Meschede. Vor 45 Jahren: Pumpspeicherwerk bei Bestwig geplant, junge Mutter aus Meschede stirbt bei Unfall, Schmallenberger Stammtisch will nach Brasilien.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im September 1978, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Schulräume desinfiziert

Erst gibt es Sorgen, dann gibt das Gesundheitsamt in Meschede Entwarnung nach zwei Fällen von Gehirnhautentzündung bei Kindern: Eine Epidemie ist nicht zu befürchten, denn die Inkubationszeit, in der sich weitere Kinder hätten anstecken können, ist vorbei. Direkt in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien ist in der Marien-Grundschule ein Schulanfänger an Meningitis erkrankt.

Fast zur gleichen Zeit wird in einem Kindergarten in Meschede bei einem Kind eine weniger ansteckende Form der Meningitis beobachtet. Beide Kinder werden in die Märkische Kinderklinik nach Hamm gebracht. An der Marienschule werden die Räume, in denen sich das Kind aufgehalten hatte, sofort durch das Kreisgesundheitsamt desinfiziert. Beide Kinder sind auf dem Weg der Besserung.

Sorge bei Eltern in Meschede nach den Sommerferien 1978: Zwei Kinder sind an Meningitis erkrankt. Das Kreisgesundheitsamt gibt dann Entwarnung.
Sorge bei Eltern in Meschede nach den Sommerferien 1978: Zwei Kinder sind an Meningitis erkrankt. Das Kreisgesundheitsamt gibt dann Entwarnung. © Jürgen Kortmann

Wer betreibt neue Mülldeponie?

Anfang 1979 soll die neue Mülldeponie in Halbeswig in Betrieb geben. Noch immer ist die Frage offen, ob der Hochsauerlandkreis die Deponie selbst bewirtschaftet oder den Auftrag an ein Unternehmen vergibt. Vier Firmen haben dafür Angebote eingereicht: Auf fünf Jahre hochgerechnet wären sie aber teurer als ein Betrieb durch die Kreisverwaltung selbst. Eine erste Ausschreibung wird deshalb jetzt aufgehoben, nun soll mit den Unternehmen noch einmal direkt über Kostensenkungen verhandelt werden.

Weil der HSK in der zwiespältigen Situation ist, zugleich Mitbewerber als auch Jury zu sein, muss das kreiseigene Angebot vom Rechnungsprüfungsamt untersucht werden. Die Deponie verteuert sich von 6,4 auf 7,1 Millionen Mark, unter anderem wegen gestiegener Baupreise, zusätzlicher Gutachten und der erforderlichen Abdichtung eines Baches.

Kreisschützenfest in Cobbenrode

1600 Schützen aus dem Altkreis Meschede kommen zum Kreisschützenfest, das die St.-Nikolaus-Schützenbruderschaft in Cobbenrode ausrichtet. Die Gastgeber feiern ihr 125-jähriges Jubiläum. 31 Könige schießen dabei mit. Neuer Kreiskönig wird mit dem 99. Schuss Günter Schulte (24) aus Beisinghausen von den St.-Pankratrius-Schützen Reiste.

VEW plant 700-Megawatt-Anlage

In Bestwig gibt der Planungsausschuss grünes Licht für den geplanten Bau eines Pumpspeicherwerkes, das die VEW in zehn Jahren bauen möchte. Dabei soll das Oberbecken im Bereich des Bastenberges angelegt werden und das Unterbecken zwischen Brabecke und Ramsbeck. Die Anlage soll unterirdisch angelegt werden, dafür sind noch geologische Untersuchungen erforderlich. Das Pumpspeicherwerk bei Ramsbeck soll eine Leistung von 700 Megawatt haben.

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Feuerwehr: Einziger Verein im Ort

50 Jahre besteht die Feuerwehr in Visbeck. Als einziger Verein im Ort kümmern sich die 28 Feuerwehrmänner auch um Wanderungen, Sportfeste, den Martinszug und das Aufstellen von Sitzbänken. Die Feuerwehr ist am 8. November 1928 gegründet worden, nachdem in den Jahren zuvor im Dorf einige Großbrände gewütet hatten. Seit 1970 haben die Visbecker ein eigenes Feuerwehrfahrzeug.

