht mehr stimmt“. Das erklärt Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands im Hochsauerlandkreis. „Besonders im Frühjahr, wenn eine Stunde fehlt, dann merkt man das schon, dass die Kühe noch ein bisschen müde sind“, erzählt er. Früher hat er selbst Melkstände gehabt – heute ist sein Betrieb auf Melkroboter umgestellt. „Wir haben das dann immer über mehrere Tage gestreckt, sind immer eine halbe Stunde gegangen, statt auf mal eine ganze.“

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Kühn selbst habe übrigens keine Probleme mit der Zeitumstellung: Ganz im Gegenteil gehört er zu den Befürwortern. „Die Zeitumstellung wurde eingeführt, um Energie zu sparen. Das ist heute wieder ein so großes Thema, da ergibt sie doch wieder viel mehr Sinn.“

Einfach mal eine Stunde länger feiern bei der Oldiefete in der Schützenhalle Wehrstapel

Daniel Thamm, Erster Vorsitzender der St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel.
Daniel Thamm, Erster Vorsitzender der St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel. © St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel

Schon zum 22. Mal findet die Oldieparty der St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal-Wehrstapel am Samstag, 28. Oktober, statt. Um 19.30 Uhr geht die Party los. „Die Erfahrung hat gesagt, dass so zwischen zwei und drei Uhr die meisten Menschen nach Hause gehen – danach bleibt nur der harte Kern über, so 150 Mann“, erklärt Daniel Thamm, Erster Vorsitzender der Schützenbruderschaft.

In diesem Jahr ist das etwas ganz besonderes: Denn um drei Uhr am Sonntagmorgen werden die Uhren auf zwei Uhr zurückgestellt. Geplant war das nicht – das Wochenende passte zeitlich einfach, erklärt Thamm. „Aber jetzt können wir eine Stunde länger feiern! Oder aber sagen, man sei um drei Uhr von der Party nach Hause gegangen, und um kurz nach zwei zu Hause angekommen.“

Zeitumstellung ist kompliziert in den Schulen

Christoph Heimes, stellvertretender Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Meschede.
Christoph Heimes, stellvertretender Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Meschede. © Städtisches Gymnasium Meschede

Die meisten Schüler werden wohl kaum bis zur Zeitumstellung feiern – trotzdem merken auch sie die Uhrumstellung immer wieder. „Die Umstellung zur Winterzeit ist da doch eher unproblematisch“, erklärt Christoph Heimes, stellvertretender Schulleiter am Städtischen Gymnasium Meschede. Da seien die Schüler sogar oft ausgeruhter, weil ihnen ja eine Stunde „geschenkt“ würde. Dafür merke man im Winter, dass die frühe Dunkelheit den Nachmittagsunterricht nicht zwingend leichter mache. „Die Umstellung auf Sommerzeit ist dann schon schwieriger. Da merkt man eher, dass die Schüler morgens noch träger sind.“ Das kann er als Lehrer und Vater erzählen.

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Heimes selbst habe insgesamt nur wenige Probleme mit der Zeitumstellung – frage sich aber trotzdem, warum dei Zeitumstellung noch nicht abgeschafft worden sei, da der Sinn dahinter für ihn nicht ersichtlich sei.

Keine Sorge: Das Bier läuft trotzdem bei Veltins

Ulrich Biene, Pressesprecher der Veltins Brauerei.
Ulrich Biene, Pressesprecher der Veltins Brauerei. © Veltins

Während zur Umstellung auf die Sommerzeit tatsächlich manchmal am Wochenende gearbeitet werde, wird es an diesem Wochenende in der Grevensteiner Veltins-Brauerei ruhig sein, verrät Veltins-Pressesprecher Ulrich Biene. „Das gibt einen störungsfreien Wechsel, die meisten sind am Montag schon fast an die neue Zeit gewöhnt.“

Besonders die Mitarbeitenden im Schichtdienst haben ja eh durch die Wechselschichten keinen so eingefahrenen Biorhythmus wie die Menschen, die immer zur gleichen Zeit arbeiten, erklärt er. „Das ist natürlich eh eine große Belastung – aber eine Stunde Zeitumstellung, die fällt da nicht ins Gewicht.“ Manche seien natürlich schon ein bisschen groggy, aber insgesamt störe das den Produktionsablauf nicht.

Und auch Ulrich Biene stört sich nicht am Uhren umstellen. Er freut sich sogar, wenn es im Sommer dann abends länger hell ist, oder es morgens im Winter eher hell wird. „Trotzdem verstehe ich den Sinn dahinter nicht mehr so wirklich.“