Meschede. Nicht nur Antibiotika, Medikamente aus allen Sparten fehlen in den Apotheken. Der nächste Protesttag ist geplant. Das sagen Meschedes Apotheker.
Apotheker Jan Bernd Harren scrollt an seinem Computer durch die Liste der Medikamente, überall ein Strich bei den möglichen Bestellmengen. Der Inhaber der Walburga-Apotheke in Meschede zeigt, wie akut der Medikamentenmangel immer noch ist. „Viele Medikamente können nicht ersetzt werden“, sagt Harren.
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Durch die Bank weg fehlen Standardpräparate: für bakterielle Infektionen, Naturstoff- und Allergiemittel, Hustenblocker, Augentropfen, Psychopharmaka, Herz-Kreislauf-Medikamente oder Magen-Darm-Mittel wie Iberogast. Antibiotika fehlen in jeder Form – ob für Erwachsene oder Kinder. „Im Juni habe ich noch mal zugeschlagen, alles was ich kriegen konnte“, sagt Harren. Das waren 14 Packungen eines Kinder-Antibiotikums, davon sei jetzt noch eine übrig.
Medikamentenmangel fällt bei Antibiotika am meisten auf
„Die Situation hat sich überhaupt nicht entspannt“, sagt Christiane Rips von der Ruhr-Apotheke. „Es verlagert sich nur: Was letztes Jahr gefehlt hat, ist jetzt da. Dafür fehlen andere Medikamente.“ Auch hier fällt es bei den Antibiotika am meisten auf.
Welche Medikamente gerade nicht lieferbar sind, ändert sich immer wieder. „Im Moment sind es Standardmedikament für Dialysepatienten, mal gibt es sie wieder, dann wieder nicht. Viele Patienten werden umgestellt auf andere Medikamente, dafür müssen Rezepte umgeschrieben werden“, erklärt die Apothekerin.
Medikamentenmangel ist Dauerthema in Meschedes Apotheken
„Der Medikamentenmangel ist nach wie vor ein Dauerthema. Das ist nicht sehr angenehm“, sagt Rudolf Wilmers von der Gartenstadt Apotheke. Betroffen seien vor allem Antibiotika, Insuline und bestimmte Herzmedikamente – und es weite sich aus.
„Wir müssen reagieren. Wir können selbst herstellen, das ist aber mit sehr viel Aufwand verbunden und die Vergütung dafür nicht ausreichend“, sagt Wilmers. Wenn ein Medikament nicht lieferbar ist, wird nach Ersatz gesucht: „Alternative Medikamente zu finden, ist mit einem sehr hohen Zeitaufwand und bürokratischen Hürden verbunden“, erklärt Wilmers.
Apotheker befürchten chaotischen Winter
„Bei regelmäßigen Medikamenten am besten frühzeitig darum kümmern“, rät Christiane Rips. „Von heute auf morgen - das geht im Moment nicht und beim Wechsel auf ein alternatives Medikament muss Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.“ Wer mit zwei bis vier Wochen Vorlaufzeit in die Apotheke kommt, entspannt die Lage. „Der Medikamentenmangel kann jede Sparte treffen“, ist sich Rips sicher.
Im Winter werden mehr Medikamente verbraucht, als im Sommer. Das liegt an steigenden Zahlen für Erkältung, Grippe und Infekten. Aktuell gebe es achtmal so viele Atemwegsinfektionen wie vor Corona, so Jan Bernd Harren. „Der Winter wird so chaotisch werden wie letztes Jahr, die Politik hat noch nicht geholfen“, so Harren. „Es sieht nicht gut aus für den Winter“, stimmt Christiane Rips ihm zu.
Das Bundesgesundheitsministerium rät den Apotheken Notfallmengen an bestimmten Medikamenten zu bevorraten. „Die muss man allerdings erstmal bekommen. Es gibt nur wenige Medikamente, die man bevorraten kann“, sagt Harren.
Nächster Apotheken-Protesttag geplant
Am 27. September findet der nächste Apotheken-Protesttag statt. Ab 13 Uhr bleiben an an diesem Mittwochnachmittag die Apotheken geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt spricht Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf. In einem Brief haben sich die Apotheker an den Minister gewandt, teilt Harren mit. Sie wollen vor allem wissen, warum die Politik nichts gegen die Lieferengpässe bei den Arzneimitteln unternimmt.