Meschede. Silke Kersting führt seit zehn Jahren „live & enjoy“ in Meschede. Jetzt wird das Haus abgerissen – wie geht es weiter für die Einzelhändlerin?
Die Hiobsbotschaft kam eine Woche vor dem zehnjährigen Jubiläum: Das Haus, in dem Silke Kersting ihr Ladenlokal betreibt, wird abgerissen. Kein Platz mehr für „live & enjoy by SK“ am Stiftsplatz in Meschede. Ein Schock für die Einzelhändlerin, die ihren Laden mit Herzblut betreibt. „live & enjoy“ ist „ihr’s“: Ihr Ding, ihr Traum, ihr Geschäft. Darin finden sich Mode, Accessoires und Deko, die sie selbst sorgfältig auswählt – alles nach ihrem Geschmack, hochwertig, aber leistbar, zeitlos, schön, die Mode ist sogar in größeren Größen erhältlich.
„Einen eigenen Laden zu führen war mein Lebenstraum – schon als ich damals die Lehre zur Einzelhandelskauffrau gemacht habe“, erzählt Kersting. Die gebürtige Lennestädterin ist damals der Liebe wegen nach Meschede gekommen, und geblieben. 2012 begann sie dann, einen ersten Businessplan auszuarbeiten. Aber eigentlich, überlegt sie, gab es da nicht mehr viel zu planen, denn das meiste hatte ihr der Lebenstraum schon vorhergegeben. Ihr Umfeld hielt sie damals für verrückt, in Meschede ein Geschäft zu eröffnen – sich einfach so selbstständig zu machen, ohne Sicherheitsnetz. Aufgehalten hat das die heute 55-Jährige nicht: „Wenn ich scheitere, dann kann ich zumindest sagen, dass ich es versucht habe.“
Schon der Anfang wurde ihr schwer gemacht: An ihren Erfolg glaubte niemand
Schon der Anfang wurde ihr schwer gemacht. „Ich wurde totgeschrien, da war ich noch gar nicht da.“ Aufgegeben hat sie nicht, und 2013 konnte sie schließlich ihr erstes Ladenlokal an der Behringhauser Straße eröffnen. Zunächst nur mit Deko und Accessoires, bald folgte die Mode – und dann auch der Umzug an den jetzigen Standort am Stiftsplatz.
Jede Kundin wird persönlich, ehrlich und herzlich betreut. Eine ältere Dame kommt rein, fragt nach einer Jeans draußen auf dem Ständer – die werde wohl nicht passen, weiß Silke Kersting sofort, aber sie hat eine andere, und die passt.
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Die nächsten Kundinnen, die kommen, werden sogar mit Namen begrüßt, einige per „Du“ – denn ihre Stammkundinnen kennt Silke Kersting oft schon seit Jahren. „Neue Kunden verirren sich immer weniger hierher.“ Sie hat sich aktiv gegen einen Platz mitten auf der Einkaufsmeile entschieden, möchte den auch heute noch nicht. Mit dem Stiftsplatz ist sie nah dran, aber eben nicht mittendrin. „Spätestens seit Gerry Weber und Taifun aus Meschede gegangen sind, kommt noch viel weniger Kundschaft.“
Schließung steht bevor: Mieten in Meschede zu hoch für die Einzelhändlerin
Aber die, die kommen, kommen alle mit aufgerissenen Augen, reißen den Blick nicht von Silke Kersting los: Die, die es nicht in der Zeitung oder in den sozialen Medien gelesen haben, erfahren von den großen roten Bannern im Schaufenster, dass „live & enjoy“ schließen muss – schließen wird, zum 30. November. Glauben können sie es alle nicht. „Ich möchte auch nicht schließen“, erklärt Silke Kersting jeder einzelnen.
„Aber hier kann ich nicht bleiben, und einen anderen Laden habe ich bisher nicht gefunden.“ Große Ansprüche hat sie erstmal nicht: Ein kleines, sauberes, helles Ladenlokal, das bezahlbar ist. Doch gerade am letzten Punkt hakt es in Meschede, erklärt Kersting. Mehrere tausend Euro Miete pro Monat, das könne sie mit ihrem Geschäft nicht erwirtschaften.
Wie es weitergeht? Silke Kersting weiß es noch nicht. Eigentlich möchte sie nicht aufgeben. „Aber ich muss auch etwas finden, in dem ich genügend Kraft und Energie aufbringen kann, um weiterzumachen“, erzählt sie. Und das hat sie eben nicht gefunden. Es müsste nicht mal in Meschede sein, solange sie „nicht hundert Kilometer am Tag“ fahren müsse. Erstmal schließt sie „live & enjoy“ am Stiftsplatz. „Alles, was passiert, hat einen Grund. Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere“, sagt sie. Und nach einer kurzen Pause: „Wahrscheinlich bin ich nur zu ungeduldig.“ Eine Kundin geht nach ausgiebigem Stöbern durch die Waren, die jetzt im Ausverkauf 20 Prozent reduziert sind: „Egal, wo Sie hingehen, Frau Kersting: Ich finde Sie!“