Stammtisch fährt nach Brasilien

Die Idee entstand am Stammtisch: Friedhelm Lumme, Gerhard Körneke, Alfons Gödde, Ludger Wiethoff und Hubert Hanses aus Sögtrop und Kirchrarbach machen sich nach Brasilien auf. Die Männer im Alter von 20 bis 33 Jahren wollen in Brasilien Pater Anton Schauerte aus Kirchrarbach besuchen: Der 30-Jährige ist seit 1966 Missionar in der Gemeinde Piripiri im Nordosten Brasiliens.

Mutter stirbt bei Unfall

Bei einem Verkehrsunfall in Wennemen stirbt eine 24 Jahre alte Frau aus Meschede. Ihre neun Monate und drei Jahre alten Kinder werden bei dem Unfall schwer verletzt. Die Meschederin wollte mit ihrem Pkw von der Südstraße aus in die Geitenbergstraße einbiegen, dabei achtete sie nicht auf einen anderen Pkw, der in Richtung Schützenhalle fuhr.

Frauen können in Bruderschaft

In Freienohl können Frauen jetzt Mitglied in der St.-Nikolaus-Schützenbruderschaft werden. Das wird in der Herbstversammlung der Schützen beschlossen. Damit würdigen die Schützen das Engagement der Frauen in der Schießsportgruppe der Bruderschaft (und die Frauen dort erhalten so den Schutz durch eine Versicherung). Die Frauen verzichten zuvor auf die Teilnahme am Vogelschießen.

Einbruch im Postamt

Mindestens 10.000 Mark Schaden richten Einbrecher an, die in das Postamt an der Arnsberger Straße in Meschede eindringen. Sie knacken dafür eine Zugangstür an der Rampe im Hof der Post. Sie stehlen mehrere tausend Mark aus den Kassen, nehmen die Briefmarken mit und stehlen eine noch unbekannte Anzahl von Paketen und Päckchen. Beute aus dem Mescheder Postraub taucht danach in Köln auf.

Elfjähriger stürzt aus Zug

Beim Einfahren in den Bahnhof Wennemen fällt ein elf Jahre alter Schüler aus dem Zug. Obwohl ihn Mitschüler warnen, spielt er am Verschluss der Tür. Plötzlich öffnet sich die Tür und der Schüler wird durch den starken Sog nach draußen gezogen. Er wird schwer verletzt ins Mescheder Krankenhaus gebracht.

Urteil nach tödlichem Unfall

1600 Mark Geldstrafe muss ein 37 Jahre alter Portugiese aus Meschede nach einem Unfall in Wehrstapel bezahlen. Im Februar 1977 hat er eine 38-Jährige aus Wehrstapel mit seinem Auto so schwer verletzt, dass sie sechs Tage später an den Unfallfolgen stirbt. Der 37-Jährige hat die Frau noch gesehen, als sie mit ihrem Sohn aus einer Gastwirtschaft kommt und sich beide zwischen parkenden Autos auf den Straßenrand zubewegen. Ihm kommt nicht der Gedanke, dass beide die Straße überqueren wollen. Die letzten Worte, die der 16 Jahre alte Sohn von seiner Mutter hört, sind: „Komm, das schaffen wir noch, vor dem Auto auf die andere Straßenseite zu kommen!“ Das Gericht urteilt, der Autofahrer hätte vorsichtiger fahren müssen.

Gas für Eslohe und Schmallenberg

Die VEW will 1979 eine Erdgas-Pipeline bauen, an die ganz Eslohe und ein Teil von Wenholthausen angeschlossen werden. Die Leitung wird auf 17 Kilometern Länge ab Freienohl gebaut, es werden sechs Millionen Mark dafür investiert. Die VEW plant auch den Bau einer 33 Kilometer langen Leitung bis Schmallenberg.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.