Meschede. Protest in Meschede gegen Tiefflüge, Grafschafter bei Steuben-Parade in New York, Pioniere der Bundeswehr sprengen für die Natur - vor 35 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 35 Jahren, im Oktober 1988, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Grafschafter spielen in New York
Als Vertreter Nordrhein-Westfalens reist das Tambourkorps Grafschaft zur Steuben-Parade nach New York. 54 Besucher stark ist die Gruppe aus Grafschaft. Über 500.000 Menschen sehen dort die deutsch-amerikanische Parade über die Fifth Avenue zur Erinnerung an den preußischen General Steuben, einen Waffengefährten von George Washington. In New York werden die Grafschafter von Bürgermeister Ed Koch empfangen. In Washington geben die Grafschafter ein Ständchen auf den Stufen des Capitols.
Protest gegen Tiefflüge
Auch im Mescheder Stadtrat gibt es Proteste gegen Fluglärm durch Tiefflieger. Regierungspräsident Richard Grünschläger ruft die Luftwaffe dazu auf, keine Tiefflüge mehr über dem Sauerland zu unternehmen. Der Unmut der Bevölkerung dazu nehme ständig zu, es gibt viele Beschwerden beim „Grünen Telefon“ der Bezirksregierung. Das Sauerland sei auch durch zu viele militärische Übungen belastet: 1987 waren es 432, 1988 sind es bereits acht größere Manöver. Allein nach der letzten belgischen Übung gibt es über 1500 Schadensmeldungen.
Unerwartete Begegnung im Wald
Bei der Pilzsuche im Arnsberger Wald wird ein Pilzsammler aus dem Mescheder Norden plötzlich von einem Wildschwein angegriffen: Der Mann flüchtet zunächst, geht dann aber unerwartet selbst zum Angriff über und ersticht das Wildschwein mit seinem Fahrtenmesser.
Eltern fordern Ampel in Reiste
In Reiste setzen sich Eltern dafür ein, dass an der B55 endlich eine Ampelanlage gebaut wird – sie sind in Sorge um ihre Kinder. 1985 war eine Eingabe von 240 Bürgern im Petitionsausschuss des Landrates dazu abgelehnt worden. Das Landesstraßenbauamt baute 1985 eine Verkehrsinsel an der Kirche, um eine Verkehrsberuhigung zu erreichen – sie wird in der Folge aber mehrfach einfach überfahren.
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Überfall auf Freiherrn
In Eslohe wird Freiherr von Weichs von zwei Männern in seinem Büro im Gut Wenne überfallen. Er öffnet den beiden Tätern in der Annahme, es handele sich um Waldarbeiter. Von Weichs wird niedergeschlagen, er erleidet Platzwunden. Die Täter sind vermutlich bis zum Bereich der Wennebrücke in Wenholthausen als Anhalter mitgenommen worden.
Alte Möbel wiederentdeckt
Der CDU-Kreistagsabgeordnete Franz Kotthoff forscht nach dem Verbleib von sechs prächtigen Stühlen, 19 Sesseln und Tischen aus dem alten Kreishaus in Meschede, die 1975 mit der kommunalen Neugliederung aus den Sitzungssälen verschwunden sind. Der Mescheder entdeckt sie beim Bauhof in Eslohe und in der Fliegerklause in Schüren. Kotthoff, Raumausstatter im Ruhestand, überzeugt seine Kollegen von CDU und SPD, alle Möbel selbst zu restaurieren.
Wohnung bei Feuer zerstört
Eine Fünf-Zimmer-Wohnung an der Beringhauser Straße in Meschede brennt völlig aus. Eine 54 Jahre alte Frau erleidet einen schweren Schock. Ausgelöst wird der Brand nach einer Verpuffung wegen einer undichten Gasflasche.
Mehr Umweltschutz vor Ort
In Meschede gibt es Bemühungen für mehr Umweltschutz: Seit Dezember 1987 sind schon 2800 grüne Papiertonnen an Bürger ausgeliefert worden. Das spart 1100 Tonnen Papier im Müll ein. 1000 Gutscheine hat die Stadt für Kompostkisten ausgegeben. Im Stadtgebiet stehen jetzt 34 Glas-Sammelstellen.
Opfer geht erst nach Hause
Bei einer Auseinandersetzung in der Diskothek im Mescheder Stiftscenter wird ein junger Mann geschlagen, dann erhält er zwei Messerstiche in den Bauch und in die Schulter. Der Mann geht erst nach Hause, dann muss er den Rettungsdienst alarmieren.
Honsel: Kein „Fischgeruch“ mehr
Mit 460 Millionen Mark an Einnahmen rechnen die Honsel-Werke in Meschede in diesem Jahr. Fast alle Abteilungen melden zweistellige Zuwachsraten – nur die Spezialgießerei hat fehlende Aufträge durch den Ausfall von Vorhaben in der Militärtechnik. Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Schaefers verspricht, dass Honsel stärker auf den Umweltschutz setze: Anlagen zur Reinhaltung der Luft seien in Bau oder bereits in Betrieb – 1989 soll deshalb auch der bisherige üble „Fischgeruch“ durch die Honsel-Produktion in Meschede verschwinden.
Durchsuchung in Eslohe
Im Esloher Hauptausschuss wird beschlossen, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten: Die Polizei in Meschede soll so gegen unzumutbare Zustände in einem Haus der Gemeinde am Schlesierweg vorgehen. Jetzt fallen dort nachts sogar Schüsse. Es kommt zu einer Hausdurchsuchung, bei der ein Schreckschussrevolver und ein Luftgewehr sichergestellt werden. Zuletzt ist in dem Haus ein steckbrieflich, auch von holländischen Behörden gesuchter Mann festgenommen worden.
Zu lauter Krach durch A46
200 Bürger aus dem Mescheder Norden, aus dem Wohngebiet zwischen Glogauer und Waldenburger Straße, sammeln Unterschriften und machen eine Eingabe an die Stadt: Sie fordern eine Verlängerung des Lärmschutzwalls an der A46 – so laut sei der Krach durch Fahrzeuge auf der Autobahn. Sie vergleichen den Lärm mit dem von Düsenjägern.
Pioniere im Einsatz für die Natur
Ein großer Rauchpilz ist über Wennemen zu sehen, es wird zunächst ein Flugzeugabsturz vermutet. Tatsächlich ist oberhalb von Wennemen aber die Bundeswehr im Einsatz: Die Pioniergruppe des Verteidigungs-Bezirkskommandos 34 in Arnsberg sprengt dort in Zusammenarbeit mit dem Forstamt kontrolliert insgesamt 24 Löcher in den felsigen Boden – mit zusammen 64 Kilogramm Sprengstoff. Die Löcher sollen zu Tümpeln für Lurche und Insekten werden.
Weitere Berichte im Rückblick:
Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.
Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.
Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.
Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.
Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.
Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.
Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.
Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.
Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.