Arnsberg/Hochsauerlandkreis. Er kämpft fürs Ehrenamt in der Kultur: Wie Klaus Depenbrock für Vereine Nachwuchs gewinnt und was hinter seinen Workshops steckt. Ein Interview.

„Schwund ist immer...“ Mag sein – aber für Vereine kann das auf Dauer verheerende Folgen haben. Wie Mitglieder gewonnen, gehalten – und außerdem für mehr Verantwortung begeistert werden können, weiß Klaus Depenbrock von der Beratungsstelle für kulturelles Ehrenamt des HSK. Im Interview betreibt er Ursachenforschung – und blickt auf mögliche Lösungsansätze.

Seminar zum Thema am 4. November im „Blauen Haus“ in Arnsberg

Viele Vereine stehen vor dem Problem, bestimmte Aufgaben im Vorstand neu besetzen zu müssen oder generell ihr Vereinskollegium verjüngen zu wollen.

Hierbei unterstützt die Beratungsstelle für kulturelles Ehrenamt des HSK mit einem zielgerichteten Seminar: Am Samstag, 4. November, findet von 10 bis 17 Uhr im Blauen Haus des Sauerland-Museums, Alter Markt 30 im Stadtteil Arnsberg, der Workshop „Neue Mitglieder für meinen Verein gewinnen“ statt.

Gemeinsam mit Susanna Hölscher (Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland) erarbeiten Teilnehmende ganz konkrete Maßnahmen und Strategien für den jeweils eigenen Verein.

Dieses Seminar wird erstmalig zusammen mit dem Kooperationsprojekt „Zukunft Ehrenamt sichern“ des Sauerländischen Gebirgsvereins e.V. (SGV) und des Westfälischem Heimatbundes e.V. (WHB) durchgeführt.

Anmeldung formlos per E-Mail an: klaus.depenbrock@
hochsauerlandkreis.de oder telefonisch unter 0291/94-1803.
Alternativ kann unter der o. g. Nummer auch eine individuelle Beratung vereinbart werden.

Wenn Sie ein wenig Ursachenforschung betreiben - woran machen Sie den Mitgliederschwund in heimischen Vereinen fest?

In der Regel finden sich hier ein oder mehrere Gründe: Manchmal hat man einfach versäumt, ein oder sogar zwei Generationen „mitzunehmen“ – und stellt jetzt fest, dass einem der Nachwuchs fehlt. Manchmal war es Corona. Manchmal ist auch der Haupttätigkeitsbereich des Vereins auf den ersten Blick „von außen“ nicht klar erkennbar. Oft werden keine konkreten und niedrigschwelligen Projektangebote gemacht, mit denen sich Interessierte erstmal auf Zeit engagieren können. So mancher Verein merkt zwar, dass die freiwillig Engagierten in der Region vorhanden sind und dass es eine andere Ansprache und andere Angebote bräuchte, kann diese „Ahnung“ aber nicht allein konkret für den Verein konstruktiv in Veränderungen umsetzen.

Welche Vereine sind in Arnsberg/Sundern/im HSK besonders „gebeutelt“?

Beispielsweise viele Chöre haben in der Coronazeit eine große Zahl an Mitgliedern verloren und müssen nun schauen, wie sie neue Menschen begeistern können.
Auch Traditions- und Heimatvereine stehen vor der Herausforderung, ihre Angebote klarer sowie konkreter gestalten und kommunizieren zu müssen.

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Geben Sie Hilfestellung mehr mit Blick auf Vorstandsarbeit oder ganz umfassend, also für Nachwuchswerbung „aller Art“?

Mein Spektrum umfasst in dem Bereich die Nachwuchswerbung in allen Facetten bis hin zum Marketing im Allgemeinen.

Neben Workshops – welche Angebote machen Sie Vereinen sonst noch?

Grundsätzlich verstehe mich selbst auch ein bisschen als ein „Kultur-Streetworker“, das heißt, ich besuche Vereine vor Ort und biete konkrete Hilfestellungen an – Termine im Kreishaus sind natürlich auch möglich. Ich berate individuell und persönlich u.a. zu den Themen Vereinsrecht, Marketing, Nachwuchsgewinnung, Generationswechselgestaltung, Digitalisierung und Förderungen. Manchmal kann ich auch passende Vereine und Initiativen zusammenbringen. Vernetzung kann auch oft sehr belebend sein. Am 18. November 2023 veranstalten wir zudem im Blauen Haus in Arnsberg den Aktionstag „Frauensache. Ehrenamt“. Ein Tag mit, von und für Frauen in Ehrenämtern.

Und wie wird Ihr Hilfsangebot angenommen?

Die Resonanz ist außerordentlich hoch, wir sind eben eine Region mit vielen aktiven Menschen, die Lust haben sich zu engagieren, die aber auch merken, dass sich die Art wie sich Menschen heute engagieren geändert hat. Ich arbeite seit dem 1. April vergangenen Jahres in der Beratungsstelle für kulturelle Vereine und kulturelles Ehrenamt und habe seitdem mit über 200 Vereinen gesprochen, selbst eine große Zahl an Workshops gegeben und berate an sehr vielen Abenden im ganzen HSK Vereine und Initiativen.

Geben Sie einen kleinen Ausblick auf den anstehenden Workshop in Arnsberg: Was erwartet die Teilnehmenden, und was nehmen diese am Ende mit?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops (siehe auch Infobox oben, Anm. d. Red.) lernen, welche „alten Rezepte“ bei der Mitgliedergewinnung warum nicht mehr funktionieren, wie man zeitgemäße Angebote und Ansprachen schafft. Darüber hinaus erstellen sie unter Anleitung einen „Fahrplan“ für den eigenen Verein: Wer macht was, mit wem, bis wann? Ganz konkret und abgestimmt mit den jeweiligen Möglichkeiten.